Das Baby ist da

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Sanni hatte die überraschenden Neuigkeiten zum Glück gut weggesteckt. Als wir uns das nächste Mal auf Arbeit trafen, blieb sie thematisch auf völlig ungefährlichem Terrain. Aber kaum waren wir in der Mittagspause, quetschte sie mich regelrecht aus. Sie war ein ziemlich großer Ed Sheeran Fan und wusste wesentlich mehr über ihn als ich, jedenfalls was seine öffentlichen Auftritte, seine Aussagen in Interviews und die Gerüchte, die sich um ihn rankten, anging. Meine Informationen waren für sie ungleich wertvoller, denn ich kannte den privaten Ed Sheeran. Sie saugte die wenigen Informationen, die ich ihr gab, förmlich auf. Am lustigsten fand sie die Geschichte, als er einmal als Frau verkleidet mit mir ins Kino gegangen war. Selbst ich musste lachen, als ich davon erzählte, dass ihm mein Kleid wirklich gut gestanden hatte, auch wenn er ziemlich dick darin aussah. Er hatte sich rasiert und sich eine blonde Perücke aufgesetzt. Dann hatte er seine Brüste mit Socken ausgestopft und eine Jacke über das Kleid gezogen, weil er seine Tattoos nicht anders verbergen konnte. Als ich erwähnte, dass er auch blickdichte Strumpfhosen anhatte, krümmte sich Sanni bereits vor mir zusammen vor Lachen. Sie bat mich, aufzuhören, doch sie konnte sich einfach nicht mehr beruhigen. Es war, wenn man im Nachhinein davon erzählte, auch wirklich lustig. An dem Abend selbst hatte ich es nicht so lustig gefunden. Ed hatte ziemlich herumgealbert und zweimal war seine Perücke verrutscht. Ich hatte so eine Angst davor, dass jemand herausfinden könnte, wer da verkleidet herumlief, dass ich mich nicht mal auf den Film konzentrieren konnte. Ich war damals heilfroh gewesen, als wir im Auto auf dem Rückweg zu Eds Wohnung saßen.

»Warst du auch schon mal mit ihm unterwegs und er wurde erkannt?«, wollte sie wissen, als wir nach dem Essen wieder auf dem Rückweg zur Arbeit waren.

»Noch nie, zum Glück. Er ist mittlerweile ziemlich gut darin, unerkannt zu bleiben. Aber meinem Bruder ist es einmal passiert. Und dessen Erzählung hat mir schon gereicht.« Ich dachte zurück an diesen Nachmittag, als ich bei Desiree saß und plötzlich Marc und Ed vollkommen abgehetzt und aufgelöst ankamen. Sie hatten das Pech, beim Besuch im Stadion ausgerechnet einer Gruppe Fans in die Arme zu laufen. Zuerst hatte Ed noch brav Autogramme gegeben und für Fotos posiert. Aber dann kamen immer mehr Menschen und es wurde echt brenzlig. Nur mit Hilfe einiger Männer der Security konnten sie über einen Hinterausgang abhauen. Ed fand die Angelegenheit damals sehr lustig, aber Marc hatte ich deutlich ansehen können, wie geschockt er war. Jedenfalls weigerte er sich seitdem, mit Ed irgendwo in die Öffentlichkeit zu gehen. Seitdem war das irgendwie an mir hängen geblieben. Aufgrund Marcs Erfahrungen war ich aber doppelt vorsichtig.

Sanni und ich waren unten an der Straße stehen geblieben, als ich die Geschichte erzählte. Sie unterbrach mich kein einziges Mal. Doch dann sah sie bedauernd auf die Uhr. Wir mussten wieder hoch.

Doch auch wenn Sanni jedes Detail von Ed wissen wollte, hielt sie dicht. In Gegenwart von anderen Menschen konnte sie ganz spontan das Thema wechseln. Außerdem deckte sie mich, als ich eines Vormittags die Nachricht bekam, dass das Baby unterwegs war und unter dem Vorwand, dass mir übel geworden war, von der Arbeit verschwand.

Jetzt war die kleine Marie schon vier Tage alt und durfte nach Hause. Dort hatten Marc und ich eine kleine Willkommensparty vorbereitet und die engsten Freunde eingeladen. Ed konnte leider nicht kommen, da er schon wieder im Ausland war, weil er dort ein paar Promotermine hatte. Er schickte aber ein riesiges Paket mit Windeln, Tüchern, Puder und einem riesigen Packen Stramplern, auf denen stand »My godfather is Ed Sheeran«.

Marc schüttelte den Kopf, als er alles ausgepackt auf den Tisch stellte. »Der ist doch verrückt. Damit kommen wir ja locker über das erste Jahr.«

Ich betrachtete die wirklich süßen winzigen Strampler in rosa, gelb und grün. »Wird er wirklich Patenonkel?«

Marc sah mich an und zuckte mit den Schultern. »Darüber haben wir noch gar nicht gesprochen. Aber er hat sich hiermit ja eindeutig beworben, oder?«

Liebe auf Umwegen || Ed SheeranWo Geschichten leben. Entdecke jetzt