40.Kapitel

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Es war Marion, die vor meiner Tür hockte. Jetzt verstand ich gar nichts mehr. "Marion, warum beobachtest du mich?", fragte ich geschockt. " Ich habe bemerkt, dass es dir nicht gut geht und das da", dabei schob sie meinen Ärmel hoch,"Habe ich auch bemerkt. Ich wollte sicher gehen, dass du dir nichts antust. Aber bevor es noch jemand anderes bemerkt, gehen wir mal lieber in dein Zimmer. Wenig später saßen wir beide auf meinem Bett. "Isy, du warst in letzter Zeit so abwesend. Fast so wie damals." Ich wusste gleich was sie meinte. Sie war damals ja auch beim Einsatz dabei gewesen. Da hatten wir uns kennen gelernt. Sie war schon immer sehr umsorgt um mich. Das hatte ich bemerkt. Lang herrschte Stille zwischen uns, doch dann fing Marion wieder an zu reden: "Isy, ich wie? es ist schwer, aber möchtest du mir nicht mal erzählen, warum du das tust?" "Was weißt du schon?" "Mehr als du denkst." Während Marion das sagt, überschlug Marion ihre Beine und krempelte ihr Hose leicht hoch. Ich war geschockt. Ihr Bein zierte ein paar ältere Narben und ein roter Strich relativ weit oben, sodass er schon fast von der Hose verdeckt wurde. Narben und Wunden, wie sie beim ritzen entstehen. "Du hast auch?" "Ja, leider..." „Und was hast du da?" Dabei zog ich ihr Hosenbein noch ein Stück höher. Ich erschrak. Auch Marion schien erschüttert, aber von einer ganz andern Sache. Man erblickte viele roten Striche. Manche bluteten auch noch leicht. Nach den Sekunden des Schweigens sprach ich Marion darauf an: „Warum hast du es dieses mal gemacht?" Doch Marion beantwortete die Frage gar nicht, sondern ward sich von mir ab und weinte leise. Kurze Zeit später lag sie weinend in meinem Arm und erzählte: „Im Moment ist alles einfach zu viel... Das Reiten ist die einzige Sache, wo ich mich noch frei fühle. Ich kann einfach nicht mehr." „Was ist dir zu viel?" „Die ständigen Streitereien mit denen aus der WG, die schweren Fälle auf der Arbeit, die sich in der letzten Zeit häufen, dann noch die stressigen und dramatischen Szenen hier. Außerdem denke ich in der letzten Zeit viel an gesagte falsche Dinge, die mich immer runterziehen, auch wenn sie schon Jahre zurücklegen. Dann gibt es auch noch alle Möglichen Geheimnisse, die ich nicht weitererzählen darf oder will. Auch dass ich mich mal geritzt habe, weiß nur Oli. Und das ich es wieder tue, weißt nur du. Bitte verrat es auch keinem anderen, außer du kannst echt nicht mehr und musst es verraten, bevor du dir noch etwas antust." Ich hörte gespannt Marions Geschichte zu. Manche Parallelen konnte ich auch zu meinem Leben ziehen. „Keine Sorge, bei mir ist dein Geheimnis sicher. Das verspreche ich dir hoch und heilig. Niemand wird es von mir erfahren, außer du forderst mich aktiv auf oder dein Gesundheitszustand erfordert diese Maßnahme." „Danke Isy, du bist wirklich großartig. Aber jetzt mal zu dir, warum verletzt du dich. Wenn dir es zu viel wird, sage es bitte. Ich kann auch warten und dich erstmal in Frieden lassen." All das sagte sie in einem sehr beruhigend und durchdringenden Ton. Trotzdem zweifelt ich immer noch daran, ob ich ihr die Wahrheit oder eine Lüge auftischen sollte, oder ob ich überhaupt dafür bereit war.

Was meint ihr: Was wäre die Wahrheit?

Mein Leben der reinste Horror/Asds/AsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt