Nur du und ich und Ed Sheeran

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Den ganzen Morgen konnte ich mich kaum auf meine Arbeit konzentrieren, weil ich daran denken musste, dass Ed bei mir zuhause war und es ihm so schlecht ging, dass er einen Aufpasser brauchte. Ich nahm mir fest vor, ein ernstes Wörtchen mit seinem Manager zu sprechen, wenn ich wieder zuhause war. Er war die ganze Zeit bei Ed gewesen und hätte auf ihn aufpassen sollen. War das nicht seine Aufgabe? Dafür zu sorgen, dass seinem Schützling nichts passierte? Vielleicht war er deshalb so besorgt, weil es auf ihn zurückfallen würde, wenn Ed Schaden davontrug oder wenn etwas davon an die Öffentlichkeit gelangte.

»Hey, wo bist du denn die ganze Zeit mit deinen Gedanken?« Sanni sah mich ganz komisch an.

Ich setzte ein fröhliches Gesicht auf. »Wieso? Ich arbeite.« Ich wies mit meinem Kopf auf den Stapel an Abrechnungen, die bereits seit letzter Woche meinen Schreibtisch zierten und die ich längst hätte prüfen sollen.

Mit einem prüfenden Blick zu grauen Maus raunte Sanni mir zu: »Ich weiß ja nicht, wem du hier etwas vormachen willst, aber so wie ich das sehe, hast du heute lediglich Zettel hin und hergeschoben.« Dann fügte sie ein wenig lauter hinzu: »Wenn du was auf dem Herzen hast, kannst du doch mit mir sprechen. Dafür sind Freundinnen doch da.« Wieder der Blick zur grauen Maus.

Ich schüttelte den Kopf. »Da ist nichts. Ich habe heute nur schlecht geschlafen und komisch geträumt. Außerdem habe ich Kopfschmerzen.«

»Oh du Arme. Willst du eine Tablette? Ich habe immer einen Vorrat dabei.« Schon kramte sie ihn ihrer Tasche und zauberte eine Packung Aspirin hervor. Sofort hatte ich wieder Eds Anblick heute Morgen vor Augen. Mittlerweile hatte er die Aspirin, die ich ihm zurechtgelegt hatte, bestimmt schon gebraucht.

Automatisch griff ich eine der angebotenen Tabletten. Ich würde sie aber nicht nehmen. Schließlich hatte ich gar keine Kopfschmerzen.

»Ich habe auch eine tolle Idee, wie ich dich aufheitern kann.« Sanni legte den Kopf schief und sah mich erwartungsvoll grinsend an.

»Ja? Wie denn?« Ich versuchte, etwas interessierter zu klingen als ich mich fühlte.

»Was hältst du davon, wenn wir uns einen Ed-Sheeran-Abend machen? Nur wir beide und der schnuckelige Ed.«

Der Schluck Wasser, den ich gerade im Mund hatte, weil ich die Einnahme der Tablette vortäuschte, nahm die falsche Abzweigung und ich musste husten, um nicht zu ersticken. Bis ich wieder Luft holen konnte, rasten meine Gedanken verzweifelt durch meinen Kopf. Woher wusste sie von Ed? Ich war mir sicher, ihr nie davon erzählt zu haben. Oder vielleicht doch? Aus Versehen?

»Geht's wieder?«, fragte sie mitfühlend.

»Was hast du vorhin gesagt? Was sollen wir machen?«, fragte ich, noch immer keuchend. Ein bisschen Hoffnung, dass ich mich verhört hatte, hatte ich noch.

»Na na, so schlimm war mein Vorschlag nun auch wieder nicht. Ich wollte mit dir einen Mädelsabend machen. Pizza, ein wenig Maniküre und Hautpflege und nebenbei ziehen wir uns eine Konzert-DVD von Ed Sheeran rein. Ich habe alle zuhause, auch die Neueste.«

Sie wollte den Abend mit Ed Sheeran auf DVD verbringen. Ich prustete los. Ich konnte mich gar nicht mehr halten vor Lachen. Der Felsbrocken, der mir während ihrer Antwort vom Herzen gekullert war, kitzelte nun mein Zwerchfell und brachte mich noch mehr zum Lachen.

»Ich weiß echt nicht, was heute mir dir los ist«, meinte Sanni mit verletztem Unterton.

Es fiel mir schwer, mich wieder zu beruhigen. Sie tat mir leid. Ich konnte ihr nicht einmal erklären, warum ich so reagiert hatte.

Anscheinend war ich ziemlich laut gewesen, denn plötzlich schwang die Tür des Chefbüros auf und Wichert stand vor uns.

»Würden die Damen mir bitte erklären, warum Sie hier Privatgespräche führen anstatt zu arbeiten? Dafür werden Sie nicht bezahlt. Deshalb gehe ich auch davon aus, dass sie die verlorene Zeit heute hinten anhängen.« Er sah strafend von Sanni zu mir, dann rauschte er wieder ab.

Liebe auf Umwegen || Ed SheeranWo Geschichten leben. Entdecke jetzt