27. Past

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Ohne eine große Empfangsparty von Helen zu erwarten lief ich mit Nathan durch die Einganstüre und blickte verwirrt in die Kamera, die uns direkt ins Gesicht gehalten wurde. Was ging denn hier ab. Nathan seufzte nur genervt und zog mich an dem Kamerateam vorbei, die Treppen hoch in sein Zimmer.

"Hast du's noch nicht gehört? Wir werden zu den 2. Kardashians!" Sichtlich genervt ließ er sich auf sein Bett fallen. "Herzlichen Glückwunsch!" Meine Stimme triefte nur so vor Sarkasmus. "Also..?" lenkte ich das Thema ganz schnell in die eigentlich geplante Richtung.

Nathan seufzte nervös. "Komm schon, es kann nicht schlimmer sein, als Dinge, die ich schon durchgemacht habe! Und glaub mir, das willst du nicht wissen!" Ich schaute ihn ermutigend an und setzte mich auf seinen Schreibtisch. Unsicher zuckte er mit den Schultern.

"Als ich 15 war hatte Emilia einen Freund, Brandon Hefner. Er war das größte Arschloch auf Erden, wirklich du hättest ihn mal erleben müssen, wie er Emilia und auch alle anderen behandelt hat. Ich habe wirklich nie etwas gesagt, aber als ich mitbekommen habe, wie er ihr weh tut, da.." er unterbrach sich und schaute mir angsterfüllt in die Augen.

"Du kannst mir vertrauen. Ich sage es niemandem." Ich erwiderte seinen Blick ehrlich und lächelte ihn sanft an. Beruhigend schloss er seine Augen und atmete einmal tief aus. "Ich wusste, dass ich gegen ihn keine Chance hatte, nicht wenn ich ihn direkt angreifen würde.

Ich war einfach so wütend auf ihn und wollte meine Schwester unbedingt beschützen. Ich wollte mich für sie rechen und deshalb habe ich gewartet, bis er mal wieder betrunken auf ihrem Bett eingeschlafen ist. Meine Schwester lag wimmernd auf dem Badezimmerboden und hat die ganze Badewanne voll geblutet.

Ich weiß bis heute nicht was mich dazu getrieben hat.. Ich hab einfach angefangen..." Er stoppte und schien zu überlegen, ob er das wirklich aussprechen wollte. Er haderte kurz und bleib einige Sekunden still, bis er tief einatmete und fort fuhr. "Ich hab einfach angefangen auf ihn einzuschlagen. Ich hab nicht aufgehört. Ich war wie in Trance. Wie so ein roter Schleier, der über meine Augen gelegt wurde. Ich stoppte auch nicht als meine Schwester mich an schrie aufzuhören. Sie hat immer wieder gerufen 'Nathan hör auf, du bringst ihn um, du bringst ihn verdammt nochmal um!'. Aber ich habe nicht aufgehört." Sein leerer Blick ging gerade aus vor sich auf den Boden. Meiner verließ sein Gesicht jedoch nicht. Gespannt lauschte ich ihm.

"Ihre Stimme klang so weit weg. So als würde sie nicht mich meinen, so als wäre es nicht ich, der den Typen blutig geschlagen hat. Ich habe einfach weiter auf ihn ein gedroschen bis mein Bruder mich von ihm runter gezerrt hat." Geschockt musterte ich Nathan, während ich versuchte das alles zu verarbeiten. Man konnte die Anspannung in der Luft förmlich greifen. Nur unsere unregelmäßigen Atemzüge waren zu hören.

Nathan unterbrach unser Schweigen nach einer Weile."Ich kann es verstehen, wenn du jetzt lieber erstmal Abstand von mir brauchst." Sofort schoss mein Blick zu ihm und ich schüttelte widerwillig meinen Kopf. "Was ist aus Brandon geworden?"

Er seufzte. "Meine Brüder und mein Vater haben sich um ihn gekümmert. Aber verstehst du, ich habe jemanden umgebracht.. Ich habe ganz einfach so ein Leben ausgelöscht." Mit einem betrübten und in Selbsthass getunkten Blick betrachtete er seine zitternden Hände.

Zögernd und vorsichtig stand ich auf, lief zu ihm und setzte mich neben ihn auf Bett. Sanft nahm ich seine Hände in meine und brachte sie somit zum Stillstand. "I-ich weiß. Aber wie du siehst bin ich noch hier. Ich bin hier und ich bleibe auch weiterhin hier." flüsterte ich, da ich mir nicht sicher war ob meine Stimme brechen würde, wenn ich laut sprach. Mein Herz raste. 

Verwirrt musterte Nathan mein Gesicht um darin irgendein Anzeichen einer Lüge zu finden. "Warum?" fragte er irritiert. "Weil ich für dich da bin. Ich gebe zu, es macht mir Angst, aber ich kenne dich und du bist kein schlechter Mensch Nathan. Das was passiert ist ist nun mal passiert, aber es hat aus dir den Menschen gemacht, der du heute bist." erklärte ich ihm, während ich immer noch versuchte das zu verarbeiten. "Immerhin hast du deine Schwester beschützen wollen." fügte ich hinzu.

-My Life as Lia- Zusammenleben mit Badboys für AnfängerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt