Vergessen

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Wir standen uns gefühlt minutenlang gegenüber und sagten nichts. Niemand von uns wollte aussprechen, was passieren würde, wenn ich ihm nicht vertrauen würde, wenn ich die Veränderungen, die er mit sich brachte, nicht akzeptieren konnte.

Irgendwann hörte ich ihn laut seufzen. »Eigentlich wollte ich noch einen Nachtisch servieren, aber irgendwie ist mir der Appetit vergangen. Möchtest du noch etwas?«

Ich schüttelte traurig den Kopf. Ich hatte das hier nicht gewollt. Ich selbst hatte dieses wunderschöne Date mit meinen Anschuldigungen zerstört. Der Streit war nur eine Folge davon gewesen. Dabei wollte ich mich gar nicht mit Ed streiten. Ich wollte, dass wir da weitermachten, wo wir vorhin aufgehört hatten.

»Kannst du deine Gabe bei mir einsetzen?«

»Wie bitte?« Ed klang, als hätte er sich verhört. Das konnte ich ihm nicht verdenken. Deshalb präzisierte ich meine Frage.

»Ich möchte diesen dummen Streit einfach nur vergessen. Kannst du mir dabei helfen? Ich weiß, dass du es kannst. Die Frage ist nur, ob du es willst.«

Ich sah ihn vorsichtig an, wollte seine Reaktion sehen. Er sah mich prüfend an, fast so, als glaubte er, dass ich ihn nur auf die Probe stellen wollte.

»Ich meine das wirklich ernst. Ich möchte mich nicht mit dir streiten. Das vergiftet alles. Der Abend war so schön, bis ich alles zerstört habe. Das möchte ich gern vergessen.« Ich sah ihn bittend an.

»Bist du dir wirklich sicher?«

Ich nickte. In Wahrheit hatte ich keine Ahnung, warum ich dachte, das Problem würde sich lösen, wenn ich den Streit vergaß.

Er sah mich prüfend an. »Was, wenn es nicht funktioniert?«

Ich überlegte. »Dann haben wir es wenigstens versucht.« Insgeheim wünschte ich mir sogar, es würde nicht funktionieren. Dann hätte ich wenigstens die Gewissheit, dass er mich mit dieser Gabe nicht manipulieren konnte.

Ich lachte laut und freudlos über meine eigenen Gedanken.

Er sah mich erschrocken an. Er konnte ja nicht wissen, dass mir gerade mal wieder klar geworden war, wie wenig ich bereit war, ihm zu vertrauen. Ich brauchte Gewissheit, Beweise.

»Was musst du machen, damit ...«, ich stockte, räusperte mich und fuhr mit fester Stimme fort, »damit ich vergesse?«

Noch immer sah er nicht ganz überzeugt aus. Langsam hob er seine rechte Hand und legte sie mir sanft an die Schläfe.

»Ich muss dich berühren. In etwa hier.«

Ich lehnte meinen Kopf gegen seine Berührung. »Beeinflusst du dann meine Gehirnwellen oder so?«

Er lachte leise. »Keine Ahnung. Darüber habe ich mir noch nie Gedanken gemacht. Würde es denn so funktionieren?«

Ich zuckte mit den Schultern. »Woher soll ich das wissen?« Ich lachte auch. Zum Glück schien die schlechte Stimmung zwischen uns fort zu sein. Doch ich war entschlossen, den Streit zu vergessen und Eds Gabe ein weiteres Mal an mir selbst auszuprobieren. Diesmal, weil ich es so wollte.

»Bist du dir sicher?«, fragte er noch einmal.

»Ganz sicher. Mach schon!«, forderte ich ihn auf.

Das Einzige, was ich glaubte zu spüren, war, dass seine Hand auf einmal ganz warm wurde. Außerdem wurde ich müde. Ich hatte Mühe, die Augen offen zu halten.

»Wehr dich nicht gegen die Müdigkeit«, hörte ich Ed wie von Ferne flüstern. »Es kann nur funktionieren, wenn du einschläfst.« Ich spürte noch, wie er mich zum Sofa dirigierte, damit ich mich hinlegen konnte.

Liebe auf Umwegen || Ed SheeranWo Geschichten leben. Entdecke jetzt