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Draco!
Oh Gott, Draco. Es tut mir so unglaublich leid, was passiert ist. Ich habe dir viel verschwiegen und jetzt musst du dafür bezahlen.
Draco, der Lord will dich.
Dich, nicht jemand anderen.
Ich bitte dich aufrichtig um Entschuldigung, dass ich an diesem Abend vor einigen Jahren nicht imstande war, mit dir zu fliehen.

Es sieht so aus, als wäre das Schicksal gegen uns beide. Ich habe gestern Nacht mein Baby, deine Schwester, den kleinen Stupser, Camilla verloren und ich will, dass du weißt, dass wenn ich etwas für dich tun könnte, ich es tun würde.
Vielleicht bin ich eine schwache Mutter. Vielleicht sollte ich einfach sterben, aber du und mein Baby waren alles, was mir noch geblieben ist, wenn man mir schon alles andere genommen hat.

Erzähl jemandem, den du vertraust, alles. Jedes Detail, jedes schmutzige Detail, verdammt noch mal.
Die Verwässerung des Blutes und wer Sunias wahrer Vater ist... sag es, Draco, ich flehe dich an.
Selbst wenn ich sterbe, jemand muss die Wahrheit kennen, damit alles, was ich getan habe, nicht umsonst ist.

Mein geliebter Draco, mein Sohn.
Meiner Nachlässigkeit wegen führst du dieses Leben, gehasst und als Todesser geschimpft.
Es ist meine Schuld, das möchte ich nicht leugnen.
Sunia ist nie über Alexanders Tod hinweggekommen, sie leidet wie ich. Morgen verlasse ich mit ihr zusammen das Land.
Wir gehen zunächst nach China und reisen dann weiter nach Ecuador.

Sunia bereut ebenso wie ich.
Der Vorfall mit Alexander hat ihr die Augen geöffnet und sie ekelt sich vor Severus, weil er daran Schuld ist.
Wir können dich nicht mitnehmen, weil dein Vater dich mit der Spur belegt hat und du sicherlich gerne in Hogwarts bleiben willst.
Wenn du volljährig bist, verlasse sofort England und geh nach Sibirien. Deine Reiseroute wirst du dort finden.
Ich will dich in Sicherheit wissen, mein Schatz.
Aber ich weiß, dass ich deinen Vater keinen Tag länger aushalten kann.

Ich muss dir noch etwas sagen.
Camilla ist nicht wegen meiner Gesundheit tot.
Gestern kam Wurmschwanz und zeigte uns Voldemort. Das versetzte deinen Vater in Ekstase. Er hatte sich nicht mehr unter Kontrolle und prügelte mich, bis ich sie verlor.

Das kann ich ihm nicht verzeihen.

Noch bist du nicht alt genug, um meinen Hass auf ihn zu verstehen. Und ich hoffe wirklich, dass man dir nie ein Kind nehmen wird aber dann wüsstest du, wie man sich fühlt.
Auch wenn sie ungeboren war, sie hätte nicht sterben dürfen. Ich liebe sie sosehr, ich kann es nicht in Worten ausdrücken.

Wenn Kinder ihre Eltern verlieren nennt man sie Waise, es gibt ein Wirt dafür. Wenn Erwachsene ihre Ehepartner verlieren, nennt man sie Witwen, auch das kann man beschreiben.
Aber Draco, wenn Eltern ihre Kinder verlieren, gibt es kein Wort dafür, weil es zu grausam ist. Das wirst du eines Tages verstehen, hoffe ich.

Ich liebe dich unglaublich sehr.

Deine Mutter

PS.: Verbrenne diesen Brief.
Verbrenne ihn und versuche, mich zu vergessen. Denk daran, dass es mir gut geht- selbst wenn sie mich finden, wird man mir verzeihen.
Ich habe einen Grund, den Verlust meines Kindes. Wenn sie mich finden, werden sie sich über mich lustig machen, aber dein Vater wird dafür sorgen, dass ich auch dann am Leben bleibe.

Ich werde nie dafür sorgen können, dass deine Unterarme unversehrt bleiben.

Das tut mir leid.

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Während dem Lesen hatten Tränen begonnen, langsam über seine blassen Wangen zu laufen. Dracos Finger zitterten, sie konnten das durchweichte Pergament kaum mehr halten.
Seine Mom war schwanger gewesen? Und jetzt war sie es nicht mehr... jäher Zorn erfasste ihn.

Wie auch seine Freundin träumte er davon, in einer ganz normalen Familie zu leben, aber dieses Glück schien ihm nicht vergönnt zu sein. Alles wurde ihm zu viel.
Dass Hermine wütend war, verstand er, aber er war sich sicher, dass diese Wut verfliegen würde, wenn er ihr alles erklärte. Und das war er ihr schuldig, zumindestens das.

Ihm wurde übel, während er daran dachte, wie sein Vater zugeschlagen haben musste. Er hatte einmal in Muggelkunde gelernt, dass es oft Muggel gab, die in Alkoholeinfluss ihre Frauen prügelten.
Und auch wenn sein Vater nicht der Beste und Liebevollste war, hatte er sich immer einigermaßen korrekt benommen.

Einigermaßen, aber um Himmels Willen- wie konnte man seiner eigenen Frau das antun?
Wie musste seine arme Mutter gelitten haben... und er war nicht da gewesen.
Ein Laut, eine Mischung aus Schluchzen und Würgen, verließ seine Kehle und er schloss für einen kurzen Moment die Augen.

Wieso war es ihm nicht vergönnt, glücklich zu sein?

Er wollte nicht, dass Mom in Ecuador lebte, dem Land mit der niedrigsten Zaubererrate und der höchsten magischen Kriminalität in Relation zur magischen Bevölerung.
Und er musste Pansy sehen.
Schließlich war es auch ihre Mutter, die weggehen würde. Kurz fragte er sich, ob auch sie so einen Brief erhalten hatte und ob sie gerade ebenso weinte wie er.

Seine zitternde Hand schloss sich um das warme Pergament und zerknüllte es. Nervös schaute er sich um und versicherte sich, dass niemand ihm zu sah, dann warf er es in das warme Kaminfeuer.
Wenige Millisekunden später fing es Feuer und wurde immer kleiner, bis nur mehr Asche von den Erklärungen seiner Mutter übrig war.

Er stand von dem Stuhl auf und griff zu eigenem Pergament.

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Pansy. Wir müssen etwas unternehmen! Wie läuft es mit Snape? Morgen, 17 Uhr, Raum der Wünsche.
Draco

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Hermine, es tut mir leid. Ich möchte dir alles erzählen. Morgen, 17 Uhr, Raum der Wünsche. Dann wirst du endlich verstehen.
Draco

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Spring affair ~ DramioneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt