Picknick

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Auf dem Rückweg schwiegen wir. Es war mir peinlich, dass Ed mich dabei erwischt hatte, wie ich ihn angestarrt habe. Er musste ja sonst was von mir denken. Dabei war das rein interessehalber. Außerdem hatte ich so etwas, von dem ich Sanni berichten konnte, wenn sie mich mal wieder über Ed ausquetschte.

Als wir am Haus ankamen, waren auch Marc und Desiree schon da. Ich begrüßte beide mit Umarmung und Küsschen.

»Marie schläft oben. Die Fahrt hat sie ganz schön angestrengt.« Desiree sah selbst ganz geschafft aus. Sie ließ sich aufs Sofa im Wohnzimmer plumpsen und rieb sich die Augen. Seit das Baby auf der Welt war, hatte sie ganz schön abgenommen. Die dunklen Ringe unter ihren Augen stachen beinahe überdeutlich aus ihrem bleichen Gesicht heraus.

»Ich frage mich nur, was sie so angestrengt hat. Sie hat doch die meiste Zeit geschlafen«, mischte sich nun mein Bruder ein. Er sah fast genauso erschöpft aus wie Desiree.

»Ruht euch doch erstmal aus, ich kann ja zusammen mit Ed weiter das Auto ausräumen«, bot ich an. Desiree protestierte einmal pro forma, ließ sich dann jedoch von Marc mitziehen. »Komm, wenn sie das schon mal anbietet, sollten wir es annehmen.«

Sobald sie ihn ihrem Schlafzimmer verschwunden waren, suchte ich nach Ed. Der saß auf der Veranda und rauchte.

»Das solltest du in Maries Nähe aber sein lassen.« Ich wies auf seine Zigarette. Er nahm noch einen tiefen Zug, dann drückte er sie aus und kam zu mir.

»Sie ist ja nicht da. In ihrer Nähe rauche ich nicht.«

Ich lief vor zum Auto meines Bruders. »Komm mit. Ich hab den beiden versprochen, dass wir für sie das Auto ausräumen.«

Nach dem Ausräumen kümmerten wir uns zu zweit noch ums Abendessen. Als Marie wach wurde und anfing zu quengeln, holte ich sie aus dem Bettchen und wiegte sie in meinen Armen, während ich Ed dabei zusah, wie er die Köstlichkeiten, die Marc und Desiree mitgebracht hatten, anrichtete.

Marie ließ sich leider nur sehr kurz von mir beruhigen. Dann fing sie an zu zappeln und sich zu winden und quengelte immer stärker. Sie sah ziemlich unglücklich aus.

»Hoffentlich ist sie nicht krank«, mutmaßte ich. Ich hatte vorhin ganz vergessen zu fragen, was heute Morgen mit der Kleinen losgewesen war.

»Quatsch. Die hat nur Hunger und bestimmt die Windeln voll«, sagte Ed in fachmännischem Tonfall. Das ärgerte mich ein wenig, denn er hatte genauso wenig Ahnung von Babys wie ich. Außerdem hatte ich ihm zumindest voraus, dass ich als Kind mit Puppen gespielt hatte und er sicher nicht.

»Wenn du dich so toll auskennst, können wir ihr ja die Windeln wechseln«, schlug ich vor. Doch er lehnte nicht wie vermutet ab, sondern nickte nur und suchte schon mal nach der Wickeltasche.

Er breitete eine behelfsmäßige Unterlage auf dem Esstisch aus und legte eine Packung Taschentücher und eine frische Windel bereit. Eigentlich sah er wirklich aus, als wüsste er, was er da tat, musste ich neidvoll zugeben. Ganz im Gegensatz zu mir, als ich das Baby unbeholfen auf unserem Wickelplatz ablegte.

»Und jetzt?«, fragte ich.

»Jetzt musst du ihr den Strampler ausziehen«, bestimmte Ed.

»Mach du doch, wenn du dich so gut auskennst.« Okay, jetzt klang ich quengelig.

»Nee, ich hab Angst, was kaputt zu machen.« Er verzog den Mund.

Wir sahen beide ratlos auf das kleine Mädchen vor uns, das schon wieder den Mund verzog. Vielleicht war ihr die Unterlage zu hart?

Liebe auf Umwegen || Ed SheeranWo Geschichten leben. Entdecke jetzt