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POV Harper

"Harper, wach auf.", hörte ich die ruhige Stimme von Hunter und als ich meine Augen langsam öffnete, sah ich, dass ich auf der Rückbank eines Autos saß, beziehungsweise halb lag. Aber warum?
"Wo sind wir, Hunter?", sprach ich meine Gedanken aus.
"Im Krankenhaus, wir wurden angerufen. Taylor ist hier." Bei seinem Namen war ich augenblicklich hellwach und sprang förmlich aus dem Auto. "Wo ist er? Ich muss ihn sehen.", platzte es sofort aus mir heraus und ich drehte mich schnell wieder um zu Hunter.
"Harper, beruhig dich. Wir haben ihn auch noch nicht gesehen, wir wollten dich erst wecken, bevor wir rein gehen. Nicht dass du im Auto aufgewacht wärst und gedacht hättest, jemand hätte dich entführt.", beruhigte mich Carter, den ich erst jetzt bemerkte. Er lehnte an dem Audi und schaute ruhig in unsere Richtung. Wie konnte er nur so verdammt ruhig sein? Sein kleiner Bruder lag hier verdammt nochmal im Krankenhaus und er wirkte einfach so, als ob es das normalste auf der Welt wäre.
"Was stehen wir denn dann noch hier rum? Ich will wissen wie es ihm geht.", floss es aus mir nur so raus und rannte praktisch los. Im Gebäude drinnen wartete ich auf die Jungs, die sich mächtig Zeit ließen.
"Wo bleibt ihr denn?", fragte ich sie genervt, als ich sie endlich das Krankenhaus betreten sah.
"Es macht keinen großen Unterschied ob wir jetzt zehn Sekunden früher hier drin sind oder nicht.", seufzte Carter und die beiden kamen auf mich zu.
"Entschuldigung, wir sind auf der Suche nach meinem kleinen Bruder, sein Name ist Taylor King."
"Sie sind dann wohl Carter King."
"Richtig."
"Und wer sind die beiden?"
"Bester Freund und Freundin.", erklärte Carter. Naja, zusammen waren wir ja eigentlich gar nicht, aber schon Kent gestern, hatte mich Taylors Freundin genannt. Es störte mich definitiv nicht, immerhin wollte ich seine Freundin sein.
"Dann folgen Sie mir mal. Taylor wurde bereits operiert und schläft gerade. Er braucht viel Ruhe."
Wir nickten und folgten ihr schweigend. Ich war so nervös ihn jetzt zu sehen, was wenn er total zerstört aussah?
"Sie haben zehn Minuten.", teilte uns die Schwester mit und drehte sich wieder um, während wir das Zimmer betraten. Als ich ihn sah, blieb ich für einen Moment wie angewurzelt stehen, doch im nächsten Moment überwand ich die letzten Schritte schnell und fing an zu weinen. Er sah echt nicht gut aus, seine sonst so 'belebten' Haare (Omg das hört sich so dumm an haha), lagen fahl und kalt auf dem Kopfkissen, sein Gesicht war demoliert, anscheinend hatte man auf ihn eingeschlagen. Außerdem war er an zig Geräte angeschlossen, die ihn wohl am Leben hielten.
"Er sieht so tot aus.", flüsterte ich und strich mit meiner Hand über seinen Arm.
"Er ist aber nicht tot, Harper. Er schafft das.", beruhigte mich Carter. Niemand sagte mehr was, wir standen einfach nur schweigend um sein Bett rum und starrten ihn an, bis die Schwester wieder rein kam.
"Er braucht Ruhe. Gehen Sie jetzt bitte wieder?", teilte sie uns höflich mit.
"Kann ich hier bleiben?", fragte ich mit einer zitternden Stimme, die fast nur noch ein Hauchen war.
"Nur Sie. Die jungen Männer hier müssen das Zimmer verlassen, sonst wird er nur gestört und bekommt keine richtige Ruhe.", antwortete sie und lächelte mich sanft an. Ich lächelte sie dankend an und ließ dann meinen Blick zu den Jungs gleiten.
"Pass auf ihn auf, Harper. Sei für ihn da wenn er aufwacht. Er hat heute einen Teil seiner Familie verloren und wurde von seinem Vater hintergangen. Er braucht dich.", flüsterte Hunter in mein Ohr, als er mich umarmte. Als Antwort nickte ich nur an seine Schulter und löste mich wieder von ihm. Carter lächelte mir nur zum Abschied zu und verließ, gefolgt von Hunter, den Raum. Ich hielt meinen Blick noch einen kurzen Moment auf der Tür, drehte mich dann aber zu Taylor um, der noch immer, wie tot, auf seinem Krankenhausbett lag. Leise zog ich mir einen Stuhl, der an einem kleinen viereckigen Tisch stand, zu seinem Bett und setzte mich darauf. Ich griff nach seiner Hand, was mich zusammen zucken ließ, sie war so kalt. Er sah nicht nur aus wie tot, er fühlte sich auch so an, wären da nicht zig Geräte, die mir durch stetiges Piepen mitteilten, dass er noch lebte, wäre ich der festen Überzeugung, dass er tot war. Ich hielt seine kalte Hand, zwischen meinen und versuchte sie mit meiner eigenen Körperwärme zu wärmen. Ich saß ewig so da, bis die Müdigkeit überhand nahm und ich in einen traumlosen Schlaf fiel.

Life against Brothers Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt