Ich zog mir den rot-goldenen Schal enger um den Körper und sah erneut zu Türe. Langsam müsste Draco auftauchen. Er wurde heute sechzehn und ich hatte vor, ihm mich zu schenken. Ich fühlte mich bereit, ich liebte ihn.
Ich vertraute ihm.
Aufregung erfüllte mich, wenn ich daran dachte, was ich vorhatte, zusammen mit Wärme. In letzter Zeit hatte Draco oft müde und gehetzt gewirkt, er sollte einmal wieder zur Ruhe kommen.
Endlich erschien eine hochgewachsene, blonde Gestalt aus dem Eichenportal.Ich atmete tief durch und ging ihm dann langsam entgegen- ich fühlte, dass irgendetwas falsch war, ich spürte, dass seine Haltung falsch war.
Trotz diesen widersprüchlichen Gefühlen zwang ich mich zu einem heiteren Lächeln und fiel ihm in die Arme. ,,Alles Gute zum Geburtstag, mein Schatz. Wie fühlt man sich denn so mit 16?"
Auch sein Lächeln war gezwungen und müde.
,,Nicht gut. Ich mache mir Sorgen."
Ich hakte mich bei ihm unter und zusammen schlenderten wir den langen Trampelpfad entlang, der zum See führte.Wir sagten dabei kein Wort. Die Stille war unerträglich, aber ich fürchtete mich davor, sie zu durchbrechen. Er auch, denn obwohl sich unsere Blicke mehrmals trafen, schwieg er. Mein Unbehagen stieg- etwas lief hier falsch, wir verhielten uns nicht, als wollten wir gemeinsam feiern sondern eher, als führte er mich zu der Guillotine.
Meine warme Atemluft bildete Nebel in der Luft und ich bemühte mich, mit meinem Freund Schritt zu halten, der beinahe schon lief.
Seine Augen glitzerten und ich war mir sicher, dass er kurz davor war, zusammenzubrechen. Aber warum? Was war los? Ich wusste es nicht, war aber traurig, dass er mir anscheinend nicht mehr genug vertraute, um mir auch seine Geheimnisse anzuvertrauen.Er ließ sich am Ufer des Sees auf das taufeuchte Gras fallen. Da es bereits wieder ein wenig wärmer wurde, war der meiste Schnee geschmolzen und auch der See taute auf.
Ich meinte zwar, dass immer noch eine dünne Eisschicht die Oberfläche überzog, war mir aber nicht sicher.
Vielleicht war es auch nur eine optische Täuschung.
Draco bedeutete mir, sich neben ihn zu setzen und ich tat es.Gottseidank hatte ich einen dicken Mantel an, sonst würde ich mit Sicherheit frieren, so war ich nur besorgt. Alle meine Gedanken kreisten um Draco, der in genau diesem Moment eine Phiole aus seiner Tasche zog.
,,Was ist das?", fragte ich alarmiert.
Wenn es das war, was ich dachte... Oh Gott, was hatte er vor? Er entkorkte da Fläschchen und ich wiederholte meine Frage, diesmal mit deutlich mehr Nachdruck. War das Amnesia Totala?
,,Beruhig dich, Hermine. Ist nur Feuerwhisky. Ich bin sechzehn, darf ich nicht auch einmal Spaß haben?", erwiderte er und lachte rau.
Ich wusste nicht, was mich mehr irritierte.Er hatte mich schon lange nicht mehr mit vollem Namen angesprochen und er war nicht der Typ Mensch, der sich unheimlich gerne betrank. Das alles ergab keinen Sinn. Draco stellte die Flasche neben sich auf den Boden und grinste mich an.
Das breite Lächeln machte mir Angst.
,,Möchtest du auch so deinen Geburtstag feiern?", fragte er und sah mich dabei durchdringend an, ,,wenn du nicht weißt, ob du deinen nächsten noch überlebst?"Er war verrückt, das war mein erster Gedanke.
Er war endgültig übergeschnappt, weil ihm der Druck zu viel wurde.Das nächste, was ich spürte war, dass Draco beide Arme um mich schlang und mich mit einem Ruck auf seinen Schoss zu ziehen. Auf einmal waren sich unsere Gesichter unglaublich nahe. Die Nervosität erinnerte mich an unseren ersten Kuss- auch da war ich in einem Gefühlschaos gefangen gewesen.
Der Kuss dauerte nur wenige Wimpernschläge und ich kam kaum dazu, die Wärme seiner trockenen Lippen auszukosten, da entfernten sie sich bereits schon wieder von meinen. ,,Meine Mine", hörte ich ihn heiser flüstern und er küsste mich erneut, wie ein Ertrinkender, dessen Luft ich war.Doch ich konnte nicht erwidern.
Das Gefühl von Heimat und Geborgenheit überwältigte mich, alles drehte sich. Es waren zu viele Emotionen, so viel zu viel, als dass ich damit umgehen könnte. Gerade, als ich bereit war, ihn zurückzuküssen, wich er einige Zentimeter von mir zurück und sah mich einige Augenblicke einfach nur an.
Er war gebrochen.
Harry war gebrochen.
Und ich war dabei zu brechen.
Mit jedem Kuss, den wir tauschten, wurde mir klar, dass alle meine Freunde aus Scherben bestanden und wir sie nur zusammen zu den schönsten Mosaiken zusammensetzen konnten.Ich vergrub meine Hände in seinen beinahe weißen Haaren und zog ihn zu mir, presste mich an ihn und kostete jeden Moment aus, in dem ich seinen Herzschlag an meinen fühlte, wenn auch nur unheimlich schwach.
Schwer atmend lösten wir uns.
Nach Minuten oder nach Stunden- was zählte das schon?,,Wenn du dich betrinkst, dann will ich auch was", lächelte ich und rutschte langsam von seinem Schoss. Mir war wärmer als zuvor und jene Schmetterlinge in meinem Bauch flatterten mit neuer Energie umher.
Ich fragte mich irgendwie, weshalb genau er den Alkohol in einer Phiole aufbewahrte, aber ich vertraute ihm, dass es kein Amnesia-Trank war. Er würde mich niemals anlügen, dachte ich voller Wärme.Ich war fünfzehn, was war so schlimm daran, wenn auch ich einmal den ein oder anderen Schluck Feuerwhisky trank?
Draco nahm die Phiole und reichte sie mir. ,,Trink nur paar Schlucke, für mich muss ja auch was übrig bleiben", sagte er lächelnd und ich nickte.
Die Flasche fühlte sich kalt in meinen Händen an.
Ich führte sie zu meinen Lippen.
Sollte ich das Zeugs darin wirklich trinken?,,So schlimm ist das nicht", sagte Draco und machte eine aufmunternde Kopfbewegung.
Und damit verschwanden meine Zweifel endgültig- ich trank.
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Spring affair ~ Dramione
Hayran Kurguby: rosewinterlove Jahre lang glaubte ich, ihn zu lieben. Ich stand immer hinter ihm, tat, was er mir sagte und war ein Nichts ohne ihn. Denn wie könnte er mich schon lieben? Jetzt war Ron mit Lavender Brown zusammen. ,,Das ist ja nicht mehr anzus...