Zusammen

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»Danke«, flüsterte er.

»Wofür?«, fragte ich ebenso leise zurück.

»Dass du nicht weggelaufen bist und für diesen unglaublichen Kuss.«

Ich tat so, als müsse ich mich umsehen. »Weglaufen hätte hier ja auch nicht viel gebracht, dafür hast du ja gesorgt. Also gab es nur noch die Flucht nach vorn.« Ich wollte es scherzhaft klingen lassen, doch das gelang mir nicht.

Die Leichtigkeit, die ich immer in Eds Nähe gespürt hatte, war verschwunden. Stattdessen lag da eine knisternde Erwartung in der Luft, die es vorher nicht gegeben hatte. Plötzlich war die Zukunft wieder total offen. Es konnte alles passieren. Das einzige, was klar war, war, dass nichts mehr so sein würde wie vorher.

»Und was machen wir jetzt?« Ich sah ihn fragend an.

Er kratzte sich am Nacken. »Hm, ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung. Selbst in meinen optimistischsten Fantasien bin ich immer nur bis zu diesem Punkt gekommen, nicht weiter.«

Ich grinste und gab ihm ein schnelles Küsschen auf die Wange. »Wir könnten hiermit weitermachen.«

Ich wusste nicht, was ich erwartet hatte, aber bestimmt nicht, dass er den Kopf schüttelte. Auch wenn er dabei ein Gesicht machte, als müsste er zu einer Wurzelbehandlung.

»Besser nicht. Ich bin auch nur ein Mann. Wollen wir es nicht lieber langsam angehen lassen? Ich will dich nicht überfahren.«

Ich konnte nicht leugnen, dass mich seine Ablehnung verletzte. Auf der anderen Seite war es total süß, dass er mir zuliebe einen Gang zurückschalten wollte.

Betont gelassen setzte ich mich wieder auf den Boden. »Okay. Dann schlag du was vor! Wann kommt eigentlich das Boot zurück, um uns abzuholen?«

Anstatt mir zu antworten, zog er sein uraltes Handy aus seiner Tasche und hielt es hoch. Soweit ich sehen konnte, war es ausgeschaltet.

»Möchtest du gleich zurück?« Er klang enttäuscht.

Ich beeilte mich, den Kopf zu schütteln. »Nein, du hast Wein und Chips mitgebracht, die können wir uns doch vorher genehmigen.«

Diese Idee schien ihm zu gefallen. Er hielt mir sofort die Flasche hin. Ich nahm einen tiefen Zug und überlegte nebenher, ob es jetzt immer so zwischen uns sein würde. So vorsichtig, abtastend. Ob mir das gefiel, wusste ich wirklich nicht.

Während wir uns abwechselnd die Flasche reichten und Chips und Nüsse in uns reinstopften, redeten wir nicht viel.

Auf einmal bemerkte ich, wie Eds Schultern neben mir bebten. Ich sah zu ihm. Er lachte lautlos.

»Was ist?«

»Für ein erstes Date läuft das hier nicht gerade rund, würde ich sagen.«

Ich musste ihm zwar recht geben, fragte aber dennoch nach. »Wie meinst du das?«

»Du fühlst dich nicht wohl.« Er sah mich herausfordernd an.

»Das stimmt nicht«, protestierte ich automatisch.

»Aber du sagst nichts.«

»Was soll ich denn sagen?« Ich wartete seine Antwort gar nicht ab. Wenn er wollte, dass ich über Belanglosigkeiten plapperte, würde ich das machen. »Es ist schön hier. Woher kennst du diese Insel? Darf man überhaupt hier sein? Warst du schon mal hier?«

Ich sah ihn an.

Anstatt zu antworten, lachte er leise. »Ich meinte nicht so etwas. Und ja, ich war schon oft hier. Mein Opa hat mir die Insel gezeigt, als ich noch ganz klein war. Er hat hier gern geangelt.«

Liebe auf Umwegen || Ed SheeranWo Geschichten leben. Entdecke jetzt