Anstatt zu schlafen, warf ich mich im Bett nur hin und her und überlegte, ob meine Reaktion, Ed einfach die Tür vor der Nase zuzumachen, richtig gewesen war. Vielleicht hatte ich doch ein wenig überzogen reagiert. Er wollte nur reden. Und jetzt hatte er vermutlichen einen Haufen Ärger am Hals, weil ich seinen Manager kontaktiert hatte. Obwohl Stuart genau genommen für Ed arbeitete und die beiden eng befreundet waren, lagen sie sich vor allem wegen der Trinkerei ständig in den Haaren, zumindest hatte mir das Ed vor ein paar Monaten anvertraut. Dabei war Stuart selbst kein Kind von Traurigkeit. Aber ebenso, wie Ed von all seinen Mitarbeitern in Sachen Musik absolute Konzentration verlangte, war Stuart peinlich darauf bedacht, seinen Schützling von allen möglichen Skandalen fernzuhalten. Und wenn das bedeutete, Ed den Kopf zu waschen, wenn dieser sich mal wieder in Gefahr gebracht hatte, machte er das mit Hingabe.
Erst in den frühen Morgenstunden schlief ich ein, träumte aber recht wirr. Ich fühlte mich wie gerädert, als ich am nächsten Morgen im Bad stand und mich für den nächsten Arbeitstag vorbereitete.
Sanni zog die Augenbrauen fast bis zum Haaransatz hoch, als sie mich zu Gesicht bekam.
»Was hast du denn gestern gemacht?«, schrieb sie, sobald wir die PCs hochgefahren hatten.
»Ed war da und wollte reden.« Sie kannte ja nun schon einen Teil der Geschichte, da machte es keinen Sinn, ihr irgendetwas zu verheimlichen.
Sie warf mir über unsere Monitore hinweg einen fragenden Blick zu.
Ich sah bedeutungsvoll auf meinen Monitor herab, um ihr zu sagen, dass ich es ihr schreiben würde.
»Wir haben nicht geredet. Er war zu betrunken. Ich wollte ihn nicht reinlassen und hab stattdessen seinen Manager angerufen. Der hat ihn abgeholt.«
Es dauerte eine Weile, bis sie antwortete. Entweder arbeitete sie wirklich mal, oder sie musste mein Erlebnis erst einmal verdauen.
»Ich finde schon, dass du zumindest mal mit ihm reden solltest«, kam schließlich doch eine Mail von ihr. Ich zuckte mit den Schultern, obwohl sie es vermutlich nicht sehen konnte. Diese Erkenntnis war mir selbst auch schon gekommen. Aber ich war zu stolz, um mich bei ihm zu melden. Er hatte etwas falsch gemacht, also lag es an ihm, ob wir redeten.
So oft, wie du ihn abgewiesen hast, wäre es ein Wunder, wenn er es noch einmal probiert, raunte mir eine Stimme in meinem Kopf zu.
Entschlossen schob ich sie weg und öffnete das Vertragsprogramm. Es war reine Ironie, dass mein Tag heute daraus bestand, mehrere Vertragsverlängerungen vorzubereiten von Leuten, deren Verträge allesamt länger liefen als meiner. Viel lieber hätte ich Kündigungen geschrieben. Hoffentlich war Sanni bald erfolgreich.
Zuhause erlebte ich die nächste Überraschung. Vor meiner Tür stand Stuart und schien auf mich zu warten. Als er mich sah, nahm er seine dunkle Sonnenbrille ab und strich sich über die kurzen dunklen Haare. Dann sah er sich um, als müsste er prüfen, ob er verfolgt worden war. Ich sah ihn fragend an.
»Guten Abend Frau Montanay«, begann er. »Kann ich kurz reinkommen?«
Ich nickte, trat zur Seite und seufzte, als er an mir vorbei in die Wohnung ging. Ich hatte nie viel mit Eds Manager zu tun gehabt. Eigentlich waren es immer mehr Zufallsbegegnungen gewesen. Und die zweimal, als Ed betrunken war und Hilfe brauchte. Dass er jetzt hier bei mir war, verursachte mir ein flaues Gefühl im Magen.
Ohne mein Einverständnis abzuwarten, setzte er sich auf meine Couch. Was blieb mir anderes übrig, als mich ihm gegenüber in den Sessel zu setzen und abzuwarten, was er von mir wollte?
»Eigentlich habe ich nur eine Bitte an Sie.« Er räusperte sich und setzte sich aufrechter hin. Was immer er sagen wollte, es schien ihm unangenehm zu sein. Ich würde es ihm aber bestimmt nicht einfacher machen. Dazu kannte ich ihn viel zu wenig und hatte schon zu viel über ihn gehört. Zwar redete Ed nie schlecht über ihn, aber ich hatte mir meine Meinung gebildet und die war eben nicht sehr positiv.
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Liebe auf Umwegen || Ed Sheeran
Storie d'amoreClaire kennt Ed schon seit Kindertagen. Bei ihr findet Ed ein Stück Normalität. Sie hat in ihm jemanden, mit dem sie über alles reden kann. Wenn da nur nicht diese unerklärlichen Träume wären. Und als Ed ihr eines Tages versehentlich sein Geheimnis...