Prolog

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Es begann alles an einem Nachmittag in der vierten Klasse, Winter.
Was sollte ich schon sagen?
Ich hatte den Winter schon immer gehasst.
Diese Eiszeit ließ alles sterben, und Menschen wie Tiere wurden träge, müde.

Für mich war der Frühling schon immer die schönste Jahreszeit gewesen.
Tote Pflanzen schienen zum Leben zu erwachen, sie trieben aus und schon bald war die Luft durchtränkt von ihrem süßen Duft. Tiere erwachten aus ihrem Schlaf, Vögel sangen ihr wunderbares Lied und alles fiel ein wenig einfacher.
Auch ansonsten liebte ich den Frühling. Es wurde wärmer, warm genug, um sich mit einem Buch irgendwo auf eine Wiese zu legen und zu lesen, ohne drei Kleidungsschichten tragen zu müssen.

Es war, als würde im Frühling alles allmählich aus der winterlichen Trägheit erwachen und genau dieses Erwachen liebte ich abgöttisch.
Wie aus einem Albtraum zu entfliehen und in süße Träume zu gleiten.
Mit allen Sinnen wahrzunehmen, die in der kältesten Jahreszeit stumpf geworden waren, und zu wissen, dass man lebte.

In den letzten Jahren war der Frühling sehr wichtig für mich geworden. Hier, in Hogwarts, war es sehr kühl, da es im Norden Englands lag, und regnerisch. Umso mehr freute ich mich jedes Jahr auf den Tag, an dem endlich warme Sonnenstrahlen mein Gesicht kitzelten.

,,Kommst du mit in die Bibliothek, Mine? Ron und ich müssen noch was für Zaubertränke nachschlagen",
rief mich mein bester Freund Harry und ich löste meinen Blick von den kahlen Bäumen, die ich durch ein Fenster beobachtet hatte.
Noch war es erst Dezember, kurz vor Weihnachten, doch ich war so gar nicht in weihnachtlicher Stimmung.
,,Natürlich. Worum geht es?", fragte ich und versuchte, meine Stimme interessiert klingend zu machen.

In Wirklichkeit wollte ich nur in die Bibliothek, um mir neue Bücher zu holen, doch das mussten die beiden anderen nicht wissen. Ich wollte nicht unnötig Zeit mit Ron verbringen.

Denn das war so eine Sache, das mit Ron.

Einerseits brachte er mein Herz zum Strahlen, doch andererseits zerbrach er mich von Innen nach Außen.
Der Rothaarige hatte es mit seiner Naivität und seiner Art geschafft, sich in mein Herz zu schleichen, und nun tat es nur noch weh. Für ihn schien ich eine Schwester zu sein, nicht mehr, oder eine gute Freundin.
Natürlich war ich mir nicht ganz sicher. Wie auch?
Ich hatte selten ein Wort mit ihm gewechselt.

,,Dann komm jetzt."
In dem Moment wurde mir bewusst, dass ich wieder vollkommen in Gedanken versunken war, wie so oft, wenn ich über Ron und mich nachdachte.
Ich drehte mich um und mein Blick begegnete dem des Rothaarigen. Ein kurzer Moment, mehr nicht, aber es tat unendlich weh.

Dann wandte er den Kopf ab.

Natürlich.
Ich ging einige Schritte auf ihn und Harry zu- meine Beine drohten zu versagen!- und hob einen Stoß Bücher von dem Fensterbrett auf.
,,Ich muss sowieso noch die hier zurückbringen, weißt du",
redete ich los. Wenigstens zitterte meine Stimme nicht.
,,Dann ist ja gut", erwiderte Ron und ich fuhr herum. ,,J... ja. G... gehen wir jetzt."
Unsere Schritte hallten auf den Kachelfliesen Hogwarts wieder und unbewusst hatten wir eine klassische Formation eingenommen: Harry vorneweg, ich schräg hinter ihm rechts, Ron schräg hinter ihm links.

,,Ich wundere mich ja, dass wir nur in Zaubertränke Hausübung haben", meinte Harry und drehte sich kurz um.
,,In zwei Wochen ist Weihnachten. Vielleicht ist das das Geschenk der Lehrer?", witzelte Ron.
Ich erwiderte:
,,Vielleicht. Ich denke eher, dass es damit zusammenhängt, dass die anderen Schulen zu Besuch sind- die Lehrer müssen das Dreifache an Schülern unterrichten."

Spring affair ~ DramioneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt