19. fake people, fake smiles

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Gelangweilt saß ich am Esstisch und versuchte für den Mathetest morgen zu lernen, als Dylan rein kam. Seine Haare waren total zerzaust und er hatte ein paar Schrammen am Körper. Erschrocken stand ich auf und rannte zu ihm. "Ach du scheiße, Dylan was ist passiert?" besorgt begutachtete ich seinen Körper. "Ich hatte einen Autounfall." murmelte er und wirkte nachdenklich. "Und warst du schon im Krankenhaus? Wie wie ist das überhaupt passiert? Geht es den anderen gut? Geht es DIR gut? Welcher Bastard war das!?" brabbelte ich los.

"Alles gut Prinzessin." wimmelte er mich ab und setzte sich an den Tisch. "Dylan!" sagte ich streng und setzte mich neben ihn. "Weißt du noch dieser Typ in Schwarz.. vor deinem Fenster?" fragte er mich. Ich nickte eifrig. "So ein schwarzes Auto ist voll in mich rein gerast, ganz plötzlich aus dem Nichts.. und als ich mich nach dem ersten Schock umgesehen habe, da stand auf der anderen Straßenseite ein ganz schwarz gekleideter Mann und hat mich beobachtet. Aber als ich auf ihn zu gelaufen bin hat er sich umgedreht und ist ganz schnell weg gegangen." erzählte er.

Verwirrt zog ich meine Augenbrauen zusammen. Ich lief zum Kühlschrank und holte aus dem Gefrierfach einen Eisbeutel für Dylan. "Hier." Ich reichte ihm das Eis und lies mich wieder auf den Stuhl fallen. "Uns zu stalken ist eine Sache, aber absichtlich einen Autounfall verursachen geht mir doch zu weit.. wir müssen es der Polizei melden!" Ich musterte Dylans Schmerz-verzerrtes Gesicht besorgt. Er nickte nur abwesend und starrte aus dem Fenster. "Ich muss nachher noch zu den Taylors.. könntest du mich fahren?" fragte er mich trocken.

"Klar." sagte ich knapp und machte mich dann wieder an die Mathe-Aufgaben. Ohne meinen Kopf zu bewegen bekam ich mit, wie Dylan ins Bad lief und die Dusche anstellte. So sehr ich es jedoch versuchte, ich konnte und wollte mich nicht auf Mathe konzentrieren. Wie gestört muss man denn sein, absichtlich in ein anderes Auto zu fahren?! Nachdem ich aber auch nach weiteren 10 Minuten keine plausible Erklärung für das ganze gefunden hatte wand ich mich doch an Mathe.

Angestrengt kaute ich auf der Rückseite meines Bleistifts rum und starrte auf das voll beschriebene Blatt vor mir. Alles voller Formeln und Regeln, die ich für die Prüfung brauchte. Vielleicht hätte ich die Schule doch abbrechen sollen, das schaffe ich doch nie! Ich reckte meinen Kopf einmal nach rechts und einmal nach links um meinen Nacken zu lockern, doch es half nichts. Ich spürte das nervige Ziehen immer noch, das sich bis vor in meine Stirn zog. Verzweifelt schloss ich meine Augen und erschrak etwas, als Dylan meine Schulter berührte.

Mitleidig lugte er über meine Schulter auf das Blatt und seufzte. "Ich kann dir auch gerne helfen." Schmollend blickte ich von meinem Freund auf das Blatt. "Wenn du schaffst mir das bei zu bringen, dann glaube ich wirklich an Wunder!" "Das ist eigentlich gar nicht so schwer.." began Dylan aufmunternd. Doch es brachte mich nur dazu meinen schmerzenden Kopf gegen den harten Holztisch zu rammen, was das nervige Piksen an meinen Schläfen nur verstärkte. Belustigt griff Dylan sich einen Stuhl, setzte sich und legte seinen Arm schützend um meine Schultern.

"Wir schaffen das!" ermutigte er mich. Wir? Soweit ich weiß kann er es doch schon und eigentlich ist es ja auch nicht so schwer..! Und während ich damit beschäftigt war Dylan in meinem Kopf nach zu äffen schrieb das Mathegenie neben mir die kompletten Formeln in einer chronologisch sinnvollen Reihenfolge auf und fertigte mir einen übersichtlichen Lernzettel an. "Jetzt sieht das schon gar nicht mehr so verwirrend aus." staunte ich. "Siehst du. Und jetzt musst du mich zu den Taylors fahren." grinste er. Genervt rollte ich mit den Augen und schnappte mir meinen Autoschlüssel.

Bei den Taylors angekommen wollte ich mich gerade von Dylan verabschieden, als er mich aus dem Auto zog. "Du kommst schön mit!" Er nahm meine Hand und führte mich zu der großen Haustüre. "Wieso? Niemand in diesem riesigen Haus, abgesehen von Nathan mag mich!" quengelte ich. "Ach was, hab dich nicht so." Dylan pikste mich in die Seite und dann wurde auch schon die Türe von Helen geöffnet. Erfreut lächelte sie Dylan an, doch dann fiel ihr Blick auf mich. "Ouh.. oh. Ich wusste nicht das du.. Besuch mitbringst." Sie musterte mich abfällig.

Wie immer war sie perfekt eingekleidet, als würde sie auf ein riesen Event gehen und ich? Ich trug Turnschuhe, zerrissene Jeans und einen schwarzen Pulli von Dylan. Natürlich hatte ich nicht erwartet bei ihrer Hoheit zu erscheinen und deshalb hatte ich auch nicht meine Tiara und mein pinkes Prinzessinnen-Kleid ausgepackt gehabt. "Ich freue mich auch sehr dich zu sehen Helen." Ich schenkte ihr mein unehrlichstes Lächeln und schaute an ihr herab, als meine Mundwinkel langsam nach unten wanderten. Wie ich diese Frau doch verabscheute.

Sie räusperte sich. "Ja Lia.. es ist immer wieder eine Freude dich hier zu haben." Sie erzwang sich ein gepresstes Lächeln. Sie hielt uns die Türe auf und lies uns rein. "Ich werde kurz Emilia holen, bitte setz dich doch." Sie zeigte in das Wohnzimmer. "Lia geh doch nach oben spielen oder so, Nathan ist sicherlich in seinem Zimmer." Elegant drehte sie sich um und schwebte die Treppen nach oben. Mit offenem Mund drehte ich mich zu Dylan und schaute ihn empört an. "Hast du das gehört!?" Angestrengt atmete Dylan ein und nickte.

"Weißt du jetzt was ich mein? Sie behandelt mich wie ein Baby! Und sie kann mich überhaupt nicht leiden." redete ich weiter auf ihn ein. "Lia, es wäre glaube ich wirklich besser wenn du hoch zu Nathan gehst.." Verdutzt schaute ich meinen Freund an. Er machte doch Witze oder? "Denkst du ich bin nicht reif genug um bei Geschäftsgesprächen dabei zu sein?" Beleidigt kniff ich meine Augen zusammen. "Doch, natürlich, aber das wäre doch nur langweilig für dich. Sei doch froh, dass du nicht dabei sein musst." Er kam einen Schritt auf mich zu und legte seine Hand beruhigend auf meinen Arm.

"Und wieso bin ich dann überhaupt hier? Ich hätte genau so gut wieder nach Hause fahren können.." Ich entzog mich seiner Berührung. Dylan öffnete gerade seinen Mund um etwas zu erwidern, als Emilia und Helen den Raum wieder betraten. Abfällig schauten mich beide an. "Ach Kind, du bist immer noch hier?" bemerkte Helen. Ihre klare, bestimmte Stimme drang in meine Ohren und lies mich fast zusammenzucken. Widerwillig beobachtete ich Emilia, wie sie Dylan jeweils einen Kuss auf die Wangen drückte.

"Wir müssen jetzt über wichtige Dinge reden. Soll ich dir etwa jemanden holen, der es dir nochmal erklärt?" meckerte Helen. Emilia setzte ein gespieltes Lächeln auf und legte ihre Hand sanft auf Dylans Schulter. Mein wütender Blick fiel von ihr auf Dylan und dann auf Helen, bevor ich mich stur umdrehte und die weißen Stufen hoch stapfte.

-My Life as Lia- Zusammenleben mit Badboys für AnfängerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt