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Trevor


Ich mag es seit Anfang an, mich an ihn zu kuscheln und ihn ganz nah bei mir zu haben, auf diese Weise kann ich auch sicher gehen, dass er mir nicht weg rennt. Wenigstens für ein paar Minuten. Gemütlich lehne ich den Kopf an seine Brust und begrabe ihn fast unter mir. Ich kann dabei deutlich hören wie schnell sein Herz noch schlägt. Es bereitet mir ein leichtes Lächeln, dass es sich noch nicht beruhigt hat und wenigstens noch genauso schnell ist wie meins.

„Darf ich dich eigentlich was fragen?" Irgendwie bin ich jetzt neugierig, da habe ich heute schon etwas über den kleinen Leo in Erfahrung bringen können, aber eine Sache interessiert mich doch noch. Er nickt nur und streicht mir weiter durch die Haare.
„Wie hast du damals mitbekommen, dass du auf so durchgeknallte Kerle wie mich stehst?" Gefragt habe ich es mich schon ein paar Mal, aber immer vergessen zu fragen, da nutze ich mal die Chance und tue es jetzt.
„Wenn du mir erzählst, weshalb du dafür so lange gebraucht hast", lacht er mich nur an. Das ist doch ein fairerer Deal, wo ich mich gerne darauf einlasse und zustimmend nicke.
„Oh man. Ob ich das noch so zusammen bekomme. Das ist so lange her", fängt er an und fährt sich kurz mit der Hand über das Gesicht.
„War mein Leo damals etwa noch klein?", lache ich ihn frech an und auch er lacht nur. Ich drehe mich etwas, sodass ich den Kopf immer noch auf seiner Brust habe, jedoch ihn jetzt ansehen kann.
„Der kleine Leo war klein. Was war ich 16 oder 17 oder doch 15? Ach ich weiß es nicht. Eins weiß ich Megan war noch kleiner." Er muss wirklich überlegen, so wie er gerade mit sich selbst redet.
„Jedenfalls habe ich tierisch für dieses Mädchen geschwärmt", fängt er an und ich unterbreche ihn sofort. Mädchen? Danach habe ich doch gar nicht gefragt.
„Ach, doch ein Mädchen", necke ich ihn prompt und er verpasst mir eine Kopfnuss.
„Lass mich ausreden. Sonst stirbst du dumm", meckert er mich gespielt an, woraufhin ich schnell nicke, denn es interessiert mich wirklich.
„Also ich habe wirklich geschwärmt, war aber zu dämlich sie anzusprechen. Ich glaube, sie wusste nicht mal wie ich heiße, doch irgendwann ist sie mal im Flur in mich reingerannt und hat mich glatt umgerissen. Im wahrsten Sinne. Ich dachte mir nur, jetzt oder nie. Und weil sie sich dafür bestimmt zehnmal entschuldigt hat, meinte ich nur, es sei okay, wenn sie mit mir ins Kino gehen würde." Ich kann einfach nicht meine Klappe halten und muss schon wieder reinreden.
„Kino? Nur langweilig Film gucken oder die richtige Interpretation von Kino?" will ich neugierig wissen, schließlich kann ich so dann besser einschätzen, wie er in dem Alter drauf war.
„Was du immer von mir denkst. Nur Kino. Auch wenn ich sonst eine große Klappe hatte, in dem Punkt nicht. Überhaupt nicht. Naja, wir sind dann halt ins Kino. Der Film war tot langweilig. Ich dachte, ich muss sterben, aber ich habe nichts gesagt. Du kannst es jetzt drehen wie du willst, aber weil ich das so tapfer durchgehalten habe, hat sie mich sogar geküsst. Blöd war nur, nichts, von dem was ich glaubte dabei fühlen zu müssen, ist passiert." Ach verdammt. Ich muss lernen das zu lassen.
„Wirklich gar nichts?", hake ich gleich nach. Unbeirrt streicht er mir weiter durch die Haare, während er darauf eingeht.

„Nichts. Nada. Null Gefühle. Hat sie aber nicht bekommen. Das hatte mich schon etwas verwirrt, weshalb ich es Mama erzählt habe, doch sie konnte sich das auch nicht erklären. Auf Grund dieser nicht vorhanden Gefühle hatte sich die Schwärmerei sehr schnell für mich wieder erledigt. Bringt ja nichts wenn da nichts zum Fühlen ist. Ich dachte jedoch erstmal, dass es irgendwie normal sei, wenn man sich da zu sehr hineinsteigert." Bis jetzt frage ich mich noch worauf er hinaus will und frage doch wieder direkt nach. Ich kann wirklich nicht die Schnauze halten. Ich werde mich dafür noch mal selbst ohrfeigen.

„Und was hat das jetzt damit zu tun?"
„Kommt doch jetzt." Leise lacht er über meine Ungeduld.
„Naja, also bei uns gab es nur zwei, drei an der ganzen Schule, die sich geoutet hatten und einer davon war in der Fußballmannschaft. Absolut nicht mein Sport. Das sind doch nur 10 Idioten, die sich um den Ball prügeln und einer der ihn nicht haben will. Versteh da einer die Logik. Jedenfalls war Danny so ein Kerl auf den alle standen, selbst die Mädchen, obwohl sie wussten, dass sie nie Erfolg haben würden. Neben den Strebern gab es nur eine Handvoll an Schülern, die mit Fußball nichts zu tun hatten, ansonsten war das so ein Ding, wo die ganze Schule für Kopf stand. Ich hatte mein Skateboard und war damit glücklich. Zum Ärgern einiger anderen, aber egal. Jetzt mein Schatz, Ohren auf. Wie jeden Tag war ich mit dem Skateboard auf dem Weg nach Hause, als mich jemand vom Board geschossen hat. Mit einem Fußball. Als hätte jemand auf mich gezielt. Ich war noch nie gut auf die Fußballer zu sprechen, weswegen ich los geschimpft habe wie ein Rohrspatz. Immerhin war meine Hose im Arsch und wenn man über Schotter rutscht hinterlässt das auch keine unschönen Wunden. Nein überhaupt nicht." Die Ironie kann man in seinem letzten Satz richtig hören, doch er hat Recht. Schotter ist unschön. Und trotz meines Talents, mich öfter mal auf die Fresse zu legen, habe ich es immer geschafft, einen Bogen um Schotter zu machen.
„Auf dem Fußballplatz standen die werten Herren und lachten herrlich über meine Stunt, inklusive Danny. Habe mir dann nur mein Board genommen und bin einfach nach Hause gefahren. Das ich mir dabei das halbe Knie zerlegt habe, habe ich erst zu Hause gesehen, deswegen sieht es heute auch so formschön aus." erklärt er ruhig weiter.

One Day There Was YouWo Geschichten leben. Entdecke jetzt