Sannis Idee

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»Wie war dein Urlaub?«, empfing mich Sanni, die schon vor mir im Büro war und mich als erstes in eine feste Umarmung schloss.

»Prima.« Ich hasste solche Fragen. Was sollte man schon darauf antworten, denn eine ehrliche Antwort würde ganz anders aussehen, je nachdem, auf welchen Aspekt ich eingehen würde. Es war toll gewesen, mal vom Alltag wegzukommen. Es war lustig gewesen, mal wieder was mit Marc, Desiree und Ed zu unternehmen. Es war eine Herausforderung gewesen, ein Neugeborenes zu betreuen. Es war verwirrend gewesen, vor allem in Bezug auf Ed.

»Das ist gut.« Sie setzte sich hinter ihren Schreibtisch, wartete ungeduldig, bis auch ich mich eingerichtet hatte und schrieb mir dann schon die erste Email: »Ich habe eine super Idee. Wann hast du Zeit, die zu besprechen?«

»Super Idee in Bezug auf was?«, schrieb ich skeptisch zurück.

»In Bezug auf unsere berufliche Zukunft«, war die Antwort.

Ich hob beide Augenbrauen und sah Sanni über unsere Monitore hinweg an. Sie grinste nur und tat dann wieder irre beschäftigt.

Also schrieb ich zurück: »Heute Abend? Gegen sechs bei mir?«

»Bestellen wir was oder wollen wir kochen?«, fragte sie zurück und schickte vier Smileys mit.

»Lieber bestellen, ich habe noch nicht eingekauft.«

Gestern hätte ich zwar noch Zeit dafür gehabt, aber ich konnte mich nicht aufraffen, das Haus zu verlassen. Mir war zu viel durch den Kopf gegangen.

Auch heute bekam ich diesen einen Gedanken nicht aus dem Kopf: Was, wenn Ed mir die Wahrheit gesagt hatte? Wenn er wirklich eine Gabe hätte, Menschen Dinge aus ihrem Leben vergessen zu lassen? Das war so unglaublich, dass es mir schwerfiel, es zu glauben. Aber warum hätte er mir diese Geschichte auftischen sollen? Und es wäre tatsächlich eine plausible Erklärung für seine reine Weste, was die vielen Affären, die es ja definitiv gegeben hatte, anging.

Mir fiel Ariana ein. Vielleicht wollte sie uns die Bettgeschichte mit Ed ja gar nicht verschweigen. Vielleicht hatte sie es wirklich vergessen?

»Hallo? Erde an Claire«, hörte ich Sanni sagen. »Bist du noch anwesend? Du starrst seit zehn Minuten Löcher in die Luft.«

Ich blinzelte. Mein Emailpostfach zeigte vier ungelesene Emails von Sanni, abgeschickt im Abstand von ein paar Minuten. Sie hatte anscheinend schon länger versucht, mit mir zu chatten.

»Ja ja, sorry, hab gerade an etwas gedacht«, schrieb ich zurück. Silvia musste ja nicht unbedingt mitbekommen, dass ich geträumt hatte.

»Ui«, schrieb Sanni zurück. »Hat es etwas mit einem Mann zu tun?«

Ich lachte leise und schüttelte den Kopf.

»Hat es, aber nicht so, wie du denkst.« Ich schickte die Nachricht ab und streckte Sanni die Zunge raus.

»Heute Abend will ich alles wissen«, war ihre Antwort. Da konnte ich mich auf etwas gefasst machen. Aber mir blieb noch ein bisschen Zeit, mir etwas zu überlegen. Ich würde auf keinen Fall mit Sanni darüber reden, was Ed mir gesagt hatte.

Der Tag zog sich zäh wie Kaugummi. Wenn man das nahende Ende seines Vertrages bereits vor Augen hat, fällt es schwer, noch die notwendige Motivation für die Erledigung unliebsamer Aufgaben aufzubringen. Wichert hatte wie immer ein wachsames Auge auf uns, aber zum Glück konnte er nicht sehen, dass ich in einem eigentlich leeren Dokument herumtippte und die meisten meiner Emails von Sanni waren.

Doch dann war es endlich soweit. Feierabend.

Bis ich zuhause war, hatte ich noch eine halbe Stunde, bis Sanni vor meiner Tür stehen würde um mir ihre grandiose Idee zu unterbreiten und mich auszufragen. Eine halbe Stunde um mich mental auf den Wirbelwind vorzubereiten.

Liebe auf Umwegen || Ed SheeranWo Geschichten leben. Entdecke jetzt