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C h a p t e r ➳ 01
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Mein Blick schweifte aufmerksam durch den Laden, den ich betreten hatte. Überall lag der teuerste Schmuck und mir juckte es regelrecht in den Fingern, dass alles jetzt schon zu stehlen. Im Moment waren wir aber nur am Auskunden und das große Ding würde erst Ende der Woche stattfinden. Niemand würde glauben, dass ein fast 16 jähriges Mädchen einen Diebstahl im großen Stil plante. Eigentlich war ich bei diesem Diebstahl noch nicht mal mehr dabei. Wie immer würde ich auf einem Dach hocken und meinem Bogen bereit halten zum schießen.

Heute war das erste Mal, dass ich den Laden auskundschaften durften, der unser nächstes Ziel war. Meine Familie war schon bekannt dafür zu stehlen, doch nie hatte uns jemand erwischt oder war uns dazwischen gekommen. Heute war mein erster Tag in einem neuen Stadtteil von New York, nämlich Queens. Nach dem es meiner Familie anscheinend mal wieder zu langweilig in alten Teil von New York wurde, wo wir gewohnt hatten, waren wir wieder umgezogen. Jetzt lebten wir in Queens und würden auch dieses Gebiet zu unserem Revier machen.

Unauffällig glitt mein Blick zu den Kameras hin und her. Sorgfältig und gründlich kundschaftete ich den Laden aus. Mir durfte kein Fehler unterlaufen, diesmal nicht. Es würde böse enden, wenn ich nicht genau das tat, was man mir sagte, besonders da ich das jüngste Mitglied unserer Familie war. Zwar war ich bei unseren Operationen nur das Ass im Ärmel, doch heute durfte ich auch mal mittendrin sein. Langsam holte ich nun mein Handy heraus und schoss wirklich sehr unauffällig die Fotos, da so viel im Laden los war, beachtete man mich kaum. Selbst nicht, als ich ein Foto von dem Sicherheitsanlage machte. Diese Menschen waren so gutgläubig, dass sie nicht mal mehr ansatzweise ahnten, dass man sie ausrauben würde.

Mit einem zufriedenen Lächeln verließ ich nun den Laden und steckte mein Handy wieder in die Jackentasche meiner Lederjacke. Kurz fuhr ich mir durch meine schulterlangen, braunen Haare ehe ich mir die Gebäude in der Nähe ansah. Das Dach eines Wohnkomplexes schien mir die perfekte Wahl zu sein, damit ich alles im Blick hatte. Jetzt hatte ich genug Informationen, um wieder zu meinem Bruder und seiner Freundin zurück zu gehen.

Kurz sah ich mich um, ehe ich meinen ältesten Bruder Cole und seine Freundin Viktoria eng umschlungen an der Wand eines Gebäudes sah. Es war nicht gerade leicht sie in dieser Menge an Menschen zu finden, doch die Gestalt von Cole war wirklich sehr speziell und irgendwie sah man nicht, dass wir Geschwister waren. Seit er mit Viktoria zusammen war, waren sie das perfekte Verbrecher Duo. Er tat wirklich alles für sie und sie auch für ihn.

Ich war neidisch auf die Beiden, da sie ein Paar waren. Zwar war ich gerade mal fast 16, doch auch ich sehnte mich nach einem Freund, mit dem ich wirklich alles teilen konnte. Auch das ich eine kriminelle Familie hatte und selbst nicht mehr so unschuldig war. Ein großer Teil von mir wünschte sich ja eine Wahl zu haben und einfach aus dem Geschäft auszusteigen, doch leider hatte ich nicht die Kraft dazu mich gegen meine ganze Familie zu stellen. Kurz seufzte ich, ehe ich mich in Bewegung setzte und auf meinen Bruder und seine Freundin zu lief.

Ich war so tief in meinen Gedanken versunken, dass ich gar nicht merkte, wie ein Junge mit seinem besten Freund um die Ecke bog und direkt auf mich zu liefen. Die Beiden liefen dicht an mir vorbei und dabei wachte ich aus meinen Gedanken auf, da der eine Junge über meinen Fuß stolperte. Schnell wirbelte ich herum und sah wie er fiel. Ich packte seinen Arm und zog ihn hoch, bevor er den Boden erreichte. Zum Glück waren meine Reflexe und Sinne durch meinen Sport weit ausgeprägt. Als ich den Jungen wieder auf seinen Beine zog, drehte ich ihn auch, sodass ich schließlich in sein Gesicht sah.

Seine dunklen braunen Haaren lagen etwas wild auf seinem Kopf herum und nahmen in der Sonne einen leicht orangenen Ton an. Dunkle braune Augen sahen neugierig direkt in meine und ich hob etwas eine Augenbraue. Für mich schien der Junge in meinem Alter zu sein vielleicht sogar etwas jünger als ich. Wir sahen uns wirklich einen langen Moment in die Augen und irgendwie realisierte ich gar nicht mehr, dass ich mitten auf der Straße war und eine Menge Leute an mir vorbei liefen. Jedoch wachte ich schließlich aus diesen Moment auf und nahm schnell meine Hand von seinem Arm.

„Pass das nächste Mal bitte besser auf, wo du hinläufst. Nicht das dich das nächste mal jemand einfach auf den Boden fallen lässt und dich nicht davor bewahrt, wie ich."

Ein kleines Lächeln umspielte meine Lippen und ich zwinkerte dem Jungen kurz zu, ehe ich mich wieder umdrehte und weiter in die Richtung los lief, wo mein Bruder stand, der mich schon fragend musterte.

„D...danke für die Rettung, mysteriöse Unbekannte."

Die Stimme des Jungen hörte ich trotz des Lärms heraus, da er diese Worte regelrecht schrie, obwohl er am Anfang sogar ein klein wenig stotterte. Irgendwie war das ja schon ganz süß. Mein Lächeln wurde etwas breiter und ich lief weiter. Ich drehte mich nicht noch einmal zu ihm um, doch ich hatte irgendwie das Gefühl, dass sein Blick immer noch auf mich gerichtet war. Er brannte sich regelrecht in meinen Rücken ein und das im positiven Sinne.

Nun erreichte ich meinen Bruder und sah ihn wieder ernst an. Mir war kein normales Leben vorherbestimmt. Ich war eine Kriminelle und ich hatte keine andere Wahl, als eine zu sein. Zwar wünschte ich mich insgeheim einen Menschen, mit dem ich über alles reden konnte, doch es war besser keine Person in mein Leben mit rein zu ziehen. Nicht so, wie es mein Bruder getan hatte. Morgen würde wieder die Schule anfangen und ich war schon gespannt, wen ich dort so alles kennen lernen würde. Sicherlich würde es Begegnungen geben, die man nicht mehr vergessen würde.

Im Moment ahnte ich nicht, dass sich ab diesem Tag, durch diesen einfachen Zusammenstoß und alles, mein Leben grundlegend verändern sollte und das durch meinen eigenen Willen, durch die Hilfe von einer gewissen Spinne und einem Jungen, der mich schließlich besser kennen sollte, als ich mich selbst.

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🕸 Fragments of Heroes 🕸 P. ParkerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt