Trevor
Die schlechte Laune, die Leo die ganze Woche über verbreitet, ist absolut anstrengend. Nicht mal anzicken kann ich ihn, weil er einfach noch eine Schippe oben drauf legt.
„Jetzt zieh dich an. Die kleine Hexe nervt sonst weiter", meckere ich ihn an und werfe ihm noch im selben Atemzug einen Pulli zu. Natürlich einen von meinen. Das hebt seine Laune immer extrem.
„Wieso kümmerst du dich so um dieses nervende Kind? Sie will doch nur, dass du ihre Mathehausaufgaben machst", brummt er, zieht sich jedoch den Pulli über, wofür er aufsteht. Da nutze ich direkt aus, um ihn am Arm zur Tür raus zu ziehen.Die kleine Hexe nervt sonst nämlich weiter und das geht mir fast noch mehr auf den Keks, als dieser mürrische Kerl mit dem ich mir das Bett teile.
Die ganze Fahrt über meckert er so viel, dass ich am liebsten aussteigen und mit dem Bus fahren möchte. Alternativ könnte auch ein Strick helfen, um meinen Hals, an dem ich von der Decke baumle.
„Halt endlich die Klappe. Du bist schlimmer als eine Frau, die ihre Tage hat. Krieg dich endlich ein. Er hat nichts gesagt und ist dir wie sonst immer aus dem Weg gegangen. Jetzt chill", fahre ich ihn ungehalten an.
Seine Laune ist nur so schlecht, weil er denkt sein Vater würde ihn jetzt anders behandeln. Als ob das so einen Unterschied macht, ob er jetzt mit einer Frau zusammen ist oder mit mir.
Seine Stimmung färbt langsam doch auf mich ab. Auch wenn, ich sonst so gelassen in der Woche war.
„Sonst sage ich Tess, dass du nicht arbeiten kannst, weil ich dich irgendwo festkette, bist du dich wieder eingekriegt hast", setze ich genervt hinter her. Irgendwie reicht es mir gewaltig.
„So anstrengend kann ich doch gar nicht sein", antwortet er ganz leise und schaut mich entschuldigend an. Scheint er jetzt doch mitzubekommen, dass er ohne Grund total am Rad dreht. Ich meine, dass fällt ihm ja verdammt früh auf. Wehe das bringt er öfter.Bestimmt hat Megan schon hinter der Tür gewartet. Ich konnte mir kaum die Schuhe ausziehen, da hat sie mich schon mit in ihr Zimmer gezogen, man das Kind ist echt unmöglich.
„Hey Tess, lass dich von der Zicke nicht ärgern", lache ich in die Richtung der Küche und bekomme von hinten eine Kopfnuss verpasst.
„Hey Mama", murrt Leo nur hinter mir und folgt mir in Megan's Zimmer, anstatt wie angenommen zu Tess zu gehen.Dieses rosa Zimmer geht so gar nicht. So viel Rosa. Bää. Ich unterdrücke dabei immer so einen Würgreflex. Das ist wirklich zu viel. Wie kann so viel Rosa nur in einem Zimmer sein? Ich würde Albträume bekommen, wenn ich mich hier länger aufhalten müsste.
Aus Mangel an Sitzmöglichkeiten schmeiße ich mich auf das winzige Bett.
„Du bist nicht zum Gammeln hier. Los mach Mathe", fordert Megan und schmeißt mir ihr Buch zu. Ich sollte anfangen, Geld von ihr zu verlangen, es ist schließlich nicht das erste Mal, dass ich ihre Matheaufgaben mache. Ich sollte die Aufgaben für Physik nicht vergessen, die will sie auch immer erklärt bekommen.„Du bist unmöglich. Benutz deinen eigenen Kopf", knurrt Leo und kuschelt sich neben mich, sodass er den Kopf gegen meinen Oberkörper lehnt und meinen Arm fest hält, den ich über seinen Bauch gelegt habe.
Er will wohl wieder gut machen, dass er die Woche über so ein Arsch war. Jedenfalls schaut er mich echt niedlich an. Er kann echt froh sein, dass ich nicht sonderlich nachtragend bin. Macht er das vielleicht mit Absicht? Klar was sonst. Er weiß ganz genau, dass ich ihm nicht böse sein kann, wenn er so guckt.
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One Day There Was You
General FictionTrevor ist mit seinem Leben nicht zufrieden. Es ist langweilig. Er hat keine Freundin. Und es macht auch nicht den Anschein, als würde er in naher Zukunft eine haben. Dafür hat er schon zu lange nichts mehr gefühlt, was Liebe nah kommen könnte. Eige...