»Willst du wirklich wieder in deine Wohnung?« Sanni sah mich besorgt an.
Wir waren seit einer halben Stunde zurück. Die Verträge waren unterschrieben, von Sanni, Stuart und mir. Ed musste nicht mit unterschreiben, das war im Vertrag so nicht vorgesehen. Obwohl wir ihn im Gespräch mit Stuart kein einziges Mal erwähnt hatten, war ich mir noch immer sicher, dass die Initiative zu diesem Vertrag von ihm ausgegangen war.
Doch ich konnte mich nicht beschweren. Die Konditionen, unter denen wir für SCE arbeiten sollten, konnten sich sehen lassen. Die anfallenden Aufgaben erschienen uns auch nicht zu schwer. Wir sollten die bestehenden Arbeitsverträge durchsehen und auch diejenigen von den früheren Saisonarbeitern um uns einen Überblick zu verschaffen und nach Optimierungsbedarf zu suchen. Ab übernächster Woche standen dann wieder Lohnabrechnungen an, die auch wir schon übernehmen sollten. Für einhundertvierunddreißig Mitarbeiter in verschiedenen Ländern war das zwar eine Herausforderung, aber machbar, wenn wir gut zusammenarbeiteten.
Jetzt war ich ziemlich geschafft und freute mich auf eine heiße Dusche in meinem eigenen Bad. Da war mir auch egal, wenn vor meiner Tür ein paar Reporter stehen würden. Sollten sie dort stehen, ich würde einfach die Klingel abschalten. Und notfalls konnte ich immer noch die Polizei rufen.
»Mach dir um mich keine Sorgen. Ich komme schon klar.« Ich nahm meine Freundin ein letztes Mal in den Arm, dann verließ ich ihre Wohnung. Ich wollte bis zu mir laufen. Dabei konnte man so schön nachdenken.
Der Abend war lau. Es waren noch ziemlich viele Leute unterwegs auf den Straßen. Die Lokale, an denen ich vorbei kam, hatten ihre Tische nach draußen geräumt und alle Fenster weit geöffnet. Munteres Geplapper plätscherte mir entgegen, als ich an ihnen vorbei ging. Aus einem Café strömte mir ein köstlicher Geruch nach frischem Brot entgegen und erinnerte mich daran, dass ich noch nicht zu Abend gegessen hatte. Kurzerhand kehrte ich dort ein und besorgte mir an der Theke ein dunkel gebranntes Krustenbrot. Mir lief das Wasser im Mund zusammen. Es war sogar noch warm. Zuhause würde ich mir den Kanten abschneiden und dick mit Butter bestreichen.
In Gedanken biss ich bereits in diese himmlische Versuchung aus eiskalter Butter und warmem Brot, als ich um die Ecke zu meinem Haus bog und abrupt stehen blieb.
Ich hatte mir nichts vorgemacht. Solche Reporter waren hartnäckig, jedenfalls wenn sie eine große Story witterten. Die Freundin von Ed Sheeran war definitiv eine große Story. Alles in Zusammenhang mit ihm war zur Zeit eine große Story. Ich hatte mir sogar überlegt, wie ich sie vom Hauseingang weglocken konnte um dann schnell und vor allem ungesehen hineinzuhuschen. Ich hatte jedoch nicht damit gerechnet, dass da nicht nur vier oder fünf Reporter standen, sondern eine ganze Gruppe. Da waren mehrere Kameras zu sehen und sogar diese wuscheligen Mikrofone, die sie draußen einsetzten, wenn es stark windig war. Die Straße war zugeparkt mit Transportern. Auf einigen waren Logos von Fernseh- und Radiosendern zu sehen. Ich trat blitzschnell den Rückzug an. Vermutlich hatte mich noch niemand gesehen.
Ich überlegte, was ich jetzt machen konnte. Meine kleine Ablenkaktion würde mit so vielen nicht funktionieren. Ich konnte einfach umdrehen und zurück zu Sanni gehen. Aber etwas in mir weigerte sich, klein beizugeben. Das hier war meine Wohnung und ich würde mich nicht daran hindern lassen, diese zu betreten. Allerdings würde ich auch nicht einfach durchmarschieren können. Einen Hintereingang gab es auch nicht.
Vielleicht konnte ich mich verkleiden? Die wussten nicht ganz genau, wie ich aussah. Doch wo sollte ich so schnell eine Verkleidung herbekommen?
Schließlich rief ich doch bei Sanni an. Ich erklärte ihr die Situation und sie versprach, sofort herzukommen.
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Liebe auf Umwegen || Ed Sheeran
RomansaClaire kennt Ed schon seit Kindertagen. Bei ihr findet Ed ein Stück Normalität. Sie hat in ihm jemanden, mit dem sie über alles reden kann. Wenn da nur nicht diese unerklärlichen Träume wären. Und als Ed ihr eines Tages versehentlich sein Geheimnis...