Trevor
Am Abend bin ich immer noch total aufgekratzt und will noch was machen, doch Leo ist irgendwie fertig. Wenn es nach ihm ging, würden wir den restlichen Abend entspannt vor dem Fernseher sitzen. Ach, ich habe das Rummachen vergessen. An sich ist es auch eine wirklich verlockende Idee, aber ich habe ausnahmsweise mal einen gewissen Bewegungsdrang und das sollte man ausnutzen. Wer weiß wann das wieder vorkommt.
„Komm schon. Mir ist langweilig. Können wir nicht noch feiern gehen?" Ich weiß, dass ich etwas quengle, aber wenn ich hier nur sitze, dann mache ich heute wirklich noch irgendwelchen Blödsinn und da ich mich ja benehmen soll, wäre es nicht so vorteilhaft.
„Nur wenn ich vorher eine Pizza bekomme", lenkt er ein. Leicht genervt schaut er mich dabei an. Da habe ich wohl etwas zu viel genervt. Sorry. Überschwänglich küsse ich ihn dafür. Das muss doch als Wiedergutmachung reichen.Bereits eine halbe Stunde später steht der Pizzabote vor der Tür. Ich muss echt aufpassen, dass ich Leo nicht zu sehr zur Beeilung antreibe. Ich könnte nur vor Energie platzen. Das nervt mich selbst sogar.
„Verdammt Trevor. Setz dich hin. Du machst mich total wahnsinnig", fährt er mich an, als ich anfange durch die Wohnung zu laufen. Reumütig schaue ich ihn an und tue wie mir befohlen. Artig setze ich mich auf den Stuhl ihm gegenüber und rufe mich selbst zur Disziplin auf, um nicht anzufangen mit dem Bein zu wackeln.
„Ist ja schlimm mit dir", stellt er fest und schiebt den Rest seiner Pizza rüber. Eigentlich habe ich gar keinen Hunger, doch wenn es mir schon angeboten wird, dann kann ich doch schlecht ablehnen. Die verkommt doch dann, das wäre Verschwendung.„Hast du es dann?" scheucht er mich hoch, als er ein paar Minuten später die Arme von hinten um mich legt. Ich lege den Kopf in den Nacken um ihn ansehen zu können und sehe, dass er sich eine Jeansjacke übergezogen hat und irgendwo ein Snapback Cap hergezaubert hat. Das Cap steht ihm richtig. Irgendwie habe ich den Eindruck, er ist wandelbar wie ein Chamäleon und immer sieht er gut aus.
„Bin fertig" verkünde ich eifrig und ziehe ihn auch schon hinter mir her zur Tür. Bevor er es sich wieder anders überlegen kann.„Wieso bin ich eigentlich noch nüchtern?", rätselt er in der S-Bahn leise vor sich hin. Die Frage kann ich ihm auch nicht beantworten. Ich brauche nicht unbedingt Alkohol, um im Club meinen Spaß zu haben, doch meistens habe ich am nächsten Morgen trotzdem einen Kater. Wie auch immer das passiert. Das kann ich mir auch nicht erklären.
„Hättest statt der Pizza auch was trinken können", lache ich ihn leise an und kassiere dafür nur einen Mittelfinger, dennoch grinse ich ihn einfach weiter an. Ich kann ihm genau ansehen, dass er wirklich lieber zu Hause geblieben wäre und jetzt nur wegen mir mitkommt. Vermutlich denkt er, ich würde irgendwelchen Blödsinn machen, wenn er nicht dabei ist.
„Ich benehme mich auch. Versprochen", flüstere ich ihm in der vollen S-Bahn zu.
„Das werden wir sehen." Frech grinst er zurück. Er traut mir wirklich viel zu, nur das ich mich extra für ihn benehme scheinbar nicht. Ich weiß jetzt nicht, ob ich da nicht ein kleines bisschen eingeschnappt sein sollte. Das ich extra nur für ihn wieder eins seiner Shirts an habe, scheint ihm entgangen zu sein. Ich habe ja fast gedacht, dass dazu noch eine Aussage kommt, aber nichts.Als ich den Türsteher erblicke, bekomme ich automatisch ein breites Grinsen. Auf ihn ist auch immer Verlass. Als Leo es bemerkt, schaut er mich nur irritiert an, doch ich ignoriere ihn und scheuche ihn an der Schlange vorbei. Ich stelle mich doch nicht ewig an, wenn ich hier ohne Probleme reinkomme.
„Little T. Auch wieder da?", lacht der breite Kerl, mit dem Cal und ich zur Schule gegangen sind. Man muss halt nur die richtigen Leute kennen.
„Johnny. Muss doch gucken was du so treibst", begrüße ich ihn, woraufhin er nur krächzend loslacht. Kommentarlos nimmt er die Absperrung zur Seite und lässt uns durch.
„Lebt Cal eigentlich noch? Ewig schon nicht mehr gesehen", fragt er neugierig nach.
„Jedenfalls war er letztes Wochenende noch putzmunter, wie das diese Woche schon wieder aussieht, weiß ich auch nicht", lache ich zurück und er grinst nur.
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One Day There Was You
General FictionTrevor ist mit seinem Leben nicht zufrieden. Es ist langweilig. Er hat keine Freundin. Und es macht auch nicht den Anschein, als würde er in naher Zukunft eine haben. Dafür hat er schon zu lange nichts mehr gefühlt, was Liebe nah kommen könnte. Eige...