Krankenschwester

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Ich hatte schlecht geschlafen. Eds Auftauchen hatte mir Albträume und einen ziemlich unruhigen Schlaf beschert. Ich fühlte mich wie gerädert. Doch Ed musste es heute noch viel schlechter gehen. Er vertrug Alkohol nicht so gut. Warum er sich den Kater trotzdem immer wieder antat, war mir ein Rätsel. Aber das musste er selbst wissen.

Ich tappte als erstes ins Wohnzimmer. Ed lag noch genauso da, wie ich ihn gestern Abend verlassen hatte. Er schlief noch tief und fest. Ich wünschte ihm, dass er seinen Kater verschlafen konnte. Allerdings konnte es gut sein, dass er bereits zu irgendwelchen Terminen erwartet wurde. Niemand wusste, wo er war. Sein Manager, der sich wahrscheinlich denken konnte, dass Ed noch bei mir sein musste, hatte keine Ahnung, wo ich wohnte. Ich wollte Ed allerdings auch nicht wecken und fragen.

Sein Telefon, fiel mir ein. Vielleicht konnte ich von seinem Telefon aus seinen Manager anrufen und fragen. Es kam mir ein bisschen komisch vor, an Eds Hose herumzutasten, während er so hilflos vor mir lag, doch als ich das Telefon schließlich ertastete, redete ich mir ein, dass ich ihm ja nur helfen wollte.

Ich schaltete das Display ein. Tatsächlich, da waren unzählige eingegangene Nachrichten und Anrufe. So vorsichtig wie möglich nahm ich Eds Hand, die am Sofa herabhing und drückte seinen Daumen auf die Home-Taste. Es funktionierte tatsächlich.

Die meisten Anrufen kamen von »Stu«. Das war vermutlich der Manager. Auf gut Glück drückte ich auf »Rückruf«.

»Ed? Endlich. Wo bist du? Geht es dir wieder gut?«

Als Stuart am anderen Ende kurz Luftholen musste, nutzte ich die Gelegenheit. »Hallo Stuart? Herr Camp? Hier ist Claire Montanay. Ich rufe von Eds Telefon aus an.« Was redete ich da? Das hatte er vermutlich selbst gemerkt. Bevor ich vor Scham im Boden versinken konnte, redete ich schnell weiter. »Ed schläft noch. Es ging ihm gestern wirklich nicht gut. Er musste sich übergeben. Aber ich glaube, es geht ihm wieder besser. Ich wollte ihn eigentlich noch schlafen lassen, aber ich weiß nicht, ob er heute irgendwelche Termine hat und da -«

»Oh, Gott sei Dank, es geht ihm gut«, fiel Stuart mir ins Wort. »Ja, lass ihn schlafen. Er wollte sich heute Vormittag mit mir im Studio treffen, aber das können wir verschieben. Ist vielleicht besser, er ruht sich aus. Kann er bei dir bleiben? Ich glaube, es ist besser, wenn er jetzt nicht allein bleibt.«

Ich hob überrascht die Augenbrauen. »Ich muss heute arbeiten«, hab ich zu bedenken. »Ich kann nicht den ganzen Tag zuhause bleiben.«

Am anderen Ende blieb es einige Augenblicke still. »Hmm, ja, klar. Verstehe.« Er klang, als müsste er nachdenken. »Aber ich denke, es ist wirklich besser, wenn jemand bei ihm ist. Nicht dass er ... irgendwelche Folgeerscheinungen hat.«

Ich stutzte bei dieser Formulierung. Ein komisches Wort für einen Kater.

Doch Stuart ließ mir keine Zeit, darüber nachzudenken. »Wäre es vielleicht möglich, dass ich zu dir komme und so lange auf Ed aufpasse, wie du arbeiten bist?«

Ich war mir nicht sicher, was ich von dieser Idee halten sollte. Oder warum Eds Manager so wichtig war, dass Ed nicht allein blieb. Etwas zögernd stimmte ich zu und nannte ihm meine Adresse. »Ich muss in einer Stunde spätestens losfahren. Können Sie bis dahin hier sein?«

Er konnte. Zum Glück. Ich wollte ihm nicht noch meinen Schlüssel irgendwo hinterlegen müssen.

Die nächste Stunde verbrachte ich damit, mich fertig zu machen, Kaffee zu kochen und mir zumindest einen Toast mit Marmelade zum Frühstück zu machen. Mehr würde ich sowieso nicht herunterbringen. Die ganze Angelegenheit um Ed brachte mich aus dem Gleichgewicht. Seitdem ich mit seinem Manager gesprochen hatte, war ich mir nicht mehr so sicher, dass er gestern einfach nur zu viel getrunken hatte.

Kurz bevor ich losmusste, klingelte es. Meine Klingel war wirklich laut, dennoch zuckte Ed nicht einmal. Ich hatte vorhin schon kontrolliert, ob er überhaupt noch atmete.

Und dann stand Stuart Camp in meinem Wohnzimmer und sah besorgt auf Ed herab. »Wie lange schläft er schon?«, wollte er wissen. Komische Frage.

»Seit gestern Abend.«

Er nickte. »Hat er gestern noch was getrunken?«

»Meinen Sie Alkohol?« Ich fühlte mich in Gegenwart des älteren Mannes unwohl.

»Wir können uns ruhig duzen. Du bist Eds Freundin, ich sein Freund. Das verbindet.«

Fast hätte ich gesagt, dass ich nicht Eds Freundin war, doch dann bemerkte er, dass er auf eine freundschaftliche Beziehung anspielte und da hatte er ja recht. Also nickte ich nur.

»Und ja, ich meine Alkohol. Aber auch alles andere.«

"Nur ein Glas Wasser."

»Hast du vielleicht Aspirin da? Das wird er nachher brauchen, wenn er aufwacht.«

Ich holte Aspirin aus dem Medikamentenschrank im Bad und brachte sie zu Stuart. Dann musste ich leider schon los. Ich wäre gern geblieben und hätte ihn ausgequetscht, was gestern noch vorgefallen war, doch dann dachte ich an Wicherts strafenden Blick, wenn man nur ein paar Minuten zu spät war und machte mich ergeben auf den Weg. Vorher hatte ich Stuart noch die Freigabe gegeben, sich an meinem Kühlschrank zu bedienen und alles zu nutzen, was er wollte.


Liebe auf Umwegen || Ed SheeranWo Geschichten leben. Entdecke jetzt