29. Kapitel

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nr 2 für heute.

Wir landen und es geht ohne Pause direkt zur Arena weiter. Louis gibt heute Abend ein Konzert in der Palau Sant Jordi arena. Als wir ankommen und an der Arena in verschiedenen schwarzen Vans vorbei fahren, sehe ich bereits die ersten Fans draußen sitzen und warten. Meine Augen werden groß. Es ist bestimmt bereits dreihundert Stück. Und dabei dauert es noch acht Stunden bis das Konzert beginnt. Ich würde mich ganz und gar nicht so lange auf den Gehweg setzen. Das ist doch irre!

Der Backstagebereich ist hier nicht unbedingt anders. Auch der Ablauf ähnelt dem Gestrigen sehr. Interviews und Soundcheck. Anschließend ein paar Gäste aus dem VIP Bereich, welche ich ebenfalls alle mit Louis fotografieren soll.

Ich erlaube mir eine kurze Pause, bevor Louis dran ist. Ich komme in seine Garderobe. Lou ist fast fertig und lässt uns anschließend alleine. „Hey." sage ich leise und gehe einige Schritte auf ihn zu. Seit dem Frühstück habe ich nicht mehr mit ihm gesprochen und mein Herz wird immer schwerer. Ich kann es einfach nicht ab Konflikte... oder Situationen die definitiv Konfliktpotential haben im Raum stehen zu lassen und sie so lange in die Ecke zu drängen, bis sie schließlich explodieren und alles in ihrer Umgebung mit sich ins Chaos reißen.

„Hi." sagt er und kommt auf mich zu. „Hast du Pause?" fragt er mich, doch ich zucke lediglich mit den Schultern. „Ich nehme mir eine." erwidere ich und wir setzen uns auf das Sofa. „Wie geht's dir?" frage ich und streiche über seinen Unterarm. „Was soll sein?" will er wissen und ich seufze. „Das wissen wir doch beide." antworte ich ihm leise, doch er schüttelt den Kopf und steht auf. Innerlich verdrehe ich die Augen. „Rede doch mit mir, Louis." fordere ich ihn auf, aber er wendet sich von mir ab. „Ich wüsste nicht, was wir zu bereden haben."

„Du weißt ganz genau, dass wir die Sache von gestern Abend nicht einfach totschweigen können." widerspreche ich ihm und stehe auf. Louis sieht mich an. „Da war nichts."

„Das stimmt nicht." Meine Stimme ist ruhig und liebevoll. Ich will ihm einfach zu verstehen geben, dass Reden nicht unbedingt die schlechteste Option ist und dass es helfen wird.

„Ich war müde. Das Konzert war anstrengend, ist das so schwer zu verstehen?" fährt er mich an. Ich versuche ruhig zu atmen und zu ignorieren, wie aufbrausend er gerade wird. Mir war schon vorher klar, dass Louis nicht ruhig bleiben wird, wenn ich ihn darauf anspreche. Doch ich hatte nicht damit gerechnet, dass es ihn so schnell aufregt.

„Lass es einfach." bittet Louis und sieht mit mit hartem Blick an. Ich schüttle stumm den Kopf. Kurz ist es still. „Kann ich nicht." flüstere ich irgendwann. „Musst du aber." antwortet er mir.

„Geht nicht."

„Es wird gehen." sagt er und kommt auf mich zu. „Bitte lass uns nicht streiten. Nicht jetzt." sagt er leise und lehnt seine Stirn gegen meine. „Bitte nimm einfach hin, dass ich unglaublich müde war und lass es uns vergessen." flüstert er und nimmt meine Hände sanft in seine. Ich sträube mich dagegen. Ich will es nicht begraben und so tun, als wäre nichts geschehen. Dennoch handelt nicht mein Verstand, sondern mein Herz. Und mein Herz ist verdammt schlecht darin, Louis eine Bitte auszuschlagen. „Okay." hauche ich und er lächelt ein klein wenig. Doch es ist kein reines, glückliches Lächeln. Ich kann nicht sagen, was ich noch bemerke. Es ist eine Kombination vieler Gefühle und doch kann ich eines nicht benennen. Ich bemerke Erleichterung, Liebe und ein wenig Verzweiflung, doch das letzte erkenne ich nicht.

„Ich liebe dich, Harry."

„Ich liebe dich auch, Lou."

„Du weißt, dass ich für dich da bin?" stelle ich sicher und er nickt. „Ja, ich weiß." antwortet er mir, aber ich müsste mindestens taub sein, um die Lüge nicht zu hören. „Okay." sage ich und verlasse den Raum. Ich muss hier raus. Ich gehe mit schnellen Schritten den Flur entlang. E fällt sowieso niemandem auf, da alle hier ziemlich in Eile sind. Ich drücke die graue, schwere Stahltür auf und stehe auf dem Hinterhof der Arena. Erst hier schaffe ich es, einen tiefen Atemzug zu nehmen. Ich setze mich und lehne mich an die triste Mauer des riesigen Gebäudes hinter mir.

