Kündigung

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Ich öffnete die Tür und stand überrascht vor Sanni, die eben ihren Arm erhoben hatte, um zu klopfen. In der anderen Hand hielt sie eine Flasche Sekt.

»Oh, guten Morgen. Ein Nachbar von dir hat mich reingelassen.«

Ich sah erst sie und dann die Flasche in ihrer Hand fragend an. »Was machst du hier?«

Sanni drückte sich an mir vorbei in die Wohnung. »Was ist denn das für eine Begrüßung, wenn deine Freundin kommt und mit dir anstoßen will?«

Immer noch perplex schloss ich die Tür hinter ihr und folgte ihr. »Worauf anstoßen?«

Sanni suchte schon in meinem Schrank nach passenden Gläsern. »Auf unsere Kündigung. Oder deine gelungene Gala. Was du willst. Und wo wir gerade beim Thema sind: Wie war es gestern?«

»Moment mal. Du willst heute kündigen?« Darüber hatten wir noch gar nicht so genau gesprochen, nur dass es diese Woche sein musste. Ich war davon ausgegangen, dass wir es am Freitag, also morgen, machen würden.

»Zuerst mal will ich wissen, wie es gestern war. Vorher weigere ich mich, an unser Büro zu denken.«

»Wir kommen zu spät«, wagte ich einen letzten Einwand, klang aber schon gar nicht mehr überzeugt.

»Na und?« Sanni stellte zwei Sektgläser auf den Tisch und machte sich daran, ihre mitgebrachte Flasche zu öffnen. »Was soll Wichert mit uns machen? Uns kündigen?« Sie kicherte.

Der Korken flog mit einem lauten Plopp aus der Flasche, gefolgt von einer kleinen Schaumwolke. Der Geruch, der mir in die Nase stieg, brachte mich zum Niesen.

Mir war noch gar nicht nach Alkohol. So viel hatte ich zwar gestern gar nicht getrunken, aber in Kombination mit der ganzen Aufregung hatte es mich doch ziemlich fertig gemacht und jetzt spürte ich etwas, was sich verdächtig nach einem leichten Kater anfühlte.

»Auf uns!« Sanni hielt ihr Glas hoch. Ich tat es ihr nach und wir stießen die Gläser klirrend aneinander. Wenigstens einmal nippen würde nicht schaden. Seltsamerweise schmeckte es gar nicht so schlecht. Ich nahm einen größeren Schluck.

Der Sekt weckte meine Lebensgeister. »Wollen wir noch was frühstücken? Vorhin hab ich nichts runterbekommen, aber jetzt könnte ich schon was vertragen.«

»Klar gerne, ich hab zwar schon gefrühstückt, aber zweimal schadet auch nicht. Dann gibt es halt zum Mittag nur einen Salat.«

Gemeinsam suchten wir ein paar frühstückstaugliche Sachen aus meinen Schränken und saßen uns kurz darauf gemütlich kauend gegenüber.

»So, jetzt will ich aber alles wissen. War es genauso traumhaft, wie ich es mir vorstelle?«

»Traumhaft?« Ich dachte nach. »Kommt auf deine Definition von traumhaft an. Es war unwirklich, ja. Und irgendwie ziemlich künstlich. Aber das Essen war wirklich ein Traum.«

Sie hatte den Kopf schief gelegt und lauschte mir andächtig, als würde ich das Wort zum Sonntag verkünden.

»Dann ist das also nicht nur so eine Floskel, weil sie nicht wissen, was sie sonst schreiben sollen?«

»Wo hast du das denn her?«, fragte ich.

Sanni wackelte mit dem Kopf hin und her. »Nun, ich habe mich belesen. Hab mal ein paar Artikel zu den Veranstaltungen der letzten zwei Jahre im Internet rausgekramt. Das Essen wurde in beiden erwähnt und gelobt.«

Ich lachte. Dann erzählte ich Sanni von meinen Begegnungen mit Aiden Gillen und seiner Freundin Isabel. Auch die Begegnung mit Eds Exfreundin Helena ließ ich nicht aus. Erst beim Erzählen bemerkte ich, wie froh ich war, dass trotz Helenas Bemühungen bei der Versteigerung alles geklappt hatte. Zwischendrin hatte ich wohl wirklich befürchtet, Ed könnte mit jemand anderem als mir nach Hause gehen.

Liebe auf Umwegen || Ed SheeranWo Geschichten leben. Entdecke jetzt