Trevor
Die ersten zwei Tage sind nur dahin gezogen. Es war einfach so viel zu tun und es war auch so schön. Ich habe sogar das Gefühl, dass Leo sich erholt und anfängt zu entspannen. Ich würde es mir zumindest wünschen.
Eigentlich wollten wir gemütlich nur auf der kleinen Bank an dem Teich im Garten sitzen. Doch Leo wirkt abwesend und scheint mir auch nicht wirklich zu zuhören.
„An was denkst du gerade?", frage ich ihn, da er anfängt auf seiner Lippe zu kauen. Ihn beschäftigt etwas sehr.
„Nate", murmelt er leise.Innerlich könnte ich gerade aufschreien. Dieser Kerl macht mich irre. Also nicht Leo sondern der andere, von dem ich ihn ablenken wollte. Was scheinbar total nach hinten los ging. Doch ich habe mir darüber auch genügend Gedanken gemacht und habe eine Entscheidung getroffen, die mir absolut nicht zusagt und für die ich mich selbst hasse, aber ich stelle mich hinten an. Es geht um Leo. Um ihn mache ich mir Sorgen. Nicht um mich. Das was ich gleich sagen werde, fällt mir überhaupt nicht leicht, aber für ihn ist es vielleicht besser, wenn er das weiß.
„Wenn du Zeit brauchst, weil du dich um ihn kümmern möchtest oder Zeit für dich brauchst und mich deswegen rausschmeißt, dann kann ich das verstehen." Aufrichtig schaue ich ihn an. Ihm fallen fast die Augen aus dem Kopf, bevor er von der Bank aufspringt und mich ungläubig anstarrt.
„Bist du total bescheuert? Was geht in deinem Kopf eigentlich ab?", schimpft er mich an.
„Ich würde es verstehen", fange ich an, doch er meckert weiter.
„Nein. Sag sowas nie wieder." Mit zitternder Stimme und glasigem Augen steht er da und versteht die Welt nicht mehr.Ich richte mich auf und nehme ihn in den Arm. Sofort legt er den Kopf gegen meine Schulter und klammert sich in mein Oberteil.
„Du darfst nicht gehen", schnieft er leise. Noch etwas mehr ziehe ich ihn in die Umarmung und halte ihn fest. Mit allem was ich mache, möchte ich ihn doch nur beschützen. Und wenn er nicht möchte, dass er Zeit für sich oder andere Sachen hat, dann akzeptiere ich das. Ich bin sogar fast erleichtert. Es verdeutlicht mir noch mehr viel er empfindet.„Ich werde nicht gehen", verspreche ich ihm.
„Du bedeutetest mir viel mehr als überhaupt jemand. Verdammt, du Arsch, ich liebe dich", wispert er leise und klammert sich noch etwas mehr an mich.
„Ich liebe dich auch", hauche ich ihm ins Ohr.
„Dann sag sowas nie wieder", fleht er leise. Schwach nicke ich nur, während ich ihn noch fester halte.Ich werde nie wieder auf die Idee kommen und so etwas sagen. Besonders, da es mir selbst ja absolut nicht leicht gefallen ist und ich es schon gehasst habe, es auch nur zu denken.
Ich kann nur schwer sagen, wie lange wir so dastehen. Eng umschlungen, dicht bei einander und keiner sagt ein Wort.
„Ich werde dir solange auf die Nerven gehen, bis du alt und grau bist", murmle ich schließlich leise. Ich hoffe, das baut ihn wieder auf.
„Ist das ein Versprechen?" Leo löst sich etwas von mir und schaut mich mit großen Augen an.
„Ein Versprechen und eine Vorwarnung. Ich kann ganz schön nerven", kichere ich leicht. Da fängt er endlich wieder an zu lächeln.
„Das habe ich schon mitbekommen, trotzdem will ich nur noch dich", strahlt er mich an. Mir bleibt nicht anderes übrig, als ihn zu küssen. Das ist der einzige Weg wie ich ihm zeigen kann, dass es mir genauso geht.„Wollt ihr helfen, die Kälber zu füttern?", ruft Opa uns von Weiten zu und hält den Futtereimer hoch.
„Ja, sind gleich da", ruft Leo zurück, danach fährt er sich einmal mit der Hand durch das Gesicht.„Geht's wieder?", frage ich vorsichtig und schaue ihn eindringlich an. Ich möchte eine ehrliche Antwort haben.
„Wenn du aufhörst so etwas zu sagen, dann schon. Bin heute wohl etwas aufgewühlt", seufzt er kurz. Er sieht aber schon deutlich besser aus, als vorhin. Nicht mehr ganz so aufgebracht.
„Versprochen, aber wenn etwas ist, dann kannst du es mir sagen." Vermutlich klingt es etwas mahnend, aber ich will nur, dass er weiß, dass er mir alles sagen kann. Auch wenn es um Nate oder etwas ähnliches geht. Er haucht mir einen leichten Kuss auf die Wange, was ich als Zustimmung auffasse und lasse mich von ihm in den Stall mitziehen.
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One Day There Was You
General FictionTrevor ist mit seinem Leben nicht zufrieden. Es ist langweilig. Er hat keine Freundin. Und es macht auch nicht den Anschein, als würde er in naher Zukunft eine haben. Dafür hat er schon zu lange nichts mehr gefühlt, was Liebe nah kommen könnte. Eige...