Er glaubt es mir immer noch nicht. Er denkt immer noch daran, dass ich ihn verlasse, wenn er mit mir spricht und mir endlich erzählt, was ihn tief in seinem Herzen berührt. Er ist wirklich nach all den Monaten und all der Scheiße, die wir durchgestanden haben, noch nicht überzeugt, dass ich nicht weglaufen werde, sobald sich seine inneren Dämonen zeigen. Aber ich werde nicht verschwinden. Jeder hat seine Päckchen zu tragen und jeder versteckt einen Teil vor der Welt. Doch ebenso sollte jeder jemanden haben, dem er diese Seite von sich zeigen kann. Ich wünsche mir nichts weiter, als genau diese Person für Louis zu sein. Und ich könnte dieser jemand sein. Jetzt in diesem Augenblick! Doch dafür muss Louis es verstehen und sich mir öffnen. Solange er mir nicht vertraut und sich auf unsere Liebe verlässt, bin ich nicht diese Person.

Ich nehme mein Handy aus der Hosentasche und versuche Niall zu erreichen. Er hat zu allem eine klein wenig andere Meinung und vielleicht wäre es gar nicht so schlecht, eine andere Sichtweise zu kennen. Ich stehe hier schon viel zu lange, wie ich feststelle, als Niall nicht an sein Handy geht. Eine halbe Stunde ist vergangen und gerade ist Julia auf die Bühne gegangen. Ich sollte wieder zurück. Ich habe noch einiges an Arbeit vor mir liegen, die heute Abend fertig sein muss.

Ich sitze noch während Julia Michaels auf der Bühne ist am Computer und ich bin erst halb fertig mit meiner Arbeit, als Louis mir einen kurzen Kuss gibt und dann auf die Bühne verschwindet. Wir haben nicht mehr miteinander gesprochen. Ich bin in die Garderobe gekommen und er hat sich eingesungen, während ich meine Arbeit begonnen habe.

Es ist etwa zehn Uhr, als ich fertig bin. Louis ist noch eine halbe Stunde dort draußen. Ich packe mein Equipment zusammen und setze mich dann vollkommen fertig mit den nerven und absolut müde auf das Sofa.

„Hey." Liam setzt sich zu mir. Es ist gerade so gut, wie niemand hier. Alle räumen zusammen und bereiten die Abreise vor. Jedem hier ist anzusehen, wie froh sie sind, dass der Tag vorbei geht. Sie alle sind müde.

„Hi Liam." sage ich erschöpft. „Wegen deiner SMS.. beginnt er und ich merke, wie meien Energie wieder etwas steigt. „Ich hätte da eine Idee." schmunzelt er. „Morgen früh geht es nach Lissabon weiter. Ich werde dir eine freie Bank im Flieger organisieren und jemanden zu dir schicken, okay?"

„Danke." lächle ich und Liam geht wieder. Ich weiß immer noch nicht, ob es wirklich das Richtige ist, oder ob dieser Gedanke, mit dem ich spiele, nicht vollkommen schwachsinnig ist. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob ich es überhaupt schaffen werde, ob es nicht Zeitverschwendung ist. Noch dazu kommt diese verfluchte Situation gerade. Ich weiß nicht, wie ich sie lösen soll. Ich weiß nicht, was ich sagen müsste, um die Spannung raus zu nehmen. Ich weiß nicht, wie ich an Louis herantreten könnte, ohne dass er sich von mir stößt. Ich weiß ja nicht einmal, worum es wirklich geht! Ich stehe auf und gehe mit emotionslosem Ausdruck zum Van. Ich setze mich und starre aus dem Fenster in die Nacht hinaus. Das Hotel ist luxuriös, doch ich werde hier sowieso nur schlafen. Mir würde auch ein Flughafenhotel reichen, solange ich nur ein vernünftiges Bett zu verfügen gestellt bekäme. Wieso wird um alles eigentlich immer so einen Aufriss gemacht?

Liam gibt mir die Schlüsselkarte. Louis ist noch unten bei seinen Managern etwas für morgen besprechen. Er meinte, dass er gleich zu mir käme. Doch jetzt liege ich alleine in diesem viel zu großen Kingsize-Bett und mustere die triste und öde Wand des Zimmers. Ich kann nicht so sagen, wie viel Zeit vergeht. Sind es Minuten? Sind es Stunden? Es könnten genauso gut auch nur einige wenige Sekunden verstrichen sein. Ich weiß es nicht. Die Koffer stehen im Wohnraum. Einer von meinen liegt geöffnet auf dem Sofa. Ich habe lediglich meine Badezimmerutensilien herausgefischt. Alles andere liegt dort unverändert an seinem Platz.

Das Schloss knackt. Ein wenig Licht erhellt das Zimmer, verschwindet anschließend und die Tür wird geschlossen. Ich höre Schritte auf dem kalten Boden. Ich spüre seine Anwesenheit. Alles in mir schreit mich an. Ich soll zu ihm gehen. Ich soll ihn küssen. Ich soll ich ihn berühren. Ich bleibe stumm liegen, schließe die Augen.

„Gute Nacht, Harry." sagt Louis und küsst meine Wange. Ich sollte mir nicht so viele Gedanken darüber machen.

Seit dem Streit hat er mich nur noch Harry genannt. Normalerweise, sagt er, dass er mich liebt und nennt mich seinen Engel. Ich weiß, dass ich mir zu viele Gedanken mache, aber sie schwinden einfach nicht. Ich liege da und versuche mir einzureden, dass es nichts bedeutet. Es klappt nicht.

Ich drehe mich zu Louis um.

Er schläft bereits.


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