4. Der Mann in schwarz

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Schweißgebadet schrecke ich hoch. Mit weit aufgerissenen Augen blicke ich schwer atmend auf meinen Wecker. 5 Uhr. Dann schaute ich mich komplett überfordert in meinem Zimmer um und bemerkte den schlafenden Dylan neben mir. Aus meiner Verzweiflung, aber auch vor Freude fing ich plötzlich an zu weinen. Ich fuhr mir mit meiner Hand durch meine klatsch nassen Haare und versuchte meine Atmung zu kontrollieren. "Alles ist gut. Es war nur ein Traum. Es war nur ein richtig beschissener Traum." flüsterte ich mir selbst zu.


Zitternd zog ich meine Beine an meinen Körper und schlang meine Arme um sie und blieb eine Weile so. Doch das half nicht so viel, wie ich es mir gewünscht hatte.
Ich muss duschen! Vorsichtig kletterte ich aus dem Bett und lief ins Bad und duschte mich ab. Nachdem ich mich wieder etwas beruhig hatte ging ich zurück in mein Zimmer und zog mir einen bequemen Pulli und Kuschelsocken an. Sehnsüchtig schaute ich nach draußen und betrachtete die leeren Straßen. Na ja. Fast leer. Mitten auf der Straße, direkt vor unserem Haus stand ein schwarz gekleideter Mann. Breitbeinig und mit den Händen in den Jackentaschen und bewegte seinen Kopf direkt zu meinem Fenster.


Ich hielt die Luft an und ging näher an mein Fenster. Wer war er? Und was wollte er hier? Ich hielt mich an meinem Fensterrahmen fest und versteckte meinen Körper hinter der Wand. Er schien total ruhig zu sein, doch plötzlich, ich glaube als er mich gesehen hatte, wirkte er total nervös, drehte sich um und rannte schnell weg. Er verschwand zwischen den Häusern bevor ich überhaupt reagieren konnte. Nachdenklich lehnte ich meinen Kopf gegen die kühle Scheibe und starrte in die Ferne. "Hey, was ist los?" ertönte Dylans kratzige Morgenstimme. "Guten Morgen!" lächelte ich schwach.


"Hey. Prinzessin, was ist denn passiert? Du siehst total fertig aus!" gab er nun besorgt von sich. Wenn er mich so ansah konnte ich ihn nicht anlügen. Mit Tränen in den Augen kroch ich zu ihm ins Bett und legte mich in seine Arme. "Ich hatte einen Albtraum. Und, und dann bin ich duschen gegangen und plötzlich stand da dieser Mann mitten auf der Straße und hat in mein Fenster rein geschaut. Aber als er gesehen hat, das ich ihn gesehen habe, da ist er sofort weg gerannt." brabbelte ich. "Wow, wow, wow. Ich dachte du hast keine Albträume mehr.." gab Dylan verwirrt von sich.


"Na ja, manchmal.." fing ich an, doch Dylan unterbrach mich. "Lia verdammt, das musst du uns doch sagen! Und vor allem dem Arzt!" motzte er. "Ja ich weiß, aber.." "Nein nichts aber!" unterbrach er mich erneut. Er schaute mich wütend an, aber drückte mich gleichzeitig so fest an sich, als hätte er Angst mich zu verlieren. "Es tut mir leid. Ihr wart nur alle immer so besorgt um mich und irgendwann habe ich mich gefühlt, als wäre ich nur noch eine Last für euch. Weil du doch immer so viel arbeitest und Dad auch und Mum.. Mum ist eben meine Mum." erklärte ich es ihm unschuldig.


Sofort wurde Dylans Blick wieder weicher und er drückte mir einen Kuss auf die Stirn. "Oh Baby! Du wärst niemals eine Last für mich! Und für deine Eltern schon zwei mal nicht!" beruhigte er mich. "So und jetzt kommen wir zu dem seltsamen Mann vor dem Fenster. Was genau ist passiert?" fragte Dylan. Ich begann ihm alles Haar genau zu erzählen als wir ein schrilles Geräusch hörten. "War das ein zerspringendes Glas?" fragte ich verwirrt. "Klang so." gab Dylan genau so verwirrt von sich. "Vielleicht ist das nur meine Mum gewesen, du weißt ja wie sie manchmal ist..!" gab ich gespielt tapfer von mir, doch man konnte am zittern meiner Stimme hören, dass ich Todesangst hatte. Erst der komische Mann und dann das? Das kann doch kein Zufall sein.


"Warte hier. Ich schau mal nach." Dylan streichelte beruhigend meine Wange und lächelte mich aufmunternd an. "Wird schon nichts sein!" zwinkerte er und stand dann auf. Leise lief er zur Türe und verschwand dann hinter ihr. Nein, ich konnte ihn doch nicht alleine den potentiellen Verbrecher bekämpfen lassen! Auf Zehenspitzen schlich ich also hinter Dylan her, aber nicht ohne mir ein Kissen als Schutz, oder eben als Waffe zu besorgen. Vorsichtig setzte ich einen Fuß vor den anderen und gerade, als ich stolz dem imaginären Publikum zulächeln wollte verpasste ich eine Stufe und rutschte den Rest der Treppe runter.


Ziemlich unsanft landete ich auf dem Boden und schaute in Dylans amüsiertes Gesicht. "Du wirst nie auf mich hören oder?" schmunzelte er. "Ich bin ein Individuum und ich kann machen was ich will!" verschränkte ich meine Arme beleidigt vor meiner Brust. "Komm. Und sei verdammt noch mal leise!" flüsterte er energisch. Er reichte mir seine Hand und zog mich wieder auf die Beine. Leise schlichen wir also Seite an Seite in Richtung Küche. Mutig wie ich war drängelte ich mich vor Dylan. Okay.. es war nicht weil ich mutig war, sondern weil ich neugierig war. Aber für Außenstehende musste es wirklich mutig aussehen!


Ein Mann, mit schwarzem Hoodie und grauer Hose stand vor unserem Kühlschrank. Erschrocken drehte er sich um und ich krallte meine Finger vor Spannung nur noch fester in mein Kissen. "Dave?" fragte ich verwirrt und lockerte sofort meinen Körper, als ich in das Gesicht meines älteren Bruders sah. Mit einem vollgestopften Mund grinste er uns an und schluckte dann. "Hey, na Krümel. Dylan." nickte er uns zu. "Verdammt was machst du hier?!" motzte ich ihn an. "Begrüßt man so seinen Lieblingsbruder?" fragte er sarkastisch. "Du meinst meine Lieblingsschwester?!" lachte ich nun. "Außerdem hast du es nicht verdient, dass ich nett zu dir bin! Wir haben gedacht du bist ein scheiß Einbrecher oder so!"


"Ah ich sehe! Und du wolltest mich mit einem Kissen zu Tode prügeln?" gab er spöttisch von sich und zeigte auf meine 'Bewaffnung'. Mit zusammen gezogenen Augen warf ich ihm einen tödlichen Blick zu und ignorierte seine Aussage dann. "Was machst du hier?" fragte ich stattdessen. "Hab euch vermisst." gab er schulter-zuckend von sich. "Lügner." keifte ich ihn an. Doch Dave ignorierte mich einfach und wand sich an Dylan. "Können wir kurz reden..?" fragte er ihn und schielte dann kurz zu mir. "Alleine." fügte er dann hinzu. Dylan nickte kurz und folgte dann meinem Bruder ins Wohnzimmer. Was sollte das denn jetzt?

-My Life as Lia- Zusammenleben mit Badboys für AnfängerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt