35. Kapitel

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Es dämmert, als ich den Weg zurück einschlage. Ich muss ein wenig auf warten, mit der Tram zurück zum Hotel. Als ich ins Foyer gehe, werde ich jedoch aufgehalten. „Mr. Styles!" höre ich Mr. Griffiths Stimme. „Könnte ich kurz mit ihnen sprechen?" fragt er und ich nicke. „Natürlich. Was gibt es?" möchte ich freundlich wissen und gehe zu ihm. Er sitzt auf einer der Couchs hier im Eingangsbereich. Ich setze mich ihm gegenüber. Ich versuche mit nicht anmerken zu lassen, wie erregend der Plug an meinen Wänden kratzt und meine Lust versucht sich vor meinen Verstand zu drängen. Doch hier wäre der denkbar falsche Zeitpunkt, meine Deckung fallen zu lassen.

„Mir ist, wie Sie ja wissen, zu Ohren gekommen, wer Sie sind." beginnt er und mir wird flau im Magen und das Gefühl, welches mich gerade noch zu beflügeln vermöchte, ist verschwinden. Behaglichkeit tritt stattdessen an diese Stelle. „Ich frage mich, ob es so gut ist, dass es immer noch geheim gehalten wird." denkt er laut, sieht mich gleichzeitig jedoch auffordernd an. Ich schlucke. „Wieso sollte es schlecht sein?" frage ich ihn. „Sehen Sie... ich bin an sowohl Louis', als natürlich auch an Ihrem Wohlergehen interessiert, doch ich habe bedenken, dass es nicht gut gehen wird, wenn es weiterhin im Geheimen bleibt."

„Was wollen Sie mir damit sagen?" frage ich ihn und versuche ruhig zu bleiben. Ich weiß, dass er Louis' Manager ist und so einiges zu sagen hat. Genaugenommen ist er momentan mein Boss, aber ich bezweifle, dass ihm dieser Umstand das Recht gibt, sich in mein Privatleben einzumischen. Ich bin mir unsicher, wie ich reagieren soll. Ich will es mir mit ihm nicht verscherzen, aber gleichzeitig merke ich, wie ich ein wenig wütend werde. Ich denke zwar, dass es unter anderem dem Umstand zu verdanken ist, dass er nicht der Erste ist, der denkt, er wüsste, was gut für Louis und mich, was gut für unsere Beziehung ist .

„Ich will damit sagen, dass der Augenblick theoretisch perfekt ist, um Ihre Beziehung zu veröffentlichen." erklärt er mir und ich halte kurz die Luft an. Mein Herz rutscht mir in die Hopse und meine Handflächen werden von kaltem Schweiß bedeckt. „Wie kommen Sie darauf?" frage ich und bemühe mich, nicht angepisst zu klingen. „Ich meine, Ihnen wurde doch gerade erst die Situation erläutert."

„Die Tour läuft perfekt, die PR für das Album macht keine Probleme und früher oder später wird es sowieso niemand erfahren. Die Medien sind aktuell frei von Skandalen, die uns betreffen. Wieso also nicht? Sie könnten in Ruhe ihre Beziehung an die Öffentlichkeit tragen und niemand würde einen Schaden nehmen."

Ich blicke ihn skeptisch an. „Wieso sprechen Sie mich so plötzlich darauf an?" - „Heute war ein relativ entspannter Tag, also konnte ich mich damit befassen. Ich habe Sie gerade spontan gesehen. Es ergab sich also einfach die Gelegenheit."

„Haben Sie mit Louis' gesprochen?" möchte ich außerdem wissen. Er schüttelt den Kopf. „Nein, aber ich weiß, dass er es Ihnen freistellt. Es ergibt also mehr Sinn, mich an Sie zu wenden." erklärt er mir. „Es gibt wirklich kein Argument, dass sie dagegen aufbringen könnten." fügt er hinzu, nicht provokant, einfach nur feststellend. Er zuckt gleichzeitig mit den Schultern.

„Es würde für Sie beide sehr wenig Stress und Komplikationen verursachen und wieso sollten Sie sich freiwillig einem Skandal ausliefern, wenn wir es gemeinsam planen und durchführen könnten?" schlägt er mir vor. Zugegeben, es ergibt Sinn, was er sagt. Es ist keine dumme Idee einem Skandal aus dem Weg zu gehen, aber ich wüsste nicht, weswegen das nicht auch später noch gehen sollte. Ich habe ihn das zwar schon gefragt, aber seine Antwort lässt mich ziemlich unbefriedigt. Es erklärt mir nicht, warum es zu einem späteren Zeitpunkt in der Tour nicht genauso gut funktionieren könnte. Wer sagt denn, dass unbedingt ein Skandal auftreten wird?

Alles läuft gut, wie er gesagt hat; es gibt also keinen Grund zur Sorge. „Ich werde es mir durch den Kopf gehen lassen." antworte ich und stehe wieder auf. Erneut reibt der Plug an meinen Wänden und reizt mich. Er lächelt. „Sagen Sie mir Bescheid. Ich würde mich freuen, diesen Schritt mit Ihnen zu planen. Es ist schließlich für alle nur das Beste." Er hält kurz inne. „Haben Sie noch einen erholsamen Abend." - „Sie auch." erwidere ich und mache mich auf den Weg in Richtung Fahrstuhl.

„Harry!" höre ich plötzlich erneut meinen Namen. Ich drehe mich um und die Aufzugtüren schließen sich, ohne, dass ich ihn betreten habe. „Hey Julian." sage ich erfreut und gehe auf ihn zu. Er ist zu mir gejoggt. Ich schätze er kommt gerade vom Abendessen. „Ich wollte dir nur eben Bescheid sagen, dass ich mit der Band gesprochen habe. Morgen in der eigentlichen Mittagspause würde wir uns treffen und einige Dinge ausprobieren wollen. „Klar, super gerne!" stimme ich sofort begeistert zu. „Das wäre wirklich toll!" - „Wir treffen uns beim Van." sagt er und geht wieder seines Weges. Lächelnd drücke ich erneut den Fahrstuhlknopf. Ich glaube kaum, dass Louis schon wieder da ist. Meine Vermutung bestätigt sich, als ich die Suite betrete. Ich setze mich vorsichtig auf das Sofa und nehme mein Handy heraus. Niall ist neidisch auf den Ausblick, schreibt aber, dass in London ausnahmsweise mal die Sonne schiene. Ich habe noch genug Zeit.

Ich rufe meine Mum an. Es dauert einen Augenblick, bis sie abhebt.

„Harry! Wie schön von dir zu hören!" begrüßt sie mich erfreut. Sofort lächle ich und werde ein wenig glücklicher. „Hi Mum." - „Wie geht's dir, mein Schatz?" fragt sie. „Wie läuft die Tour und wie ist es mit Louis?" möchte sie wissen. Ich lache ein wenig, da sie mir gar nicht erst die Möglichkeit gibt zu antworten. „Alles läuft super, Mum. Es ist viel zu tun und alle zwei Tage reisen wir weiter, aber ich kann mich nicht beklagen."

„Und was macht Louis so? Wie geht es ihm?" fragt sie weiter. Mum mag Louis und irgendwann hat sie mir gesagt, dass sie hofft, ihn irgendwann ihren Schwiegersohn nenne zu können. Ich war ein wenig entsetzt, als sie mir es damals gesagt hat, aber sie hat lediglich mit den Schultern gezuckt und gemeint, dass es wohl kaum mehr, so lange dauern kann. Ich konnte damals nur den Kopf schütteln.

„Mum.." seufze ich, genau wissend, worauf sie hinaus will. „Es ist nicht zu übersehen, Harry." widerspricht sie mir sofort. Ich schüttle amüsiert den Kopf. Es ist typisch meine Mum, dass sie an diesem Hirngespinst festhält. „Er vergöttert dich! Er betet dich förmlich an und ich weiß doch, dass es dir bei ihm nicht anders geht." Sie durchschaut mich. Hat sie immer. Wird sie immer.

„Wie geht es euch so?" frage ich. „Uns geht es gut." antwortet sie direkt. „Gemma war letztes Wochenende hier." erzählt sie. „Aber lenk bloß nicht vom eigentlichen Thema ab!" beendet sie ihre Antwort sofort und ich seufze. „Wenn es soweit sein sollte, dann sage ich dir schon Bescheid Mum. Versprochen."

„Würdest du denn ja sagen?" fragt sie ein wenig leiser und deutlich ernster. Ich halte inne. „ich würde so gerne. So gerne würde ich einfach ja sagen und ihn küssen können; ihn ganz und gar meins nennen können." sage ich leise. „Aber im Augenblick geschieht so viel und ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll." gebe ich zu. „Ich kann nicht sagen, wie ich mich jetzt entscheiden würde." erwidere ich und erschrecke selbst ein wenig vor dieser ehrlichen Antwort. Ich habe diese Thematik immer schön gemieden. Durch den Stress der letzten Tage, war es nicht schwer, meine Gedanken umzulenken. Doch mir war vorher bewusst, dass ich mir früher oder später etwas eingestehen muss. Ich liebe Louis über alles, er ist mein Leben und ich könnte niemals ohne ihn. Dennoch ist mir erst kürzlich schmerzlich bewusst geworden, dass ich ihn nicht so kenne, wie ich gerne würde.

Er weiß so gut, wie alles von mir. Anders herum bin ich mir da aber leider im Augenblick nicht so sicher und ich weiß nicht, wie lange ich noch schaffe, mich zu gedulden.

Das Pling des Aufzuges ertönt und mit einem Blick nach rechts sehe ich Louis hereinkommen. „Ich muss aufhören, tut mir leid." entschuldige ich mich. „Ach was, schon in Ordnung." antwortet meine Mum. „Höre ich von dir die Tage nochmal?" fragt sie nach. Ich nicke und erwidere „Ich finde sicherlich Zeit."

„Okay. Dann genieß die Tour und mach dir nicht so viele Gedanken. Ich hab dich lieb, Harry. Und grüß Louis schon von mir."

„Ich dich auch. Bis dann" antworte ich und lege auf. Louis kommt zu mir und setzt sich halb neben mich, halb mir gegenüber. Ich habe ein Bein auf das Sofa gezogen und mich seitlich an die Rückenlehne gelehnt. „Wer war das?" fragt er. „Meine Mum. Ich soll dir liebe Grüße bestellen." Er nickt. „Wie war es?" Er verdreht die Augen. „So wie immer. Es hat viel zu lange gedauert." Er steht wieder auf und hält mir auffordernd eine Hand hin. Ich ergreife sie und lasse mich von ihm auf die Beine ziehen.

„Hast du schon gegessen?" fragt er mich und ich nicke. Ich muss ihm ja nicht sagen, dass ich mir nicht im Restaurant mein Abendessen, sondern in der Altstadt von Lissabon, gekauft habe. Es würde ihn nur wieder unnötig aufregen.

opinions?

was ein gedanke von anne... und wir wissen ja, dass auch harry da schon mehrfach drüber nachgedacht hat.


Always Us || Larry Stylinson AU #iceSplinters19Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt