59. Kapitel

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Und auch am nächsten Morgen bin ich nicht sicher, was ich tun soll. Seit gut fünf Uhr morgens liege ich in dem Bett und kann nicht mehr schlafen. Es ist erst eine halbe Stunde vergangen und es fühlt sich bereits länger an, als die ganze letzte Woche. Es ist Freitag und damit jetzt genau eine Woche her, seit die Tour begonnen hat. Unglaublich. Mir kommt es viel länger vor.

Ich stehe auf. Ich kann nicht einfach so hier liegen bleiben. Das bekomme ich nicht hin. Louis liegt auf dem breiten Sofa und schläft. Doch er sieht alles andere, als entspannt aus. Er hat die Augen zusammengekniffen und seine Hände sind zu Fäusten gebildet. Seine Fingerknöcheln färben sich leicht weiß und er hält die Bettdecke fest gepackt. Er murmelt irgendetwas. Ich gehe zu ihm und knie mich neben ihn. Er schwitzt und wirft den Kopf zu Seite. „Lou." sage ich leise mustere ihn besorgt. Alles schreit danach, dass er ganz und gar nichts gutes träumt. „Louis." sage ich wenig lauter und lege meine Hand an seinen Oberarm. Ich versuche ihn sanft zu wecken, doch in dem Moment, in dem mein Griff ein wenig fester wird, schnappt er nach meinem Handgelenk. Ich zucke erschrocken zusammen und merke erst kurz darauf, dass seine Augen geöffnet sind. Er atmet flach und blinzelt ein paar mal schnell. „Lou." wiederhole ich und löse mein Handgelenk aus seinem doch sehr festen Griff.

Verwirrt sieht er mich an. „Du hattest einen Albtraum." sage ich leise. Er atmet tief ein und wieder aus. „Ich weiß." erwidert er und dreht seinen Kopf zu mir. „Wie spät ist es?" will er wissen. „Halb sechs." antworte ich und er seufzt. „Ich.. ich lass dich lieber wieder schlafen." meine ich schnell und stehe auf. „Ich wollte nur nicht, dass du schlecht träumst." füge ich hinzu und gehe wieder in das Schlafzimmer. Ich lege mich nicht mehr ins Bett. Ich nehme meine Kette und spüre den Papierflieger einen Moment wieder auf meiner Haut. Kurz lächle ich ein wenig. Dann ziehe ich mich an. Ich war gestern duschen. Ich gehe leise ins Bad und richte meine Haare irgendwie. Es klappt nicht. Ich gebe seufzend auf und tapse auf Zehenspitzen in den Wohnbereich. Louis hat sich wieder umgedreht und die Augen geschlossen. Ich nehme mir ein wenig Geld, mein Handy und die Schlüsselkarte. So leise wie möglich verlasse ich die Suite.

Die halbe Nacht lag ich wach und habe mir Gedanken über das Ereignis von gestern gemacht. Es fühlt sich in jeglicher Hinsicht falsch an, was geschehen ist. Ich habe eine Grenze überschritten, die ich nicht einmal hätte antasten dürfen. Jedenfalls nicht auf diese Art und Weise.

Ich laufe durch Köln. Es ist erstaunlich viel los in den Morgenstunden. Ich komme an einen Markt. Kaum hätte ich das in einer solchen Stadt erwartet. Ich wenig Geld habe ich in der Tasche. Die Stände werden gerade aufgebaut. Es ist etwa sechs Uhr morgens. Kaum zu glauben, wie viele schon arbeiten. Ich sehe einen Stand. Ich gehe direkt auf ihn zu. Es ist ein Blumenstand. „Entschuldigen Sie." spreche ihn den älteren Mann an, der gerade die verschiedenen Blumen und Sträuße drapiert. „Könnte ich schon etwas kaufen?" frage ich ihn freundlich. „Natürlich." Sein Akzent ist herauszuhören. „Kann ich eine Rose haben?" Kurz sieht er mich verwundert an. „Eine Einzige?" Ich nicke. Er deutet nach links. Sie stehen dort in Eimern. Rote, helle und dunklere Pinke, sogar Fliederfarbene sind dabei.

„Eine Rote." entscheide ich mich und er holt eine heraus. Er zeigt sie mir. Ich nicke. „1,60€" Ich gebe ihm das Geld und er bedankt sich. „Einen schönen Tag noch." wünscht er. „Ihnen auch." lächle ich und gehe weiter. Die einzelne Rose in der Hand habend laufe ich über den Markt. Noch ist die Luft frisch, doch ich schätze, dass sich das hier schnell ändern wird, wenn die Straßen voller werden. Ich sehe auf die Uhr. Ich sollte langsam zurück gehen. Am Hotel angekommen ist es kurz war sieben. Ich betrete das Zimmer und erblicke das leere Sofa. Die Bettdecke ist zurückgeschlagen und Louis nirgends zu sehen. Ich sehe mich um. Sein Handy liegt auf der Ablage. Er muss noch hier sein. Ich ziehe meine Schuhe aus und nehme mir ein Glas. Das fülle ich mit Wasser. Ich suche in dne Schubladen nach einer Schere und finde sie nach einigen Augenblicken. Die angeschnittene Rose tue ich in das Glas. Ich sehe mich um. An der Seite steht Blumentopf mit Lilien darin. Ich nehme eine Prise Erde und lasse die Krümel in das Glas fallen.

Ich stelle die Rose auf die Theke der Küchenzeile. Groß, rot und wunderschön. Ich sehe auf mein Handy. Niall hat mir geschrieben, dass er bereits in den Nachrichten von dem Erfolg von Strawberries and Cigarettes gehört hat, doch ich bin sicher, dass war wieder eine dieser Klatsch-und-Tratsch-Sendungen.

„Hier bist du." höre ich die Stimme meines Freundes. Er ist mittlerweile angezogen. Er kommt auf mich zu. „Ich habe dich gesucht." sagt er und sieht mich fragend an. „Was?" frage ich verwundert, da ich eigentlich davon ausgegangen bin, dass er nicht mitbekommen hat, wie ich gegangen bin."

„Ich bin duschen gegangen und wollte dich wecken. Dein Bett war leer. Ich habe dich versucht zu erreichen." Ich sehe auf mein Handy und schüttle den Kopf. „Da ist nichts." Er sieht auf den Bildschirm und stöhnt genervt. „Du hast kein Netz." stellt er fest. Ich bin mit dem Hotel-WlAN verbunden. Deswegen habe ich Nialls Nachricht empfangen können. Doch Anrufe kommen nicht durch. Jetzt erst sehe ich, dass er mich geschrieben hat.

Lou: Wo bist du?

Lou: Melde dich.

Lou: Und sag mir wo du bist.

Ich habe sie jetzt erst bekommen. Auf dem Markt gerade konnte ich sie nicht empfangen. „Ich war an der frischen Luft." sage ich ehrlich. „Ich konnte nicht mehr schlafen." Er nickt. „Ich auch nicht." erwidert er leise. Dann schweift sein Blick zu dem Glas mit der Rose. Verwundert zieht er die Augenbrauen zusammen, sodass wieder diese kleine Falte zum Vorschein kommt.

„Ich war auf einem Markt." sage ich zögerlich. Ich weiß genau, wie sehr er es hasst, wenn ich alleine draußen unterwegs bin, wenn niemand weiß, wo ich bin und ich mich noch dazu in einer fremden Stadt in einem fremden Land befinde.

„Und sie ist für dich." fahre ich fort. „Weil es mir Leid tut, was ich gestern gesagt habe." Ich sehe kurz weg. Dann treffen sich unsere Blicke. Er sagt nichts. Ich spreche weiter. „Ich habe nicht nachgedacht und ich wollte dich nicht verletzten." Er kommt auf mich zu. Er sieht mich an. Dann schüttelt er leicht den Kopf. „Ich weiß doch, dass es stimmt." - „Trotzdem war es nicht richtig von mir." Er nickt leicht und hält inne. „Meghan wird da sein." Ich spanne mich an. Auch wenn ich mich Louis gegenüber nicht gut verhalten habe, bedeutet es nicht, dass ich sie jetzt akzeptiere. „Wie lange?" - „Nur Abends." Ein wenig erleichtert bin ich schon. Ich habe wirklich keinerlei Lust, sie ertragen zu müssen.

„Sie wird vor dem Konzert kurz vorbei schauen. Dann geht sie in den VIP-Bereich." - „Ich bleibe Backstage." erwidere ich sofort und Louis nickt verständnisvoll.

„Es geht nicht so einfach, Harry." sagt er nach einigen Momenten der Stille. „Ich weiß." erwidere ich nur. Dann fällt mir etwas ganz anderes ein. „Mr. Griffiths hat mich angesprochen." wechsle ich das Thema. Vielleicht sollte ich mit Louis die Sache ausdiskutieren, doch sie Stimmung drückt gerade dermaßen nach unten, dass ich es lieber lasse. Außerdem fällt es mir gerade ein und Louis sollte es wissen. Verwundert sieht er mich an.

„Er möchte, dass wir in die Öffentlichkeit treten." erkläre ich ihm kurz. „Er meinte, es wäre perfekt jetzt, weil es im Augenblick keine Gerüchte oder Skandale gibt." Louis schüttelt den Kopf. „Die gibt es immer." Dann überlegt er kurz. „Du weiß, dass ich es dir freistelle." Ich nicke. „Trotzdem ist mir deine Meinung wichtig."

„Wir sind gerade mal ein paar Tage auf Tour. Wenn du jetzt zusagst, dass organisiert er es innerhalb von zwei Wochen." Ich schlucke und höre auf mein Bauchgefühl. Ich schüttle den Kopf. „Das ist zu früh." Meine Stimme ist leise und unsicher. „Du bestimmst das Tempo." sagt er, doch ich verneine erneut. „Wir." korrigiere ich ihn und lächle ein wenig. Natürlich ist im klar, weswegen ich es sage. Aber ich meine es in diesem Moment auch generell. Wir bestimmen das Tempo unserer Beziehung. Niemand sonst. Wir entscheiden gemeinsam, wie es weitergeht und wie schnell wir voran schreiten., egal was genau es nun betreffen mag. Mir geht es nicht alleine um den Sex. Anfangs habe ich festgelegt, wie schnell wir uns an Neues wagen; an für mich Neues. Jetzt ist es mehr oder weniger umgekehrt. Louis ist es nicht unbekannt, nicht zu dominieren, doch er weiß nicht, wie es ist, wenn er es freiwillig macht. Und ich möchte ihm zeigen, dass es schön sein kann. Doch nun erkenne ich, dass es besser ist, gar nicht erst die Kontrolle gänzlich zu übernehmen. Es ist viel sinnvoller, wenn wir sie beide abgeben und uns von unseren Gefühlen leiten lassen; wenn wir damit beginnen.

„Okay." lächelt er und beugt sich zu mir. Und ich bekomme endlich meinen Guten-Morgen-Kuss.


yay! :) Aber Meghan wird da sein... was wohl passiert, wenn sie (möglicherweise) aufeinander treffen...  opinions?

Always Us || Larry Stylinson AU #iceSplinters19Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt