An der Schule angekommen, lag die ganze Aufmerksamkeit auf mir. Immerhin erkannte man weder mich, noch kannte jemand mein Motorrad. Sonst hasste ich es ja wenn die ganze Aufmerksamkeit auf mir lag, aber gerade genoss ich es irgendwie. Nachdem mein Motorrad geparkt war, stieg ich ab und zog meinen Helm ab. Natürlich musste ich meinen Kopf dabei so leicht schütteln, dass meine Haare um mich herum flogen. Als sie mich erkannten, wurden aus den neugierigen Blicken, verdutzte, hatten sie wohl nicht mit gerechnet. Mit meinem Helm in der Hand, ging ich lächelnd an allen vorbei ins Schulgebäude zu meinem Spind. Ich öffnete diesen, packte die Bücher ein, die ich für die ersten beiden Stunden brauchte und packte dann meinen Helm hinein. Während ich mich daran machte meine Sachen aus zu ziehen, ertönte eine Stimme neben mir.
"Ich wusste gar nicht, dass du Motorrad fährst, Kleines."
"Dann bist du aber echt wahnsinnig dumm, Taylor. Schon vergessen, wie ich dich gestern stehen gelassen hab und dann mit meinem Motorrad weggefahren bin? Und jetzt verpiss dich Taylor.", funkelte ich ihn an und war dabei echt stolz auf mich. Ich hatte es tatsächlich geschafft nicht in seine Augen zu schauen und mich nicht von ihnen in einen Bann ziehen zu lassen.
"Und was ist wenn ich nicht will, Kleines?"
"Dann wird dir wohl Kleines nochmal eins zwischen die Beine geben müssen.", meinte ich und zischte das Kleines. Da er es anscheinend nicht riskieren wollte, drehte er sich ohne ein weiteres Wort zu sagen um und ging. Jetzt konnte ich mich weiter daran machen, meine Sachen auszuziehen und in meinen Spind zu packen, zumindest versuchte ich es. Als ich mit meinem Ergebnis zufrieden war, schlug ich den Spind zu und schaute direkt in ein lächelndes Gesicht und zuckte erschrocken zusammen.
"Erschreck mich doch nicht so.", meinte ich und schlug ihm lachend auf dem Oberarm.
"Sorry, ich dachte du siehst mich.", entschuldigte sich Felix.
"Nein, hab ich nicht. Wie lang stehst du da schon?"
"Noch nicht allzu lange. Seit wann fährst du Motorrad?"
"Also seit gestern hab ich den Führerschein.", erklärte ich ihm stolz.
"Uuuhh. Und was hast du mit den Jungs gemacht? Als die hier angekommen sind, sahen die echt nicht sehr erfreut aus."
"Die wollten mich so nicht weglassen." Ich zeigte an mir nach unten.
"Und sie dachten es wäre ein Druckmittel, wenn sie sagen sie nehmen mich nicht mit in die Schule."
"Wissen die nicht, dass du einen Motorradführerschein hast, oder was?"
"Nope, die haben nicht mal mitbekommen, dass ich den gemacht hab."
"Sonst überwachen sie dich doch aber die ganze Zeit, wie hast du das denn geschafft?"
"Verrats niemandem, aber aus meinem Zimmer kann man echt leicht raus und auch wieder reinklettern, so bekomm ich zumindest etwas Freiheit, sonst hätte ich das letzte Jahr nicht überlebt." Damit liefen wir los und begaben uns in Richtung Klassenzimmer.
"Wär nich gut, wenn du es nicht überlebt hättest, dann hätte ich dich ja gar nicht kennen gelernt.", grinste er mich an.
"Was aber auch so tragisch wäre, dann wärst du nicht geschlagen worden, wärst nicht total dumm angemacht worden und wärst nicht in deinen ersten paar Tagen schon beim Rektor gewesen. Total schlimm."
"Ich nehm das in Kauf, außerdem bist du jetzt schon so eine gute Freundin, das macht das alles wieder gut."
"Schleimer.", lachte ich ihn an.
"So bin ich halt.", lachte er zurück.
"Ohne dich wäre es aber auch langweilig und ich kenn dich erst seit Montag.", meinte ich dann.
"Schau, so schlimm bin ich gar nicht."
"Sei nicht so selbstverliebt. Sonst bist du mich gleich los.", grinste ich ihn an. Ich hab ihn jetzt schon in mein Herz geschlossen, ihm war es egal, was andere über mich dachten und meine Brüder waren ihm auch egal, was mich echt freute, weil es so jemanden echt nicht oft gab.
"Das will ich aber gar nicht. Dann hör ich lieber auf."
"Braves Felix."
"Ja ja, du mich auch.", lachte er und setzte sich auf seinen Platz, weil wir mittlerweile schon im Klassenzimmer waren.
"Du hast nicht zufällig Lust mit mir heute mittag in die Stadt zu fahren?"
"Ich würde ja mit dir fahren, aber meine Mutter hat Samstag Geburtstag und da müssen wir noch was vorbereiten."
"Schade."
"Warum musst du überhaupt in die Stadt?"
"Morgen ist ja die Party und ich hab nichts zum Anziehen. Achja, gehst du mit?"
"Das ist ja mal was neues, ein Mädchen das nichts zum Anziehen hat.", lachte er.
"Was kann ich denn dafür? Bei mir stimmt das wenigstens, ich war noch nie auf einer Party.", beschwerte ich mich.
"Du warst noch nie auf einer Party?", fragte er mich etwas entsetzt.
"Wie denn auch? Ich musste mich ja sogar in meinem Zimmer einschließen, wenn meine Brüder bei uns zuhause eine geschmissen haben."
"Dann komm ich auf jeden Fall.", grinste er mich an.
"Irgendjemand muss ja auf dich aufpassen, dass du nicht gleich sturzbesoffen bist."
"Du mich auch."
"Ms Baker, Mr Cobe. Würden Sie ihre Gespräche bitte einstellen? Der Unterricht hat bereits begonnen.", mischte sich unsere Lehrerin ein. Als sie Ms Baker sagte, drehten sich alle um und schauten mich mit großen Augen an. Deshalb war ich normalerweise eine leise und nicht störende Schülerin. Wie lange würde es wohl dauern bis die ganze Schule davon wusste? Wollen wir wetten? Also ich sag bis zur Pause.
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Life against Brothers
Teen FictionSieben Brüder. Meine Mutter. Tot. Mein Vater. So gut wie nie zuhause. Mein Leben ist echt nicht schön, meine Brüder lieben mich zwar, nehmen aber lieber in Kauf, dass alle denken, dass ich eine Schlampe bin, als dass sie wissen das ich ihre Schwest...