Hilferufe

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Als mein Telefon klingelte, wollte ich gerade den Sonntagabend einläuten, was bei mir immer hieß, dass ich eine DVD einlegte und es mir mit einem Glas Wein auf der Couch gemütlich machte. Mein Lieblingsfilm stand bereits auf Standby, ich musste nur noch den Wein einschenken.

Als ich sah, dass Ed anrief, ging ich ergeben ran.

»Hallo Ed, na aufgewacht?«

Doch anstatt einen lustigen Spruch oder sein Lachen hörte ich nur Lärm am anderen Ende. Im Hintergrund lief Musik und man hörte Stimme und Gelächter. Vielleicht hatte er den Anruf nur versehentlich ausgelöst. Ich wollte gerade wieder auflegen, als ich jemanden ins Telefon atmen hörte.

»Ed?«, fragte ich alarmiert. »Ist alles in Ordnung bei dir?«

Wieder keine Antwort. Nur dieses Atmen. Unwillkürlich schlug mein Herz schneller. Irgendwas stimmte hier nicht.

»Hilf mir.« Beinahe hätte ich seine Worte gar nicht aus dem allgemeinen Lärm herausgehört. Ich war mir auch ganz und gar nicht sicher, dass es Ed war, der da gesprochen hatte. Die Stimme war mehr ein Flüstern gewesen.

»Ed? Bist du das? Was ist los?«, fragte ich lauter und ängstlich.

Dann war seine Stimme auf einmal relativ klar und deutlich zu hören. »Kannst du herkommen? Mich abholen?«

»Ja, klar. Wo bist du denn? Ed?«, fragte er ich, weil er nicht antwortete.

Ich hörte ein kratzendes Geräusch, dann ein Schaben und wieder die Hintergrundgeräusche.

»Hallo?« Die Stimme erkannte ich jetzt nicht. Es war ein Mann.

»Ja?«, fragte ich zurück. Die Sache wurde immer mysteriöser.

»Frau Montanay? Hier ist Stuart Camp, ich bin Eds Manager.«

Ich nickte, obwohl er das nicht sehen konnte. Ich war ihm bereits begegnet. Allerdings versuchte ich mich, aus Eds Leben als Berühmtheit so gut es ging herauszuhalten.

»Was ist denn los mit Ed? Er hat mich angerufen. Ich soll ihn abholen. Wo ist er denn?« Ich holte Luft, um mich zu beruhigen. Es half jetzt auch nichts, wenn ich durchdrehte.

Ein paar Augenblicke war Stille am anderen Ende, dann setzten die Hintergrundgeräusche wieder ein. »Es ist vielleicht wirklich besser, wenn Sie ihn abholen. Ich würde ihn ja bringen, aber ich kann hier gerade nicht weg. Und es geht ihm ... nicht so gut.« Ich hatte das Zögern sehr wohl bemerkt, fragte jedoch nicht weiter nach. Jetzt gab es dringendere Fragen zu klären.

Nebenbei zog ich meine Schuhe und meine Jacke an. »Wo muss ich hin?«

Tatsächlich gab mir Eds Manager ohne weitere Umschweife eine Adresse. »Das ist der Sobriety Club. Kommen Sie zum Hintereingang. Wir warten da. Wie lange werden Sie brauchen?«

Ich hatte keine Ahnung, was das für ein Club war und ob der überhaupt in der Stadt war. Ed konnte sonstwo sein. »Einen Moment«, bat ich. Ich öffnete meine Kartenapp und gab die genannte Adresse ein. Zum Glück war es gar nicht so weit weg. Ich nahm den Anruf wieder an. »Ich bin in zwanzig Minuten da.«

Als ich auflegte, war ich schon aus der Tür heraus, musste dann jedoch wieder umkehren, weil ich in der Eile den Autoschlüssel hatte liegen lassen.

Zwei Minuten später saß ich dann aber mit rasendem Puls im Auto und verfluchte mein langsames Navi. Vor Aufregung tippte ich auch noch ein paar Mal daneben, so dass es ewig dauerte, bis ich die Adresse eingegeben hatte.

Wie üblich brauchte das Gerät noch weitere fünf Minuten, bis es endlich eine Funkverbindung hatte und mir den Weg berechnen konnte. In dieser Zeit war ich schon mal auf gut Glück in die Richtung gefahren, in der ich den Club vermutete.

Liebe auf Umwegen || Ed SheeranWo Geschichten leben. Entdecke jetzt