12. Kapitel

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Die unangenehme Stille wurde von dem Geräusch der Türklinke unterbrochen. Die Tür schob sich langsam auf und Birgit Maas kam zum Vorschein. Sie hatte die Entlassungspapiere dabei. Sie ging mit einem strahlenden Lächeln auf uns zu und überreichte die Entlassungspapiere meinen Eltern. Dabei zwinkerte sie mir zu. Anscheinend war sie voller positiver Energie, denn sie lächelte die ganze Zeit. Irgendwie freute ich mich, dass ich das Krankenhaus verlassen konnte, doch darauf, dass ich sozusagen gleich um mein Leben rennen musste, freute ich mich auch wieder nicht. Wiedermal wurde ich von einer gewissen Frau Doktor Birgit Maas aus meinem Gedankengang gerissen.
„So, hier sind die Entlassungspapiere und... hier müssen sie unterschreiben", meinte sie in einem höflich Ton. Während sie das gesagt hatte, blätterte sie in den Papieren rum, die sie auf den Tisch gelegt hatte, bis sie zu einer bestimmten Seite kam, auf der sie an eine bestimmte Stelle im unteren Teil der Seite hinwies. Meine Eltern nahmen die Papiere in die Hand, lasen sie sich durch und unterschrieben schließlich. Nun konnten wir gehen. Meine Angst wuchs von Sekunde zu Sekunde, doch ich ließ mir nichts anmerken. Meine Hand zitterte leicht beim packen meiner Kleidung, die meine Eltern mir wenige Tage zuvor gebracht hatten, jedoch versuchte ich es zu unterdrücken, was mir schlussendlich auch gelang.

Mittlerweile hatte sich Frau Dr. Birgit Maas auch schon verabschiedet und ich war fertig mit dem Packen meiner Sachen. Wir, also meine Eltern und ich, gingen nun aus dem Zimmer und machten uns auf den Weg nach unten, beziehungsweise den Weg in die Freiheit oder ewige Gefangenschaft. Währen wir nach unten gingen, versuchte ich etwas Abstand auf zu bauen, der sich später für wichtig erweisen konnte. Ich merkte, dass ich immer unruhiger wurde, doch überspielen konnte ich es ganz gut. Ich war die ganze Zeit in Gedanken: Hoffentlich geht das gut, sonst... daran möchte ich gar nicht denken. Anscheinend war ich so in Gedanken, dass ich gar nicht merkte, wie weit ich schon gelaufen war, denn ich war schon an der Tür angelangt. Als ich nach links guckte, entdeckte ich Linda und Gisela am Tresen. Die beiden Krankenschwester guckten zufälligerweise zu mir, sodass ich ohne zu über legen, ihnen lächelnd zu winkte. Sie taten es mir gleich. Wenig später stand ich auch schon draußen vor der Tür, atmete noch einmal tief durch und nahm meine Beine in die Hand. Ich lief so schnell, als wäre der Teufel hinter mir her, bloß dass der Teufel niemand anderes, als mein Vater war. Meine Eltern hatten den Versuch abzuhauen, schon bemerkt. Die Schreie meines Vaters und die laut stolperten Schritte, hörte ich gedämpft, als ob ich in einem Päckchen Watte eingepackt wäre. Ich rannte einfach nur. Umgucken, das machte ich nicht. Ich rannte einfach nur Kopflos in der Gegend rum. Die Schritte von meinen Eltern wurden immer leiser, bis sie ganz verstummten. Trotzdem rannte ich noch ein wenig weiter, zur Sicherheit. Man konnte ja nie wissen. Nicht, dass sie mich noch einholten. Als ich ganz sicher war blieb ich dann auch stehen und verschnaufte erstmal ein Weile, denn das rennen war schon sehr anstrengend für mich. Es war ja auch ziemlich viel Sport gleich nach dem Krankenhausaufenthalt, obwohl ich es eigentlich erst einmal kein Sport hätte machen sollen. Jetzt realisierte ich erst, was in den letzten Stunden passiert war.

Ich hatte es geschafft. All die Last viel von mir ab. Ich war frei. Frei. Frei. Und nochmals Frei!

Mein Leben der reinste Horror/Asds/AsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt