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Am nächsten Morgen stand ich schon früh auf. Ich wusch mich und zog mich an, dann ging ich hinunter in den Speisesaal.
Dabei sah ich die Slytherins nicht einmal an. Lächelnd setzte ich mich neben meine Freunde.
Ich lief wie auf Wolken.
Meine Haare waren zu einem Zopf zusammengebunden und ich trug die neuen Ohrringe.

Es fühlte sich so an, als würde jeder- wirklich jeder!- sie anstarren, obwohl das natürlich Blödsinn war.
,,N Morgen", nuschelte Ron. Ich wurde leicht rot. Bemerkte er die Ohrringe? Fand er sie schön? Fragte er sich vielleicht sogar, ob sie das Geschenk eines Jungen waren? War er eifersüchtig?!
In meinen Träumen vielleicht.

,,Ginny sitzt heute neben Neville", teilte mir Harry mit. Zwischen ihm und Ron war also noch ein Platz frei und ich wurde schlagartig zurück in die Realität zurückkatapultiert, als ein verhasstes Mädchen sich dort hin setzte.
,,Morgen, Lavie", sagte Ron und strahlte.
Seine Ohren machten seinen Haaren Konkurrenz.
Sie lächelte kokett zurück und blinzelte. ,,Morgen."

Der Rothaarige starrte sie an wie irgendein Weltwunder. Als wolle er sie essen.
Fehlte nur mehr, dass er zu sabbern begann.
,,Morgen", grüßte ich auch und erst da bemerkte sie mich auch und nickte.
Sie musterte mich von Oben bis unten, ihr Blick blieb bei meinen Ohren hängen.
,,Ich wusste gar nicht, dass du Schmuck trägst."
Das war keine Frage, es war eine Feststellung.

,,Du siehst, wenn man mir Schmuck schenkt, bin ich auch freundlich und trage ihn."
Lavender zog eine Augenbraue hoch.
,,Wer würde dir schon Schmuck schenken?", fragte sie.
Ich wollte gerade antworten, da unterbrach mich Harry: ,,Lavender, das ist nicht nett. Bitte hör auf, Hermine zu beleidigen, wenn du weiterhin bei uns sitzen willst."

Ron sagte nichts, um mich zu verteidigen und das tat mehr weh als die Beleidigung selbst.
Er starrte sie nur an.
,,Du kannst meiner Freundin nicht sagen, dass sie nicht bei uns sitzen darf, Harry", sagte er unvermittelt, ohne mich anzusehen. Die Welt blieb stehen.
Das Lächeln schwand aus meinem Gesicht.

Lavender grinste triumphierend.
Gott, wenn ich ihr doch nur eine ordentliche scheuern dürfte...- Harry legte mir die Hand auf die Schulter und riss mich so aus meinen Gedanken.
,,Wenn sie Hermine beleidigt, kann ich das sehr wohl", erwiderte er.
,,Sie ist meine Freundin."
,,Denkst du, ich weiß nicht, dass du sie liebst? Du jammerst mir immerhin Tag und Nacht die Ohren voll. Aber Hermine ist mir genauso wichtig wie du. Und in der Situation würde ich mich für sie entscheiden- und das hat nichts damit zu tun, dass Lavender deine Freundin ist."

,,Leute, Leute", sagte Lavender und kicherte gekünstelt, ,,das war dumm von mir, aber wir wollen uns doch nicht wegen so einer Kleinigkeit streiten!"
Als sie auch noch ihre Dreckspfo...- ihre Hand auf Rons Schulter legte, wich jegliche Anspannung aus ihm.

Er bekam wortwörtlich Herzchen in den Augen.
Und ich Tränen.
Diese wollte ich allerdings niemandem zeigen, also nahm ich eine Papierserviette und wischte sie weg, ehe sie meine Wangen hinabliefen. Ich war mir sicher, dass Harry sie sah, denn er musterte mich besorgt durch die dicken Gläser seiner Brille, aber er sagte nichts.

,,Gehen wir in die Bibliothek, Mine?", fragte er, ,,ich würde gerne etwas mit dir besprechen." Ich nickte.
Der Schwarzhaarige nahm unter dem Tisch meine Hand und drückte sie ganz leicht.

Diese Berührung spendete mir Trost, war schön und warm, aber sie kribbelte nicht und ließ mein Herz nicht schneller schlagen.
,,Hübsche Ohrringe", sagte Harry dann gelassen,
,,von wem?"
Ich errötete.
,,Darf ich dir nicht sagen, tut mir leid."

Nervös fummelte ich an den Sternen herum und drehte sie.

Wir beendeten das Frühstück schweigend, Ron sah mir nicht mehr in die Augen und die ganze Zeit über spürte ich Dracos bohrenden Blick im Rücken.
Harry ließ meine Hand nicht los.
Lavender, ganz das übliche Miststück, umarmte den Rothaarigen oder hauchte ihm sanfte Küsse auf die Wange, wobei sie mich die ganze Zeit ansah.

Heute interessierte mich das nicht.
Überhaupt, wenn ich mit Harry in die Bibliothek ginge-
wäre Draco dann dort? Ich hatte noch keine Gelegenheit gehabt, ihn vor dem Essen abzupassen und mich persönlich für die Geschenke zu bedanken.
Außerdem wollte ich ihn auf das Herz ansprechen, das er mir geschickt hatte.

,,Na dann, Hermine und ich gehen jetzt", meinte Harry und stand auf.
Er konnte Lavender genauso wenig leiden wie ich, das erkannte ich, weil er sie so ansah, als wäre sie Dreck an seinen Schuhen.

Die Bibliothek war kühl und leer.
Wir setzten uns auf die Ledersofas im Eingangsbereich. Nachdem sich Harry vergewissert hatte, dass wir ungestört waren, begann er zu reden.
,,Was fühlst du für Ron?", fragte er dieselbe Frage, die mir auch Ginny vor wenigen Wochen gestellt hatte.

Ich zögerte.
Ginny hatte mir einen Tag nach unserem Gespräch versprochen, niemandem jemals etwas zu erzählen. Harry vertraute ich da nicht so ganz.
Als er mich jedoch drängend aus seinen grünen Augen ansah, schwand mein anfänglicher Widerstand.

Was hatte ich schon zu verlieren?

,,Ich weiß es nicht mehr, Harry. Hättest du mich das vor einem Monat gefragt oder zwei- ich hätte dir sofort geantwortet, dass ich ihn liebe",
fing ich an und erzählte dann der Reihe nach alles: von Ron und Lavenders Kuss, von Spring Affair, der Freundlichkeit Draco Malfoys und unserem Date, dem Kuss, den Ohrringen.
Meiner Verwirrung.

Anstatt mich zu hassen, weil ich den Feind offenbar mehr mochte, als gut für mich war, lächelte er mich schief an.
,,Folge deinem Herzen, Hermine."
,,Ich weiß es nicht. Irgendwie liebe ich Ron noch. Es gibt so viel...", meine Stimme brach ab.

,,Also hasst du Lavender deswegen?", fragte er und zerzauste sich seine schwarzen Haare. ,,Ja."
Gefühle ließen sich nicht so schnell abschalten. Vorallem nicht so langjährige.
Ich brach in Tränen aus.
,,Ich... ich habe doch keine Ahnung!", schluchzte ich.

,,Du liebst ihn doch?" ,,Das weiß ich ja eben nicht! Aber er... er könnte mich nie lieben und jetzt ist er ja sowieso mit dieser Lavender zusammen!",
weinte ich. Tränen kullerten aus meinen Augen und rannen über meine Wange.

Jahre lang glaubte ich, ihn zu lieben.
Ich stand immer hinter ihm, tat, was er mir sagte und war ein Nichts ohne ihn. Denn wie könnte er mich schon lieben?
Jetzt war Ron mit Lavender Brown zusammen.

,,,Das ist ja nicht mehr anzusehen. Mach ihn doch verdammt nochmal eifersüchtig!", schimpfte Harry und ich schluchzte leise.
,,Mit wem denn?"
Und in dem Moment hörten wir beide ein leises Räuspern.

Draco Malfoy.

Spring affair ~ DramioneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt