90. Kapitel

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„Sind die Möbel von Harry schon da?" fragt Louis Liam. „Sollten sie." erwidert dieser. Er hatte vor einigen Tagen schon veranlasst, dass die eingelagerten Sachen des Fotografen zu dem neuen Haus gebracht werden.

„Mr. Tomlinson." einer der Arbeiter kommt zu ihm. „Das wird die letzte Fahrt. Danach ist alles leer." - „Okay, danke." Louis wartet noch, bis wirklich alle Möbel eingepackt sind. Er sieht sich um. Irgendwie merkwürdig das Haus so leer zu sehen. Jahrelang hat er hier gewohnt und jetzt sind alle seine Sachen weg. Für die nächsten drei Wochen bleibt die Haustür dann geschlossen. Dann wird hier ordentlich sauber gemacht. Danach wird das Haus einen neuen Besitzer haben. Das hofft Louis zumindest. Er weiß, dass Liam es nicht mag, solch große Geschenke zu bekommen. Dennoch wünscht er sich insgeheim, dass er es annimmt und sich darüber freut. Liam hat es wirklich verdient.

Er lässt seinen Blick ein letztes Mal durch durch das Wohnzimmer streifen. „Kommst du?" Durch Liams Frage wird er aus seinen Gedanken gerissen und dreht sich um. Er nickt und verlässt das Haus. Zieht die Tür zu und betrachtet den Schlüssel. Er steigt zu Liam ins Auto und sie fahren los. „Was machst du jetzt eigentlich mit dem Haus?" fragt sein bester Freund ihn. „Weiß noch nicht." antwortet Louis schulterzuckend. „Vielleicht verkaufe ich es." - „Soll ich einen Makler dafür finden." Louis verneint und schüttelt den Kopf. „Ich möchte erst einmal das neue Haus fertig haben. Wenn es ein paar Tage leer steht, ist es eben so." Liam nickt verstehend und fragt nicht weiter. Er weiß, dass Louis nicht dumm ist. Louis würde das Haus nicht ewig leer stehen lassen, wenn er es verkaufen könnte. Ein solches Haus in einer Gegend wie diesen zu verkaufen ist nicht schwer. Er kann es ein paar Tage aufschieben.

Sie kommen am Haus an. Niall steigt gerade mit einigen Arbeitern aus einem der Autos. Die Klappe des LKWs öffnet sich und sie beginnen die Möbel hereinzutragen. Louis geht ins Haus „Harry?" ruft er, doch er bekommt keine Antwort. Verwundert sieht er sich um. „Haz?" fragt er erneut, doch bekommt wieder keine Antwort.

„Louis!" Es ist Niall. Er kommt mit einem Zettel wieder. „Der hing an der Tür." sagt er und reich ihn Louis.

Musste spontan weg. Gemma geht es nicht gut. Jeff ist bei mir, keine Sorge.

Harry.

Er nimmt sein Handy heraus und ruft seinen Freund an. Niemand hebt ab. Er seufzt und steckt sein Handy wieder ein. Vorher schreibt er Harry jedoch noch eine Nachricht, dass er sich melden soll, sobald er die Nachricht liest. Dann macht Louis sich daran, den Arbeitern zu sagen, wo was hinkommt. Es dauert eine ganze Weile, bis die Möbel stehen. Harry hat sich derweilen immer noch nicht gemeldet. Louis muss sich echt beherrschen, nicht wahnsinnig zu werden. Er macht sich schon wieder Sorgen um Harry. Er weiß, dass Jeff bei ihm ist, dass es es gut geht. Genau so weiß er, wie wichtig Gemma für Harry ist. Er hätte nicht anders gehandelt. Würde es jemandem in seiner Familie nicht gut gehen, würde Louis nicht lange zögern. Er würde alles stehen und liegen lassen und sofort hinfahren.

Er ist Harry nicht böse, dass er so gehandelt hat. Er kann es nachvollziehen. „Hallo?" fragt plötzlich jemand. Louis dreht sich zur Tür. Etwas verwundert sieht er einen Pizzalieferanten an. „Für wen sind die?" fragt er ihn. „Sie haben doch bestellt?" erwidert der Lieferant nur. Louis schüttelt den Kopf, bezahlt dann aber trotzdem und nimmt die beiden Pizzakartons an sich. Harry und Jeff müssen sie bestellt haben. Dann kann Harry noch gar nicht so lange weg sein. Vielleicht zwanzig Minuten.

Er stellt die Pizzen zur Seite. „Darf ich was?" fragt Niall ihn, als er es sieht. „Bedien' dich." murmelt Louis nur in Gedanken versunken. Es ist merkwürdig. Irgendwie eigenartig. Erneut ruft er Harry an, doch niemand hebt ab.

„Mr. Tomlinson? Wo soll der Schreibtisch hin?" - „Arbeitszimmer Erdgeschoss." antwortet Louis. Es sind Harrys Sachen, die nun hineingetragen und aufgebaut werden. Noch steht alles voller Kisten herum. Doch Louis lächelt bei dem Gedanken daran, wie es aussehen könnte, wenn alles ausgeräumt ist. Es wird ihr Zuhause. Es wird wundervoll.

Um halb sieben verabschieden sich die Arbeiter. Liam schließt die Tür. Niall ist auch doch da. „Sollen wir schon anfangen die Kisten auszuräumen?" fragt Niall. Louis sieht ihn überrascht an. „Du musst nicht -" beginnt er, doch wird von Niall sofort unterbrochen. „Aber ich habe Zeit. Wieso sollte ich dann nicht helfen?" Dankend nickt Louis. Sie beginnen mit der Küche. Bis in die Nacht sind sie beschäftigt. Die Küche ist fertig, das Wohnzimmer fast. Danach verabschieden sich die beiden. Liam bietet an Niall nach Hause zu fahren. Dieser nimmt dankend an.

Louis nimmt sich anschließend die nächste Kiste. Schlafen kann er jetzt sowieso nicht. Er öffnet den Deckel und zum Vorscheinen kommen jede Menge Bilderrahmen. Er hat die Fotokiste erwischt. Lächelnd nimmt er sie heraus nimmt sich Nägel und Hammer, die dabei liegen. Harry hatte die Idee sie direkt dazu zu legen, damit sie nicht lange suchen müssen, wenn sie sie wieder aufhängen wollen.

Er beginnt mit den Familienfotos. Es dauert ein wenig, aber schließlich schmücken sie den Flur. Lächelnd sieht Louis die Wand an. Sie hängen alle ein wenig versetzt, asymmetrisch und doch irgendwie ordentlich. Mittlerweile hängen auch einige Bilder von Harry, Gemma und Anne dort. Lächelnd betrachtet er seinen Freund. Er hat so unfassbares Glück. Jeder andere wäre schon längst schreiend davon gelaufen. Harry hingegen hat es immer wieder mit Louis versucht, ihm Chancen über Chancen gegeben und gar nicht erst ans Aufgeben gedacht. Er hat Harry gar nicht verdient.

Louis geht zum Karton und sieht hinein. Dort sind noch die Bilder, die er so sehr liebt. Er sieht sich um und entscheidet, dass sie an die Wand hinter dem Sofa kommen. Jedes einzelne sieht er ganz genau an. Harrys Fotos sind unfassbar schön. Es sind Fotos von Louis. Viele Fotos. Doch auf einigen sind auf sie beide zu sehen. Was Harry noch nicht weiß, Louis hat sich ab und an seine Kamera genommen um ein paar Augenblicke einzufangen. Sie sind nicht so gut, wie die Bilder von Harry, aber dennoch hat er sie ausgedruckt und eingerahmt. Sie alle finden ihren Platz an der Wand. Nicht alle Bilderrahmen sind gefüllt. Dort ist noch Platz für weitere Erinnerungen. Und Louis freut sich darauf, sie zu füllen.

Es vergeht noch Zeit, bis Louis sich entschließt ins Bett zu gehen. Vorher schafft er es, das Badezimmer einzuräumen. Als er ins Schlafzimmer kommt, stehen dort ebenfalls noch Kisten und Kartons vor ihm. Doch eine Kiste ist sticht heraus. Sie ist dick mit Klebeband verschlossen. Louis nimmt sich eine Schere und öffnet sie, holt den kleinen Schlüssel und räumt den Inhalt in die Schublade. Es sind nicht mehr viele Dinge, die er besitzt. Früher hatte er viel mehr. Doch das ist vorbei.

Kurz schweifen seine Gedanken zu dem Spielzimmer. Dagegen ist seine Sammlung winzig. Er schüttelt den Kopf und verdrängt den Gedanken. Er will sich nicht mehr daran erinnern. Er hasst es. Louis seufzt und schließt die Schublade, schließt sie ab und setzt sich auf das Bett. Es ist vorbei. Er wird nicht mehr dorthin gehen. Nie wieder. Harry hat es möglich gemacht. Louis wollte sich nie eingestehen, was damals wirklich geschehen ist. Er hat sich immer und immer wieder eingeredet, dass es nicht stimmt, dass es gut war, dass er es genossen hat.

Eine Lüge. Nein, viele Lügen.

Es hatte nicht lange angehalten. Kaum ein paar Wochen waren vergangen und Louis hat es gehasst. Doch er wollte es nicht wahr haben; was dort in diesem Spielzimmer wirklich geschehen ist. Er meinte immer, es wäre gut, Meghan wäre gut und dass es dazu gehört. Er schulde es ihr. Damit hat er es für sich selbst begründet. Schließlich wusste niemand anderes davon. Louis hat es nie jemandem erzählt. Der Grund war einfach, dass er es sich dann hätte eingestehen müssen. Das wollte er nicht. Er hat es verdrängt. Jahrelang hat er sich gezwungen es zu verdrängen. Und irgendwie hat er es geschafft. Er hat seine Gefühle abgewiesen, etwas mit Oliver angefangen und danach nur noch One-Night-Stands gehabt. Dann kam Harry.

Louis fährt sich durch die Haare. Harry hat seine gesamte Welt auf den Kopf gestellt. Es hat sich alles verändert. Louis erinnert sich zu gut an das Gefühl, als Harry ihm ein Ultimatum gesetzt hat. Irgendwie kann er es nachvollziehen. Und mittlerweile weiß er, dass es gut war, Harry die Wahrheit zu sagen. Doch zu diesem Zeitpunkt hat er sich nicht nur Harry geöffnet. Er hat sich sich selbst geöffnet und die Wahrheit endlich erkannt. Harry hilft ihm. Louis ist sich nicht sicher, ob er es weiß, doch nur dich Harry schafft er es, das ganze hinter sich zu lassen. Wenn Harry nicht da wäre, wäre Louis schon längst durchgedreht. Louis würde damit alleine nicht klar kommen, nicht ohne Harry.

Er ist der einzige, der es zu schaffen vermag, ihn wirklich zu beruhigen, ihn auf den Boden der Tatsachen zu bringen. Himmel, wie sehr Louis Harry liebt.

Harry ist also in Holmes Chapel. wer hätte damit gerechnet? und wann wird er wieder in london sein?

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Always Us || Larry Stylinson AU #iceSplinters19Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt