Trevor
Ich habe keine Lust auf meine Familie. Meine Tante quatscht einfach viel zu viel und viel zu lange. In einer Tour und ohne Luft zu holen. Meine Cousine ist davon auch regelmäßig genervt, weswegen sie meistens sehr wenig spricht. Sie kommt ja auch nie zu Wort. Jetzt sitzen die beiden jedenfalls in der Küche und Mom's Schwester erzählt und erzählt und erzählt. Ich denke ja an manchen Tagen, Mom sei anstrengend. Aber Doris ist noch viel schlimmer. Dad hat sich vor einer Weile in sein Arbeitszimmer verzogen und meinte er müsste noch was sehr wichtiges erledigen, doch er sitzt bestimmt in seinem Sessel und spielt mit seinem Handy oder genießt einfach die Ruhe. Amy, meine Cousine, rollt auch nur noch in den passenden Momenten mit den Augen und würde sich auch gerne verstecken.
Unauffällig deute ich mit dem Kopf zu ihr, dass wir uns verziehen, sollen die Zwei mal weiter über die richtige Mülltrennung philosophieren.
„Mein Kopf explodiert gleich! Ich weiß sie redet viel und gerne, aber mit Elisha ist das ja scheußlich. Nicht zum Aushalten", fängt Amy prompt an, als wir uns in den Wintergarten setzen. Chucky nutzt ihre Chance, dass ich zu Hause bin und kuschelt sich gleich wieder zu mir auf das Sitzkissen.
Sie fehlt mir ja auch, wenn ich bei Leo bin, aber ich kann sie schlecht mitnehmen. Das geht doch nicht. Vermutlich muss ich mal gestehen, dass ich eine Beziehung habe und deswegen nie zu Hause bin und dann könnte ja Leo mit hier herkommen und Chucky wäre nicht die erste halbe Stunde, wenn ich wieder zu Hause bin, böse mit mir.
„Und dann immer solche Themen. Unmöglich", bestätige ich sie, doch sie spielt schon an ihrem Handy und fängt an verdächtig zu lächeln. Ich kenne dieses Lächeln. Ich habe es immer, wenn ein gewisser dunkelhaariger, schlaksiger Kerl schreibt.
„Und der Name von dem netten Kerl?" Mit einer hochgezogenen Augenbraue schaue ich sie an. Voll erwischt, dass sieht man ihr richtig an. Damit hat sie nicht gerechnet. Gut, ich gestehe, es ist mir nur aufgefallen, weil ich auch so bescheuert grinse und man mich in letzter Zeit oft darauf hingewiesen hat. Und mit ihren zarten 17 Jahren darf sie das ja auch mal.
„Was denn? Das sieht man dir an. Jetzt erzähl, ich verrate auch nichts." Auch wenn ich wetten könnte, dass sie mir nichts erzählt, weil es einfach an dem Alter liegt. Damals habe ich Mom auch nicht alles erzählt. Sehr viel, aber nicht alles.
„Nur wenn du auch erzählst. Bei dir steht es fast in Leuchtbuchstaben auf der Stirn. Elisha ist auch ein bisschen blind, oder?" Treffer versenkt. Das Mädchen ist gut. Ich nicke also und bestätige sie. Wenn sie jedoch nicht die richtigen Fragen stellt, dann bekommt sie die selben Antworten wie Mom. Ich rücke doch nicht mit Informationen raus, wenn es nicht sein muss.Und sie erzählt mir vieles was ich gar nicht gefragt hätte. Ihre Mom ist halt Doris, auch bekannt als Schnatterinchen, und sie ist ein pubertärer, verliebter Teenager. Was soll man machen. Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Und wenn Amy dann mal zu Wort kommt, dann ist sie wie ihre Mutter.
„Jetzt du. Los erzähl von deiner Freundin", fordert sie nachdem sie ihren Bericht beendet hat.
„Das ist ganz einfach. Ich habe keine." Frech grinse ich sie an. Ihr entgleiten fast die Gesichtszüge, woraufhin sie sich ein Sofakissen schnappt und mich damit abwirft.
„Du Scheißkerl hast mich angelogen", schimpft sie. Leise lache ich in mich hinein. Ich kann doch auch nichts dafür, wenn sie die falsche Frage stellt. Amy scheint einen Moment zu überlegen, bevor sie ein freches Lächeln aufsetzt.
„Oder ist es ein Typ?" Ihr Lächeln wird breiter als mir das Lachen vergeht und ich sie einfach nur emotionslos ansehe. Wie? Soweit denkt doch hier sonst keiner! Aber ...„Zu geil. Nicht nur einer von euch tanzt aus der Reihe, das macht ihr beide mit Bravur. Ich habe die besten Cousins überhaupt", lacht sie mich an. Ich hoffe, nur sie hält die Klappe, sonst hat sie beim nächsten Mal nichts mehr zu lachen. Die Sorge in mir wird jedoch immer größer. So wie sie mich überrumpelt hat. Ich war nicht darauf vorbereitet, dass sie das erfährt. Mein Herz schlägt wild gegen meine Brust. Mein Blutdruck schießt in die Höhe. Ich muss mich wirklich zusammenreißen, um nicht noch Schnappatmung zu bekommen. Von der drohenden Panikattacke mal ganz zu schweigen.
DU LIEST GERADE
One Day There Was You
General FictionTrevor ist mit seinem Leben nicht zufrieden. Es ist langweilig. Er hat keine Freundin. Und es macht auch nicht den Anschein, als würde er in naher Zukunft eine haben. Dafür hat er schon zu lange nichts mehr gefühlt, was Liebe nah kommen könnte. Eige...