75. Kapitel

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Der Stift setzt auf dem Papier an. Es ist ein kratzendes Geräusch, als ich beginne, ihn zu bewegen. Ich fühle mich mit jedem Wort, mit jedem Buchstabe schlechter. Und doch fühlt es sich erschreckend befreiend an. Innerlich will ich mich stoppen, ich versuche mir einzureden, dass ich absolut falsch handle, doch ich schreibe weiter und weiter. Es kommt mir ewig vor, bis ich den Kugelschreiber zu klacken lassen und ihn bei Seite lege. Dann sehe ich auf das Blatt und atme tief durch. Es dauert bestimmt eine gute Minute, bis ich wieder ruhiger bin und mir das Geschriebene durchlesen kann.

Geliebter Louis,

Ich überlege ob das nicht zu aufgesetzt ist. Nur Louis, klingt falsch.

Lieber Louis ? Ich schüttle den Kopf. Auch das ist nicht das Wahre. Irgendwie klingt es nicht richtig. Also bleibe ich doch dabei. Liebster Louis, schließlich tue ich genau das. Ich liebe ihn. Ihn liebe ihn über alle Maßen!

Ich lese weiter.

Liebster Louis,

bitte reg dich nicht auf, wenn du diesen Brief liest. Es geht mir gut!

Ich musste das ganz am Anfang schrieben. Was weiß ich, was er sonst wieder für einen Aufstand geprobt hätte. Ich bin mir sicher, er würde ganz Paris auf den Kopf stellen, um mich zu finden. So süß das auch ist, jetzt gerade möchte ich das wirklich nicht. Es wäre zu viel des guten.

Es tut mir ehrlich leid, dass es so weit gekommen ist, aber ich halte das so nicht mehr aus.

Ich seufze. Der Satz ist hart. Aber es ist die Wahrheit unterdrücken und verdrängen kann ich es einfach nicht mehr. Es geht nicht. Vielleicht bin ich dafür zu schwach, das mag sein, aber lieber so, als warten und es noch schlimmer und noch schmerzhafter werden lassen.

Bitte versteh mich nicht falsch! Ich liebe dich! Ich liebe dich mehr, als irgendjemanden sonst. Du stehst im Mittelpunkt meines Lebens und das wird sich auch nicht ändern.

Vielleicht ist es kitschig. Vielleicht ist es zu kitschig, doch es entspricht der Wahrheit. Ich denke so gut wie immer an Louis. Mein Herz schlägt, sobald ich auch nur ein Foto von ihm sehe und mein Körper spielt verrückt, wenn ich auch nur seine Stimme höre, wenn ich seine haut auf meiner spüre, möge es noch so wenig sein, und wenn ich seinen einzigartigen und unverkennbaren Geruch einatme. Alles dreht sich um ihn. Mein ganzes kleines Universum. Und Louis ist der Kern. In nur ein paar Monaten hat er es geschafft, alles in meiner Welt umzupolen und es auf sich zu fokussieren.

Ich verlasse dich nicht. Würde ich nie. Bitte denke gar nicht erst darüber nach!

Gott, bitte lass ihn nicht denken, dass ich das tue. Ich hadere die ganze Zeit schon mit mir, weil ich weiß, dass es für uns beide nicht einfach werden wird. Doch ich musste schreiben, dass es nicht so kommen wird. Ich weiß, dass Louis es denken wird, sobald er den Brief findet, doch ich bete dafür, dass er diesen Satz liest. Ich hoffe so sehr, dass er nicht vorher ausrastet und dem Niedergeschriebenen keine Aufmerksamkeit schenkt.

Ich brauche lediglich ein wenig Zeit für mich. Mehr nicht.

Das ist der springende Punkt. Ich atme einmal tief durch, bevor ich weiter lese.

Es ist unfassbar schwierig für mich, so zu tun, als wäre nichts. Du weißt ebenso gut wie ich, dass wir in den letzten Tagen nichts anderes gemacht haben.

Eine Träne rollt mir über die Wange, als ich daran denke. Die ganze Zeit über haben wir so getan, als wäre alles in bester Ordnung. Und es war von Anfang an der falsche Weg. Wieso habe ich es nur so weit kommen lassen? Wieso habe ich nicht einfach mal ausgesprochen, was ich von Anfang an sagen wollte? Nein, stattdessen habe ich es ignoriert und gehofft, dass Louis und ich es wann anders hinbekommen.

Always Us || Larry Stylinson AU #iceSplinters19Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt