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Das hier dürfte sich nicht so gut anfühlen, dachte ich noch, ehe ich in das Reich der Träume abdriftete.

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,,Draco Malfoy, du Schwein, was hast du angestellt?", entsetzt schlug ich die Decke zurück, als ich bemerkte, wer da neben mir in einem Bett, das ganz sicher nicht meines war lag.
Verschlafen brummte er und blinzelte dann. ,,Was ist denn los?" Als ich versuchte, mich aufzusetzen, zuckte ich zusammen.

Mein Kopf fühlte sich an, als wäre eine Horde  Elefanten durchgetrampelt, ganz zu schweigen davon, dass meine Gliedmaßen schwer wie Blei waren.
Ein Blick auf meinen Körper zeigte, dass ich wenigstens Kleidung trug, meine Schuluniform.
,,Was los ist?", kreischte ich, während schwarze Punkte vor meinen Augen tanzten, ,,fragst du mich wirklich, was los ist?"

,,Ja?"
,,Warum liege ich neben dir in einem Bett und wieso hast du nichts an? Sag mir nicht, dass wir etwas miteinander hatten, weil dann bring ich dich um!" ,,Beruhig dich. Wäre es wirklich so schlimm, wenn wir etwas miteinander gehabt hätten-",
als er meinen entsetzten Gesichtausdruck sah, lächelte er,

,,ich kann dich aber beruhigen. Wir haben nichts zusammen gehabt. Du warst gestern furchtbar betrunken und ich habe dich hier her gebracht, damit du nicht irgendetwas anstellst. Und was mein Hemd angeht, du erwartest doch nicht ernsthaft, dass ich in einem vollgekotzten Shirt schlafe?"

Oh.
Oh.
Da das erklärte natürlich einiges. Auch, warum ich mich nicht an gestern erinnern konnte, was wahrscheinlich gar nicht so schlecht war.
,,Ich hab dir nicht wirklich aufs Hemd gekotz-... ich hab mich nicht wirklich über dir übergeben? Sag, dass das nicht wahr ist, bitte danke", sagte ich. Dracos Augen blitzten amüsiert.
,,So habe ich erkannt, was du wirklich von mir hältst", lächelte er.

Ich barg mein vor Scham gerötetes Gesicht in meinen Händen. Das war ja mal peinlich. Als würde er meine Gedanken hören, umfasste Draco meine Handgelenke und zog sie von meinen Augen weg.
Ich zuckte zusammen. Seine Hand war kalt, doch gleichzeitig war mir unglaublich warm.
,,Hey, das braucht dich jetzt nicht beschäftigen. Du warst extrem betrunken." Jaja.
Das war mir klar.

,,Ich verstehe nur nicht... wieso musste ich unbedingt hier her mitkommen?", fragte ich. Der Blonde zuckte mit den Schultern.
,,Ich kann ja nicht in eure Schlafsäle, daher war das irgendwie klar",
meinte er, als wäre das vollkommen selbstverständlich.

,,Das ist es nicht. Wie kommst du auf die hirnverbrannte Idee, die Nacht mit mir verbringen zu müsse...- Gott, wie das klingt!"
,,Draco reicht auch."
,,Das ist nicht witzig!", rief ich und versetzte ihm einen Schlag gegen die bleiche Brust, ,,Zieh dir jetzt bitte etwas an."

Die Kopfschmerzen waren schlimmer geworden. In meinem Schlafsaal hatte ich eine Packung Aspirin.
,,War schön, mit dir geschlafe...- mit dir in einem Bett geschlafen zu haben", sagte ich und stand auf.
Zum Glück trug ich noch die gesamte Schuluniform von gestern, auch wenn sie ganz schön verknittert war.

Draco brach in schallendes Gelächter aus. Ich stand auf und strich den Stoff meiner Kleidung glatt.
,,Ich gehe dann mal. Man sieht sich."

,,Gib nur zu, es hat dir gefallen, in meinen Armen einzuschlafen, Kätzchen!", rief er noch. Wenn Blicke töten könnten, würde der Slytherin jetzt am Boden liegen und sich nie wieder rühren.
Doch wie die wenigsten meiner Wünsche wahr wurden, ging auch dieser nicht in Erfüllung.

,,Niemals." ,,Doch."
,,Niemals." ,,Wenn ich es dir doch sage."
,,Ich weiß immer noch besser, was ich fühle als du", erwiderte ich.
,,Denkst du. Ich bin mir sicher, ich kenne dich besser als du denkst."

Die Zweideutigkeit dieses Satzes brachte mich dazu, mich umzudrehen.
,,Malfoy. Was meinst du damit?", fragte ich... oh Gott. Was, wenn wir etwas gehabt hatten? Ich hatte zwar keine Erinnerungen... aber das hieß bei weitem nicht, dass nicht etwas passiert war.

,,Gibt es da irgendwas, was ich wissen müsste?"
Draco zuckte zusammen. ,,Oh, also doch." ,,Nein, nein",
sagte er schnell, doch so recht glaubte ich ihm nicht, weswegen ich auch erneut nachfragte und wieder die Antwort erhielt, dass nichts passiert wäre.

Schließlich gab ich mich mit der Antwort zufrieden, er hätte mich auf dem Weg zum Bett gestützt und ich wäre dann sofort- wenn auch in seinen Armen- eingeschlafen.
Einigermaßen beruhigt nickte ich.
Meine eigenen Erinnerungen waren so verschwommen, da ließ sich nichts erkennen und wieso sollte er mich in dieser Hinsicht auch anlügen?

,,Mehr also nicht?"
,,Nein. Wie gesagt, du warst so betrunken, du hast nichts gesagt und nur ein bisschen gebrabbelt, aber das habe ich nicht verstanden. Vertrau mir, da war nichts. Und wieso machst du dir überhaupt Sorgen? Du magst Ron doch sosehr, da dürfest du nicht einmal darüber nachdenken, etwas mit einem anderen zu haben. Und außerdem, ich bin ein Slytherin. Dein betrunkenes Hirn vergisst das sicher nicht." 
Dann drehte ich mich um und ging.

Jeden Laut hörte ich um einige Dezibel lauter. 
Die johlenden Slytherins, als ich die Kerker verließ. Nervend. Aber nicht meine Sache- damit musste sich dann wohl Draco herumschlagen.

Im Gryffindor-Gemeinschaftsraum herrschte ähnlicher Tumult, nur waren hier die Schüler in dem selben Zustand wie ich. Ich verkniff mir ein Lächeln.
Die würden alle zu Madame Pomfrey gehen müssen und sich vor ihr rechtfertigen müssen. Ich hatte Aspirin.
Muggelmedizin- mehr als nur nützlich.
Ich fingerte das Päckchen mit den kleinen, weißen Pillen aus der hintesten Ecke meines Kleiderschrankes.

Ich lief damit in eines der Bäder, ignorierte die Blicke der anderen und spülte eine Tablette hinunter.
Zwar würde es noch eine Weile dauern, bis sich die beruhigende Wirkung des Medizin entfaltete und die Kopfschmerzen betäubte, aber solange konnte ich hier auf dem Klodeckel sitzen und warten, um nicht zurück ins Schloss zu müssen, wo der Lärmpegel meine Ohren zum Zerspringen bringen würde.

Währenddessen versuchte ich krampfhaft, mich an vergangene Nacht zu erinnern, was mir nicht leicht fiel.
Nur schemenhaft tauchten Bilder in meinem Kopf auf, immer, wenn ich dachte, ich hätte mich erinnert, verschwanden sie wieder. Doch schließlich war da was.
Verschwommen aber unverkennbar.
Und sie waren nicht schön.

,,Draco Malfoy, du verdammter Mistkerl! Es war also doch etwas!"

Spring affair ~ DramioneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt