38.Kapitel

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„Die eine Wunde muss leider genäht werden." „Was? Aber die anderen dürfen es nicht erfahren, bitte." „Schon okay, bloß da gäbe es noch ein kleines Problemchen... Das Nähzeug ist gerade alle gegangen, also müssten wir es im Krankenhaus machen." „Was?" Ich hatte schon Tränen in den Augen, denn ich hatte einfach Angst, dass es so jemand rausbekommen oder es gar merkt. Was sollten die dann von mir denken? Wollen sie mich dann überhaupt noch haben? Sie wussten zwar, dass ich mich schon mal geritzt hatte, aber jetzt nochmal? Der damalige Auslöser war klar und ich denke: Da versteht man es auch, doch jetzt? Ohne klar zu erkennenden Auslöser? Das einzige was ich gerade fühlte, war Angst. Dementsprechend sah ich auch Oli an. Natürlich bemerkte er es. „Was hälst du davon, wenn wir kurz zu Wache fahren, du im Auto sitzen bleibst und ich ein Nähset hole?" „Sieht mich da auch garantiert niemand?" „Nein, dich wird niemand bemerkt, versprochen." „Okay, dann los", meinte ich schon fast freudig, was Oli zum Lachen brachte.

An der Wache angekommen, stieg Oli schnell aus und ging rein. Wenige Minuten später kam Oli auch schon wieder. Im Auto präsentierte er mir mit einem grinsendem Gesicht das Nähset. „So und jetzt schnell nach Hause. Dort nähe ich dir die zu tiefen Wunden. Einverstandenen?" „Jap", antwortete ich schon fast lachend.

Zuhause angekommen gingen wir gleich in das Arztzimmer, wo er auch gleich anfing zu nähen. Es tat weh, doch es war auszuhalten. Dennoch war ich froh, als es vorbei war. Während des Nähens, hatte ich Oli sehr genaue beobachtet. Schließlich wollte ich später ja auch mal Ärztin werden. Auch danach betrachtete ich die Naht genau. Ich hoffe, dass ich sie irgendwie verstecken kann. Allerdings musste vorher noch ein Pflaster drauf, damit die Fäden nicht noch irgendwo hängen blieben und damit die Naht aufreißt. Bevor wir uns wieder in unsere Zimmer schlichen, zog ich mir noch meinen Schwarzen Pulli an. Nicht das es doch noch auffliegt. Denn dann wäre der ganz Aufwand um sonst gewesen. Und das wollte ich nicht, denn ich hatte auch Angst vor der Reaktion der anderen. Ich hatte Angst davor, dass sie mich mit den Wunden verachten würden. Eigentlich müssten sie sie akzeptieren, schließlich sind sie jetzt ein Teil von mir . Außerdem würden sie mich auch akzeptieren, wenn ich mir die Knie aufschlage und dadurch Wunden und vielleicht später auch Narben habe. Mittlerweile bin ich schon in meinem Zimmer angekommen und saß an mein Bett gelehnt da und dachte einfach nur nach. Mich plagte weiterhin der Gedanke, ob sie mich wohl akzeptieren werden. Ich konnte es einfach nicht abstellen. Am liebsten hätte ich mich wieder verletzt, einfach um den Druck abzubauen, doch ich beherrschte mich und wollte es erstmal mit einem Gedicht probieren. Vielleicht hilft das ja. Ich schrieb erst alle Sätze auf, die mir spontan einfielen und fügte sie am ende zusammen. Dadurch entstand dann dieses Gedicht:

Wirbelsturm

Von Außen bin ich fucking ruhig,
Doch im Inneren wirbelt ein Sturm.

Alles reizt mich,
Alles ist zu viel.

Ich bin aggressiv,
Könnte alles zerstören.

Ich könnte alles zerreißen,
Inklusive mir.

Ich könnte eine Klinge nehmen
Und mich aufschlitzen.

Ich könnte mein Leben beenden,
Einfach alles vergessen.

Doch ich tue es nicht,
Noch nicht.

Der Wirbelsturm wirbelt weiter in mir, bis ich es beende.

Mein Leben der reinste Horror/Asds/AsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt