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C h a p t e r ➳ 19
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Als plötzlich jemand vorsichtig über meine geschundene Hand fuhr und das ganz sanft, fing ich an wieder aufzuwachen. Eigentlich war mir das zuwider, da es gerade so schön gemütlich und auch angenehm warm war, doch manchmal reagierte ich im Schlaf empfindlich auf Berührungen. Langsam schlug ich meine Augen nun wieder auf und für einen Moment war ich ziemlich verwirrt, warum ich in einem Bus war, ehe mir wieder einfiel, dass wir zu dem Wettkampf nach Washington DC fahren wollten. Eigentlich war es ziemlich ungewöhnlich für mich, dass ich im Bus schlief, da ich dann immer so abgelenkt von den ganzen Geräuschen um mich herum war. Kurz darauf fiel mir wieder ein, was ich getan hatte, bevor ich eingeschlafen war und ich zuckte schnell wieder hoch und setzte mich aufrecht hin, auch entzog ich meine Hand seiner Berührung und fuhr mir damit durch mein braunes Haar. Für eine Zeit lang konnte ich gar nicht realisieren, dass ich so etwas wirklich getan hatte und starrte den Sitz vor mir an, da ich ihn gerade nicht mal annähernd ansehen konnte. Wir hatten zwar einen Plan und ich wollte so tun, als würde ich auf ihn stehen, aber dass ich dann so weit ging, damit hatte ich nicht gerechnet.

„Luana ist alles in Ordnung. Du hast bis eben ziemlich tief geschlafen und jetzt bist du plötzlich so hoch geschreckt“, sagte die Person neben mir und ausgerechnet die Stimme, die ich im Moment lieber nicht hören wollte. Langsam zwang ich mich nun zu ihm zu sehen und entdeckte, dass sein Blazer zusammengeknüllt auf seiner Schulter lag. Anscheinend hatte er versucht es mir noch gemütlicher zu machen und hatte deshalb seinen Blazer noch zusätzlich zwischen meinen Kopf und meine Schulter gelegt. Kurz darauf merkte ich, dass mein Blazer nun über meinen Schultern locker hing, sodass ich am Oberkörper nicht fror. Mich wunderte es, dass ich bei diesen Berührungen nicht aufgewacht war, aber dann bei einer leichten Berührung an meiner Hand.

„Es ist alles in Ordnung, Peter. Ich hatte nur etwas seltsames geträumt, dass so komisch war, dass es schon fast furchterregend war. Leider kann ich mich nicht mehr erinnern an was“, murmelte ich und sah auf meine Hand. Ich ballte sie kurz zu einer Faust nur um sie kurz darauf wieder zu entspannen. Mir fiel nicht ein, warum ich ausgerechnet bei dieser Berührung wieder aufgewacht war, denn schließlich war sie nichts besonderes. Doch als ich genauer hinsah, merkte ich wieder, was an meinen Händen so anders war.

„Was ist mit deinen Händen passiert, Luana? Sie sehen nicht gerade in Ordnung aus.“

Bei der Frage von Parker sah ich ihn nun wieder an und ich sah in seinen Augen so etwas wie Besorgnis glitzern. Kurz fielen meine Gedanken wieder auf die anderen Berührungen und Sachen zurück, die er getan hatte, als ich geschlafen hatte und merkte wie fürsorglich er eigentlich war. Vielleicht konnte ich ihm ja wenigstens erzählen, was mit meinen Händen los war, denn das warf keinen komischen Verdacht auf mich oder meine Familie. Außerdem waren meine Hände nun auch wieder nicht so schlimm zugerichtet. Die Knöchel waren etwas offen und ein paar Schrammen zogen sich meine Finger entlang, da ich mich immer wieder an etwas geschnitten hatte, was aber nur die Haut ein kleines Stück entfernt hatte und nicht blutete. Diese Wunden erinnerten mich an meine Niederlage, die ich das Wochenende erlitten hatte, aber niemand wusste davon oder interessierte sich überhaupt für diese Verletzungen. Vielleicht war genau deshalb diese sanfte Berührung ein Problem für mich gewesen, weil sie bedeutete, dass es jemanden aufgefallen war. Meine Familie hatte es vielleicht auch bemerkt, aber manchmal kamen meine Brüder viel schlimmer nach Hause und deshalb störte es sie nicht bei mir.

„Ich mache Kickboxen. Etwas, dass meine Familie auch nicht weiß, zwar könnte ich es ihnen auch erzählen, aber ich bin nicht sonderlich gut darin. Letztes Wochenende hatte ich einen Kampf und habe verloren. Vorher habe ich so viel trainiert, dass mir meine Schmerzen erst danach bewusst waren“, erklärte ich ihm und sah eine Weile auf meine Hände.

Ich war wirklich nicht gut in dieser Sportart. Mit dem Bogen und auch Messern konnte ich umgehen, doch sobald es ohne Waffen losging, was ich aufgeschmissen. Dabei fand ich diesen Sport so interessant und machte ihn deshalb. Jedoch sollte man vielleicht aufhören, wenn man es nicht konnte. Leider gab es in meinem Wortschatz oder generell in dem Wortschatz meiner Familie das Wort aufgeben nicht.

Plötzlich legte sich eine große und knochige Hand auf meine kleine und geschundene, die nicht nur Verletzungen vom Kickboxen, sondern auch vom Bogenschießen aufwiesen. Sanft umschlossen die langen Finger von Parker meine Hand und drückten sie etwas.

„Es passt nicht zu dir, zu sagen, dass dir eine Niederlage so schadet. Du bist viel zu taff und ehrgeizig, als das du nicht weiter versuchen würdest es zu probieren. Ich weiß das du nicht aufgeben wirst, bis du diesen Sport beherrscht. Vielleicht kann ich dir ja auch mal bei einem Wettkampf zu schauen, wenn es dir nichts ausmacht. Ich bin bereit etwas neues zu lernen“, sagte Parker und ich musste irgendwie etwas Lachen, da ich mir ihn nun wirklich nicht als einen Jungen vorstellen konnte, der Kickboxen würde. Es war auf jeden Fall amüsant das dann zu sehen. Seine anderen Worten halfen mir irgendwie. Zwar kannten wir uns jetzt noch nicht so lange, aber es schien mir so, als kannte er mich schon ziemlich gut, als ob er mich studiert und analysiert hätte.

„Danke Peter. Ich werde nicht aufgeben so etwas passt wirklich nicht zu mir. Ich bin halt nur nicht gerade ein Fan von Niederlagen. Du bist zwar nervig und ziemlich neugierig, aber deine Fürsorge und Hilfsbereitschaft gleicht diesen beiden Punkte schon wieder aus.“

Er schmunzelte etwas, als ich das sagte und ich erwiderte etwas. Vielleicht war Parker gar nicht so schlimm, denn so langsam gewöhnte ich mich daran, dass er da war. Er konnte vielleicht irgendwann zu einem Freund werden, doch leider gefiel es mir immer noch nicht, dass mein Herz jetzt schon wieder schneller schlug. Es passierte häufig in seiner Gegenwart und das machte mir ein klein wenig Angst. Angst vor dem unbekannten.

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🕸 Fragments of Heroes 🕸 P. ParkerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt