Geburtstagsfeier I

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Die folgenden Tage dachte ich oft an Rico. Ab und zu schrieben wir uns kleine Nachrichten. Es war alles sehr harmlos, verursachte mir aber trotzdem ein Kribbeln im Bauch. Ich genoss das Gefühl sehr und wollte es langsam angehen lassen, um jeden Moment voll auskosten zu können. Sanni hatte natürlich mitbekommen, wie gut ich mich mit ihrem Cousin verstanden hatte und nervte seitdem jeden Tag damit, wie gut wir doch zusammenpassen würden.

Mittlerweile hatte ich mich an Sannis Art gewöhnt. Ich konnte ihr Geplapper ausblenden oder darüber lachen, je nachdem, was ich sonst zu tun hatte. Sie nahm es mir nicht krumm. Auf der Arbeit war es sehr angenehm, seitdem Herr Wichert auf seiner Fortbildung war. Trotzdem wir uns nicht gerade ein Bein ausrissen, hatte ich das Gefühl, dass wir mehr schafften, als wenn er da war. Außerdem waren Sanni und ich ein echt gutes Team. Die graue Maus blendeten wir aus. Das war auch nicht schwer, da sie nie etwas sagte oder tat, was bei uns Aufmerksamkeit erweckt hätte. Manchmal vergaßen wir sogar ganz, dass sie da war.

Da Sanni regelmäßig vergaß, sich etwas zu Essen mitzubringen, gewöhnte ich mir an, mit ihr gemeinsam die Mittagspause zu verbringen. In letzter Zeit gab es da nur ein Gesprächsthema: Rico. Aber je mehr sie für ihn warb, desto zurückhaltender wurde ich.

»Wenn du so weitermachst, bekomme ich noch das Gefühl, mit ihm stimmt etwas nicht. So sehr, wie du ihn anpreist, muss da irgendwas faul sein.«

Sie sah mich daraufhin mit aufgerissenen Augen an und sagte eine Weile gar nichts mehr.

In der zweiten Woche kam Herr Wichert zurück, voller neuer, absolut bescheuerter Ideen. Ich kannte das ja schon, aber Sanni hatte Mühe, sich zusammenzureißen und gute Miene zu bösem Spiel zu machen. Diesmal übertrieb er es aber wirklich. Wir mussten jetzt täglich gegenseitig unsere Arbeit bewerten. Das sollte unsere Motivation steigern. Da aber täglich dasselbe herauskam, von der grauen Maus bekamen wir die schlechtesten Noten, das bekam sie aber zurück, und gegenseitig waren wir sehr großzügig, änderte sein Spiel nichts an unserer Performance. Wir hatten nur ein neues Thema, über das es sich mittags großartig lästern ließ.

»Was machst du eigentlich am Wochenende? Wollen wir mal was zusammen unternehmen? Kino oder Ausgehen oder so?« Sanni sah mich bittend an.

Das klang wirklich gut, aber »Sorry, dieses Wochenende kann ich nicht. Mein Bruder feiert Geburtstag, das möchte ich auf keinen Fall verpassen. Aber sonst würde ich sehr gerne mal was mit dir unternehmen.«

»Okay.« Sie zuckte mit den Schultern. Das war das Tolle an Sanni. Sie war einfach nie eingeschnappt. »Dann nächstes Wochenende. Ich kann ja auch Rico fragen, ob er mitkommt.« Dabei wackelte sie mit den Augenbrauen. Ich lachte und stupste sie unsanft an den Arm. Dabei fand ich diese Möglichkeit gar nicht so schlecht.

»Hast du schon ein Geschenk?«

»Hallo Ed«, begrüßte ich ihn. »Ich freue mich auch, dich endlich mal wiederzusehen.«

Anscheinend erinnerten ihn meine Worte an seine Manieren, denn er guckte zerknirscht und nahm mich in den Arm. »Hallo Claire. Sorry. Ja, es ist lange her.«

Ich besah ihn mir genauer. Es war wirklich schon eine Weile her, dass wir uns gesehen hatten. Diesmal hatte die Tour echt lange gedauert. Er wirkte erschöpft, seine Haut war noch blasser als sonst und seine Augen waren gerötet. Vielleicht trug er deshalb auch wieder seine unsägliche Brille.

»Hast du denn nun schon ein Geschenk für Marc?«, kam er wieder auf sein ursprüngliches Anliegen zu sprechen.

»Du fragst mich ernsthaft eine Stunde vor der Party, ob ich ein Geschenk habe? Natürlich habe ich eines. Du nicht?«

Liebe auf Umwegen || Ed SheeranWo Geschichten leben. Entdecke jetzt