Geburtstagsfeier II

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Es war irgendwie friedlich, wie wir gemeinsam in der Küche werkelten. Auch wenn Ed eigentlich nur dasaß und versuchte, uns immer mal wieder einen Happen zu stibitzen. Desiree und ich unterhielten uns über die Änderungen, die bei Marc und ihr anstehen würden, wenn das Baby erst mal auf der Welt war. Ed sah zwar nicht so aus, als würde ihm das Thema sonderlich behagen, doch er blieb sitzen.

Plötzlich rauschte eine weitere Person in die Küche. »Hier bist du. Ich habe dich schon überall gesucht. Marc und Philipp meinten, du hättest dich vielleicht in die Küche verzogen. Und siehe da, sie hatten recht. Ich bin echt froh, dass wir uns mal wiedersehen. Es ist schon ... lass mich überlegen ... zwei Jahre her?«

Die Frau, die ihren Redefluss über Ed ergoss, war mir nicht unbekannt. Sie war mit Marc und Ed in die Klasse gegangen. Ihr Name war Ariana und sie war eine von denen, die Ed in der Schulzeit keines Blickes gewürdigt hatten. Erst als langsam der Erfolg kam, wurde er für Ariana interessant.

Desiree und ich sahen uns vielsagend an. Wir konnten Ariana beide nicht leiden. Aber sie war sehr gut mit Philipp befreundet und der wiederum mit Marc, so dass sie oft bei unseren Partys zu Besuch war.

Da sie Ed so direkt ansprach, konnte er sie nicht ignorieren. Aber richtig glücklich sah er nicht aus, als er die Umarmung erwiderte, die sie ihm so großzügig angedeihen ließ. Ich kicherte in mich hinein. Helfen würde ich ihm nicht. Das war seine Sache.

»Kommst du wieder mit raus zu uns«, quengelte sie plötzlich. Ich sah Ed ergeben nicken. Der Blick, den er mir zuwarf, konnte auch heißen »Hilf mir!«, aber ich zuckte nur mit den Schultern, hob meinen Daumen und grinste.

»Warum ist er jetzt mitgegangen?«, fragte Desiree ratlos. »Ich dachte, er könnte sie auch nicht leiden.«

»Keine Ahnung. Vielleicht hatte er genug von unserem Thema?« Desiree sah mich erst ungläubig an, dann lachte sie los und ich lachte mit ihr.

Später saß ich auf Marcs Designercouch und schrieb ein wenig mit Rico hin und her. Er war heute auch auf einer Party eingeladen, amüsierte sich aber nicht halb so gut wie ich. Obwohl die Gäste hier alle älter waren als ich, kannte ich die meisten schon seit Jahren. So gab es immer ein Gesprächsthema. Hier war ich nicht fremd. Hier fühlte ich mich wohl.

Die Couch wackelte, als Ed sich neben mich plumpsen ließ. Er legte einen Arm um meine Schultern und rückte ein Stück näher. Als ich seinen Atem roch, verzog ich das Gesicht. »Bäh, du hast eine Fahne.« Ich drehte mein Gesicht weg. Das nutzte Ed, um interessiert auf mein Display zu starren.

»Wem schreibst du da?«

»Das geht dich nichts an.« Ich wusste auch nicht, warum ich ihn so brüsk zurückwies. Ich mochte es nicht so, wenn Ed betrunken war. Jedenfalls dann nicht, wenn ich noch nüchtern genug war, es zu merken. Manchmal kamen dann seine schlechten Seiten zum Vorschein.

Ehe ich es verhindern konnte, entriss er mir das Handy und schloss den Chat. »Wer ist Rico?«, fragte er und klang dabei plötzlich ziemlich nüchtern.

Genervt nahm ich ihm das Handy wieder aus der Hand. »Echt jetzt, Ed. Du bist nicht mein Vater, du bist nicht mal mein Bruder. Also hast du ja wohl kein Recht, dich in meine Privatangelegenheiten zu mischen.«

Er rückte ein Stück von mir weg und fixierte mich aus seinen blauen Augen. In mir machte sich ein ungutes Gefühl breit. »Ist das dein Lover?«

»Jetzt reicht es mir aber«, blaffte ich zurück. »Lass mich in Ruhe. Kümmere dich um deine eigenen Angelegenheiten.«

Sein Blick wurde weicher, bittender. »Ich bin doch dein bester Freund. Ich will nur nicht, dass dir jemand weh tut.«

Warum konnte ich ihm eigentlich nie lange böse sein? Vor allem nicht, wenn er mich so anschaute. Ich konnte mir ein Lächeln zwar noch verkneifen, sagte aber ergeben: »Nein, er ist nicht mein Freund.« Sah Ed wirklich erleichtert aus oder täuschte ich mich da? Er hatte wirklich einen zu ausgeprägten Beschützerinstinkt. Deshalb konnte ich mich nicht zurückhalten, noch hinzuzufügen: »Aber was nicht ist, kann ja noch werden.« Und damit sprang ich von der Couch auf und ging ins Bad. Hierhin konnte er mir nicht folgen. Und bis ich wieder raus war, hatte er sicher einen neuen Gesprächspartner gefunden. Mit Ed wollte jeder reden.

Liebe auf Umwegen || Ed SheeranWo Geschichten leben. Entdecke jetzt