41. Kapitel

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Ich entschloss mich, nach viel hin und her, ihr die Wahrheit zu beichten. Schließlich hatte sie mir auch ihre erzählt. Bloß wo sollte ich anfangen? Kurz machte ich mir noch Gedanken und begann dann einfach zu erzählen: „ Alles begann bei meinen Adoptiveltern. Sie schlugen mich immer wieder ohnmächtig. Das ist auch der Grund, warum ich auf der Straße lebte. In der Schule war es nicht viel besser: Alle mobbten mich. Die Jungs gingen dann so weit, dass sie mich an den Armen, Beinen und am Bauch ziemlich doll mit Messern verletzten, sodass ich immer wieder hohen Blutverlust hatte. Dann kam die Vergewaltigung, nach der ich mich das erste mal geritzt habe, weil ich einfach dieses Gefühl loswerden wollte und mir in der Situation einfach nicht anders zu helfen wusste. Gott sei dank hat mich damals Hannah gefunden. Ab da wurde es erstmal besser. Doch dann kam der Zwischenfall mit meinen Eltern. Ich erzählte es Hannah und kam ins Heim. Da war alles okay. Ich habe ja meine beste Freundin Cara kennengelernt. Doch dann folgte ein weiterer Schicksalsschlag: Meine Eltern, waren nicht die für die ich sie gehalten habe. Sie sind „nur" meine Adoptiveltern. Dann kam ich ja hierhin. Dann folgten die Ereignisse schlag auf schlag. Schlussendlich fühlte ich mich bei der Festnahme einfach fehl am Platz und zu nichts mehr nützlich, weswegen ich mich wieder selbst verletzte. Und jetzt quälen mich diese scheiß Gedanken. Zwar versuche ich sie durch Gedicht loszuwerden, doch das funktioniert leider nicht so gut. Sie vermindern sich zwar, doch verschwinden tuen sie nicht. Und dann weiß ich keinen anderen Ausweg mehr als das Ritzen..." Nachdem ich das gesagt hatte fing ich gnadenlos an zu weinen. Marion schloss mich stumm in den Arm und streichelte mir über die Schulter.
Als ich mich beruhigt hatte, fragte sie, ob sie eines der Gedichte lesen könne. Ich suchte ein Gedicht raus und gab es ihr:

Worte tuen weh, doch Gedanken können töten...

In einem dunklem Zimmer,
Ein kleines Mädchen,
Einsam,
Verlassen.

Sie hat Tränen in den Augen,
Dem Weihnen nahe,
Zu tiefst gekränkt,
Einsamkeit.

Etwas blitzendes in der Hand,
Eine Klinge,
Blitzend scharf,
Angsteinflößend.

Doch Sie ist ganz ruhig.

Setzt die Klinge an
Und zieht durch,
Blut quellt hervor,
Lachen.

Ein Lächeln in der falschen Situation.

Nachdem sie es gelesen hatte, guckte sie mich besorgt, aber auch verständnisvoll an: „Ich kenne dieses Gefühl nur zu gut. Und dieses Lächeln alle Male. Es ist einfach das dümmste, was man machen kann, dennoch macht man es und vergisst einfach alles andere."
Wir saßen eine ganze Weile schweigend nebeneinander. Schließlich brach Marion die Stille, worum ich auch froh war: „Isy, wollen wir mal ins Bad gehen, dass du dir die verweinten Augen waschen kannst? Danach können wir ja mal nach unten gehen, bevor sie uns noch vermissen." „Okay." Wir gingen in das Bad von Marion. Sie hatte ein eigenes kleines. Ich durfte mir sogar ihren Mascara ausborgen, womit es gar nicht mehr auffiel, dass ich geweint hatte. Dort schmiedeten wir auch einen Plan...

Als wir fertig waren, schlichen wir uns nach unten und machten leise die Tür auf. Da uns dabei niemand bemerkt hatte, konnte wir unseren Plan weiterführen. Ich schlich mich hinter Hannah und Marion hinter Oli, die beiden auf dem Sofa saßen. Wir legten ihnen gleichzeitig die Hände auf die Schulter. Alle beide erschraken sich richtig doll und standen auf. Marion und ich konnten uns nicht sonderlich lange beherrschen und lachten los. Erst wirkten die beiden ziemlich sauer und schenkten uns vorwurfsvolle Blicke, doch dann konnten sie sich auch nicht mehr beherrschen und lachten auch herzlich laut mit. Von dem Lärm angezogen, kamen auch die anderen runter. Als wir ihnen alles erklärten, mussten auch sie lachen. Es war ein schöner Tagesausklang, von einem doch so schwierigem Tag.

Hättet ihr gedacht, dass der Tag noch so lustig endet?
Da der morgige Tag etwas stressig wird, veröffentlichte ich das Kapitel schon heute😉

Mein Leben der reinste Horror/Asds/AsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt