44. Joel Tramper

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"Wir müssen ihn da sofort raus holen, bitte!" flehte ich. Dylan nickte und wusch unauffällig die Träne von meiner Wange. "Ich weiß Baby, ich weiß. Wir holen meinen Bruder wieder! Ich schwöre, wenn er ihm auch nur ein Haar gekrümmt hat, dann bringe ich diesem Bastard um!" Auch Dylan war ziemlich angespannt. "Leute, ich weiß ihr liebt ihn sehr, aber wir müssen jetzt einen kühlen Kopf bewahren und einen Plan machen!" warf Nathan ein und schaute mich mitleidig an.

Er hatte recht. Es brachte uns keinen Schritt näher an Sean, wenn ich hier nur wie ein Häufchen Elend rum saß und weinte. Dana und Hanna saßen derweil neben Thomas auf dem Sofa und schauten nach ihm. "Mein Dad hat uns seine besten Jungs geschickt und Thomas hat noch ein paar Leute von der Akademie geholt." klärte Dylan uns auf. Wir nickten. "Und was ist unser Plan, einfach rein stürmen und hoffen er ist alleine?" fragte Dana.

Dylan schüttelte seinen Kopf. "Nicht ganz. Zuerst checken wir die Lage. Wie viele es sind, wie sie verteilt sind und wo Sean ist. Lia, du musst ihn ablenken und denk dran wir sind immer bei dir. Hier, die Teile steckt ihr euch in ein Ohr, dann hört ihr uns anderen, und die Mikrofone steckt ihr irgendwo an eure Kleidung." Dylan gab uns noch weitere Anweisungen bevor wir voll ausgerüstet loszogen.

Dana und Hanna blieben mit Thomas in der Firma und beobachteten uns über den PC. Wir fuhren zu der Lagerhalle, an die ich keine guten Erinnerungen hatte. 50 Meter vor der Halle blieben die anderen Autos stehen und nur das Auto in dem Nathan und ich saßen fuhr noch weiter. An der Halle angekommen stiegen wir aus und wurden sofort von 4 Typen mit Masken und Waffen bedroht. Wie zur Hölle hatte Thomas es hier raus geschafft? Und wie zur Hölle sollen wir Sean hier raus bekommen?

"Wer ist das?" motzte mich der eine an. "Das ist.. er hat mich her gefahren." sagte ich ängstlich. Am liebsten würde ich ihm in den Arsch treten, aber ich musste mich zusammen reißen. Weil du das auch könntest...! Ich atmete ruhig aus und hob meine Hände hoch. "Los durchsuchen!" motze er wieder und fuchtelte mit seiner Waffe rum. Zwei der vier Männer durchsuchten uns, die anderen hatten ihre Waffen auf mich gerichtet.

"Sauber." sagte der eine. "Sauber." sagte der andere, der eben noch meine Tasche durchwühlt hatte. Der schlecht gelaunte nickte und brachte uns dann in die Lagerhalle. Ein braun-blonder Mann im Anzug trat auf uns zu und lächelte uns charmant an. "Ah Miss Martin, schön Sie endlich mal persönlich zu treffen, wenn auch unter für Sie eher weniger erfreulichen Umständen." Ich erzwang mir ein Lächeln und nickte ihm zu.

"Wen haben Sie mir denn da mit gebracht? Hatte ich Sie nicht gebeten alleine zu kommen?" Ich kaute wütend auf meiner Unterlippe rum, um mich zu beruhigen. "Mr. .." begann ich meinen Satz doch unterbrach mich, da ich wirklich keinen blassen Schimmer hatte, wer er war. "Entschuldigen Sie, wie war Ihr Name noch gleich?" fragte ich höflich. "Joel, Joel Tramper." Abgesehen davon, dass Dylan mal seinen Vornamen erwähnt hatte sagte mir auch das nichts.

"Mr. Tramper, Sie wirken wie ein schlauer Mann. Sie erwarten doch nicht ernsthaft, dass ich, eine zierliche junge Frau ungeschützt in die voller bewaffneter Männer besetzten Lagerhalle einmarschiere ohne mir wenigstens einen kleinen Schutz versichern zu können." Ich schaute ihn ehrlich an, woraufhin er lächelte. "Ah ich merke schon wieso der kleine Hale-Junge seine Reize an Ihnen gefunden hat." Er nickte verständnisvoll. "Natürlich kann Mr. Taylor bleiben."

Unauffällig schaute ich zu Nathan, der auch zu mir blickte. "Oh ja, ich kenne Sie Mr. Taylor. Ihre Mutter ist eine sehr schöne Frau." sagte er und drehte sich dann um. "Wenn Sie mir dann folgen würden." Ich setzte einen Fuß vor den anderen, doch meine Muskeln fühlten sich so schlapp an. Ich biss meine Zähne zusammen und folgte Joel. "Haben sie die Überschreibung dabei?" fragte er mich und lief mit uns in einen mir unangenehm bekannten Raum. "Natürlich." sagte ich und erblickte dann Sean, genau auf dem Stuhl, auf dem ich auch gefesselt worden war.

Joel musste meinen geschockten Gesichtsausdruck bemerkt haben. "Ist es nicht witzig, dass Sie ihn genau dort vorfinden, wo er Sie letztes Jahr antraf." Nathan schaute mich verwirrt an. Ich hatte ihm so ziemlich alles erzählt, aber von meiner Entführung wegen Dylans Drogendeals hatte ich ihm nichts erzählt. "Zum totlachen." gab ich bitter von mir.

"Na na na, noch sind alle am Leben Miss Martin." Joel lief vor Sean und tätschelte ihn ein paar mal auf die Backe. Doch als dieser nicht aufwachte schnipste er ein mal mit dem Finger, woraufhin ein anderer Mann ihm einen Taser reichte. Meine Augen füllten sich mit Tränen. Lächelnd wand er sich zu mir und drückte einmal auf den Knopf, sodass ich die blauen Fäden, die sich zwischen den beiden Polen bildeten, sehen konnte. Ich zuckte bei dem Geräusch zusammen.

"Vertraut damit Miss Martin?" Ich schüttelte meinen Kopf. "Schade, ziemlich praktische Dinger!" Er drehte sich wieder zu Sean und rammte den Taser ohne Vorwarnung in seinen Bauch. Und ich schrie. Und ich weinte. "Bitte tun Sie ihm nicht noch mehr weh! Bitte. Bitte lassen Sie ihn einfach in Ruhe! Bitte!" flehte ich, während die Tränen nur so mein Gesicht runter flossen. Nathan war bereits in Kampfstellung.

"Ach, die Liebe ist doch etwas grauenhaftes." Er ließ von Sean ab und ging zu einem Tisch auf der anderen Seite des Raums. Ohne zu zögern rannte ich zu Sean, kniete mich neben ihn und schaute in sein verschwitztes Gesicht. Ich ignorierte das Klicken der Waffen um mich rum. Keine zwei Sekunden später stand Nathan neben mir. "Wir holen dich hier raus Sean, ich verspreche es dir!" flüsterte ich. Abwesend öffnete er seine Augen und schaute in meine Augen.

"Lia?" erklang seine heisere Stimme. "Pscht. Alles wird gut. Wir holen dich hier raus." sagte ich beruhigen, womit ich mehr mich beruhigen wollte, als ihn. Er nickte. "Sie haben uns versprochen Sie tun ihm nichts an!" knurrte Nathan. "Und Miss Martin hat mir versprochen alleine zu kommen. Wie man sich nur in Menschen täuschen kann!" Er lachte auf.

"Außerdem ist er nicht ernsthaft verletzt, so wie ihr kleiner Bodyguard. Wie hieß er noch gleich, Thomas?" Ich biss meine Zähne zusammen. Er hat ihn entkommen lassen? "Wieso haben Sie ihn laufen lassen?" fragte ich mit einem panischen Unterton. Thomas konnte uns nicht hintergangen und in eine Falle gelockt haben, das würde er nie tun! Aber hat er das nicht schon mal?





-My Life as Lia- Zusammenleben mit Badboys für AnfängerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt