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Später an diesem Tag wollte ich mich mit Harry und Ginny treffen, um erneut zu überlegen, worum es sich bei dem Ei handelte.
Es würde mir gut tun, zumindest so zu tun, als wäre nicht gerade mein gesamtes Leben auf den Kopf gestellt worden.
Nachdem Draco mir einen flüchtigen Kuss auf die Lippen gedrückt hatte, hatte er wieder Pansy in den Arm genommen.

Die tiefe Zuneigung in ihrer beider Blicke hatte sich unwiderruflich in mein Gedächtnis eingebrannt.
Ich wollte nicht daran denken.
Stattdessen vergrub ich mich mehr denn je in Büchern, fand aber keinen einzigen Hinweis- ich suchre nicht bewusst nach ihnen, aber als ich keine fand, wurde mir bewusst, dass ich genau das tat.
Wütend legte ich einen Stoß Bücher zur Seite, von denen ich mich nicht erinnern konnte, sie gelesen zu haben.

Ginny, die am anderen Ende des Raumes saß, schaute seufzend von ihrem Aufsatz über Einhörner auf.
Sie hatte gemerkt, wie aufgewühlt ich war, hatte es aber für die beste Idee gehalten, nicht weiter nachzufragen. Eigentlich eine verdammt kluge Entscheidung.
Momentan besaß ich einfach nicht genug Feingefühl, um auch noch auf ihre Gefühle Rücksicht nehmen zu können, obwohl eine kleine Stimme in mir vorwurfsvoll protestierte.

Sie war eine meiner ältesten Freundinnen, aber für sie musste es aussehen, als hätte ich sie einfach ausgetauscht. Sie versuchte wirklich, mir keinen Vorwurf daraus zu machen, aber sie verstand einfach nicht.
Am liebsten hätte ich mich heulend in ihre Arme geworfen und alles vergessen, was in den letzten Tagen passiert war- begonnen bei dem Liebesgeständnis von Draco.

Lavender war Rons Kindheitsfreundin gewesen. Er liebte sie- irgendwie zumindest.
Pansy war Dracos Kindheitsfreundin gewesen. Was bestätigte mir, dass er sie nicht auch liebte?
Autsch.
Ich musste aufhören, darüber nachzudenken und stattdessen beginnen, mir mehr Gedanken über Harry zu machen.

Sein Leben stand hier am Spiel und ich hatte Liebeskummer, der vielleicht gar nicht gerechtfertigt war. Weder Pansy noch Draco hatten gewusst, wie wir Harry retten könnten und was die Todesser genau vorhatten.
Zumindest sagten sie das...
Was, wenn ich eine Schachfigur in einem Spiel geworden war, bei dem ich nicht wusste, von welcher Seite ich benutzt wurde?

Was, wenn ich von beiden Seiten angelogen und missbraucht wurde?

Ich lachte rau.
Es war mir egal.
Ich war kaputt und gleichzeitig wollte ich alles für meine Liebe tun, ich würde kämpfen, würde mich benutzen lassen... weil ich Draco liebte. Was blieb mir denn anderes übrig?

Andererseits hätte man mir dann nie von der ganzen Belle-Tom und Sunia-Alex Sache erzählt, das wäre kein kluger Schachzug gewesen. Es sei denn, das war auch eine Lüge...
Ich seufzte ebenfalls.
,,Wann hast du dich mit Harry verabredet?", fragte ich in Richtung der Jüngeren, die erneut aufsah.

,,In einer Stunde. Ich muss den Aufsatz noch fertig machen, Hagrid ist zwar nicht strikt, aber es wird ihn freuen, wenn wenigstens eine Person das macht, was er ihr aufträgt."
Ich nickte vorsichtig.
Sie klang gereizt, ich hatte das Gefühl, dass sie wirklich wütend war. Aber als ich am Morgen nach dem Ball zusammengebrochen war- war das wirklich vorgestern gewesen? Es schien eine Ewigkeit vergangen zu sein- war doch noch alles in Ordnung gewesen und seither hatten wir kaum geredet...

,,Bist du irgendwie böse auf mich?", fragte ich vorsichtig, dann erst bemerkte ich das leichte Glitzern in ihren Augen.
Ginny unterdrückte Tränen.
Und es tat so weh, als wäre ich diejenige, die kurz davor war zu weinen.

Sie setzte zu Sprechen an, aber im selben Moment brach ihre Stimme und nur ein leiser, kläglicher Laut verließ ihre Kehle.
,,Ob ich wütend bin, Mine? Nein. Ob ich dich vermisse? Ja", flüsterte sie mit heiserer Stimme und versuchte, meinem Blick auszuweichen.
Ich schnalzte mit der Zunge.
,,Das tut mir leid."

Immer noch vermied sie es tunlichst, mich anzusehen, was mir im Herzen wehtat. Ich wollte ja für sie da sein... aber musste ich nicht Harry und Dracos Leben über alles stellen?
Ich konnte mich ja später noch um sie kümmern- aber so lief Freundschaft nicht.
,,Das weiß ich. Ich kenne dich, Mine- und ich weiß, dass es dir leid tut. Aber... das ändert nichts daran, dass ich dich vermisse und außerdem extreme Angst habe."

,,Wie meinst du das?", wurde ich hellhörig.
Ginny schnaubte.
,,Ich habe Angst, weil Pansy und Draco... dich so ansehen, als wärst du etwas Besonderes. Ich habe Angst, dass du das wirklich für sie bist... sie sehen so hoffnungsvoll aus, aber du kannst nicht für Harry und Ron da sein und gleichzeitig für die beiden. Wer ist dir wichtiger?"

,,Das kann ich noch nicht beantworten", antwortete ich ehrlich, ,,aber kann ich nicht für alle da sein?"
,,Nein, Hermine. Wenn du nur auf andere achtest, vergisst du dich selbst. Du bist immer die wichtigste Person für dich selbst, nicht andere."
Aber ich liebte Harry.
Und ich liebte Draco.
Selbst wenn ich selbst dafür selbst zurückstecken musste, das war es Wert, wenn ich den beiden damit helfen konnte.

,,Ron vermisst dich, auch wenn er das nicht sagt", wechselte Ginny vorsichtig das Thema- nun war ich es, die schnaubte.
,,Meinst du, er vermisst es, einfach abschreiben zu können?", lächelte ich zynisch.
Mit Ron traf man bei mir leider immer noch einen wunden Punkt, auch wenn ich über ihn hinweg war. Aber dass er Lavender mir bevorzugte, war ein harter Schlag gegen mein Selbstbewusstsein gewesen.

Auch, dass er gemeint hatte, mich und Draco trennen zu können, weil er es so wollte.
Nun.
Hatte sich herausgestellt, dass er das nicht konnte.

Der Glanz war aus Ginnys Augen verschwunden, sie riss sich zusammen, wofür ich unglaublich dankbar war. Sie wusste, dass sie mir nicht half, wenn sie weinte.
Was war ich eigentlich für ein schrecklicher Mensch? Meine beste Freundin litt wegen mir und alles, woran ich dachte, war ich selbst.
Aber stimmte das?
Ich dachte doch nur an Harry und Draco.... sie hatten einfach oberste Priorität.

,,Nein, ich meine, dass ich meinen Bruder kenne und dass er eine Freundin vermisst. Lavender und er sind nicht mehr zusammen, aber das ist egal. Er vermisst dich. Wenn wir uns heute mit Harry treffen, wird er dabei sein."
Als ich protestieren wollte, sah sie mich mit großen Augen an.
,,Tu es Harry zuliebe."

Was sollte ich da noch sagen?

Möchte irgendjemand vielleicht eine englische Übersetzung von Spring Affair machen oder kennt jemanden, der es vielleicht machen würde?
Ich fände es interessant, es auf Englisch zu lesen, aber mir selbst traue ich es dann doch nicht zu.

Spring affair ~ DramioneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt