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,,Hör zu, ich bin müde und hungrig. Kannst du mich einfach gehen lassen?", fragte ich und versuchte, weg zu gehen, doch er war schneller und packte mich am Arm. 
Erneut wurde mir heiß.
Mein Atem ging nur stoßweise. 
Im nächsten Moment war bereits wieder jeder Ausdruck aus Dracos Augen verschwunden und er setzte wieder sein hochnäsiges Lächeln auf. Aber diese wenigen Sekunden hatten mir gezeigt, dass es ihm nicht gut ging und dass er nicht glücklich war.

,,Ich wollte dich noch etwas fragen, also hiergeblieben."

Wieso war er so schön? Wieso war sein Gesicht so wohlgeformt?
Mit dem Finger wollte ich die Linien entlangfahren, um herauszufinden, ob er überhaupt real war.
Die Farbe seiner Augen glich einer stürmischen See, in der ich hoffnungslos ertrank. In diesem See waren so viele Gefühle, doch um sie zu sehen, konnte man nicht nur die Oberfläche betrachten, man musste tauchen.

,,Wie steht es mit Hogesmeade?" 
,,Ich werde am nächsten Wochenende pünktlich nach dem Unterricht in der Bibliothek stehen. Ob du kommst oder nicht ist deine Sache, Malfoy, aber wenn du nicht kommst, werde ich dir keine weitere Möglichkeit geben, mich zu treffen, also überleg dir das gut. Ich bin nicht gewillt, länger als zehn Minuten auf dich zu warten", 
sagte ich.
,,Ich werde da sein", versprach er und ein erleichtertes Lächeln huschte über sein Gesicht, ,,und das nächste Mal gib Molly Zuckerkekse, sonst zwickt sie mir wieder in den Finger." 

Wie von selbst fiel mein Blick auf seine Finger, auf denen sich deutlich dunkelrote Schnabelabdrücke abzeichneten.
Ich grinste. Erstaunlich. 
Also, ich mochte die Eule.

Dann bemerkte ich, wie schön Dracos Finger waren, so wie jeder andere Teil seines Körpers, den ich bisher gesehen hatte. Lang und dünn und blass. 
,,Muss wehtun", merkte ich lächelnd an. 
,,Tut es." 
Erleichtert grinste er zurück, dann wirkte er auf einmal ganz verlegen. ,,Ich freue mich schon auf das Hogsmeade-Wochende." 

,,Ich auch", nun, zumindest nicht ganz gelogen, denn ich verspürte tatsächlich so etwas wie unbestimmte Vorfreude auf das Treffen, 
,,aber ich würde jetzt gerne gehen. Ich habe Hunger und wir sollten nicht unbedingt gleichzeitig zurückkommen, sonst reden die Leute noch." 
Zu meiner Überraschung ließ Draco meinen Arm nicht los.

,,Dann lassen wir die Leute doch reden." 

Ungläubig starrte ich ihn an, das konnte doch nicht sein ernst sein! 
Ihm war es vielleicht egal, was über ihn gesagt wurde, aber mir war es das nicht und außerdem wusste ich nicht einmal, ob er all das ernst meinte. 
Wie sollte ich ihm das nur sagen, ohne ihn zu verletzen?
In letzter Zeit hatte man sowieso genug über mich und Ron geredet, da wollte ich nicht, dass ein noch schlechteres Licht über mich geworfen wurde.

Der Blonde bemerkte meine offensichtliche Zurückhaltung und seufzte, ehe er mich losließ. Nervös strich ich mir die Haare aus dem Gesicht hinter die Ohren. 
,,Wieso ist es dir so wichtig, was Leute über dich denken?",
fragte er leise und strich mit dem Finger über meinen Unterarm. 
Er hinterließ eine brennende Spur auf meiner Hand und ich sog scharf die Luft ein. Es war eine zärtliche Geste, sie nahm mir den Atem. 

Noch nie hatte ich so etwas Intensives gefühlt wie in diesem Moment. 
,,Mir ist es ganz egal, was die Leute von mir denken", sagte Draco. Seine Stimme war weich und warm, sie fesselte mich.
Das hier war eine Welt, die mir gefiel, und die nur mir und ihm gehörte. Ich könnte ewig so verharren. 

Was war das?

Irgendwann zog er seine Hand zurück. Seine Augen strahlten die sonst so streng verborgene Erregung aus. Draco lächelte leicht.
,,Geh jetzt essen, Kätzchen." 
Sofort taumelte ich schweratmend einige Schritte rückwärts.
Dann lief ich los. 
Diese Verwirrung, diese Unsicherheit. Eine kleine Berührung und mein Körper stand in Flammen. Was war das da?

Ein weiteres Mal wurde mir bewusst, dass ich Abstand nehmen musste. 
Ich durfte mich einfach nicht in ihn verlieben, das durfte nicht geschehen, niemals. 

Den restlichen Tag im Unterricht konnte ich mich kaum konzentrieren, immer wieder dachte ich an die Situation von vorhin. Ron und Harry fragten nicht nach, was Malfoy von mir wollte und das war auch gut so, denn ich war nicht gewillt, ihnen Details zu erzählen, allerdings wollte ich sie auch nicht anlügen.
Die Augen des Rothaarigen funkelten, als ich zurückkehrte, doch er verlor kein Wort darüber. Er öffnete zwar kurz den Mund, das brachte ihm jedoch nur einen Rippenstoß von Harry ein, welcher selbst so tat, als wäre heute Morgen nie passiert. 

Das freute mich. 
Auch wenn Ron in vielerlei Hinsicht ein Vollidiot war, auf Harry war in jeder Situation immer Verlass. Und der Rothaarige- ich hatte mich in ihn verliebt, weil er eben ein liebenswerter Vollidiot war.

Liebe.

Ich musste Ron lieben.

Das war einfach so.

Meine Fingerkuppen sind teilweise bis aufs Fleisch abgebissen, weil der Drang so schlimm ist, aber ich habe seit Mittwoch letzte Woche nicht mehr... ja.

Der Grund, warum ich aufhören will ist, weil ich Hannah nicht enttäuschen will, deswegen habe ich dauerhaft n Gummiband um die Hand, mit dem ich mich schnalzen kann, wenn ich mir unbedingt wehtun muss.

Außerdem schmiere ich mir die Hände voll. Aber idk- besser als das letzte.

Schreibt Kommentare, damit ich abgelenkt bin :3

[Von Hannah: Ich weiß nicht ob ich dankbar, scheiße besorgt oder wütend sein soll. Man, Mädel, nicht weil du mich nicht enttäuschen willst! Weil es dir verdammt nochmal nicht gut tut! Aber wir haben schon geredet.]

Spring affair ~ DramioneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt