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Pünktlich siebzehn Uhr stand ich vor dem Raum der Wünsche.
,,Ich wünsche mir, in denselben Raum zu kommen, in dem auch Draco ist und dass wir nicht gestört werden können." Die Türe erschien und ich drückte die Türklinke hinunter, dann betrat ich den Raum.

Draco saß bereits auf dem weißen Sofa, das seinen hellen Teint noch bleicher wirken ließ.
Der Raum war diesmal grün und schwarz gehalten, einige Bücher mit dunklen Umbänden und sehr schwarz-magisch klingenden Titeln. Vermutlich dienten sie dazu, mir zur Aufklärung zu helfen.
Neben ihm, schmächtig wirkend, saß ein mir inzwischen sehr gut bekanntes Mädchen- Pansy.

Sie hatte das Gesicht in den Händen verborgen, ihre Schultern bebten, als würde sie weinen. Als Draco aufstand und die Hand von ihrer Schulter nahm, hob sie es und sah mich aus verschwollenen Augen an.
Warum?
Warum sah sie so traurig aus?
Ich ging zu ihnen hin.

Diese beiden hatten genauso viel erlebt wie auch Harry, nur dass dieser Anerkennung und Unterstützung genossen hatte, während sie Ablehnung bekommen hatten.
Sie hatten gesehen, wie ihre eigenen Eltern Leute folterten, vielleicht waren sie selbst gefoltert worden- und das noch als Kinder.

,,Hallo, Mine."
,,Hey... Pansy? Was ist los?"
Sie schniefte leise und barg ihr Gesicht wieder in ihren Armen. Ich setzte mich neben sie und umarmte sie vorsichtig.
Ihr Herz schlug schnell, während ich durch ihr dunkelbraunes Haar strich.
,,Draco wird es dir sagen", flüsterte sie und holte währenddessen schluchzend Luft.

,,Es geht- wie du dir sicherlich schon denkst- darum, dass ich dir heute mehr über Voldemorts Abstammung erzählen möchte. So reinblütig wie er sich ausgab, war er nämlich gar nicht."
Sofort war mein Interesse geweckt.
Kein Reinblut? Aber ich war doch immer davon ausgegangen, dass er, weil er ja so viel von reinem Blut predigte, ein solches war.

Draco seufzte und sah mir kurz in die Augen. ,,In Wirklichkeit ist er ein Halbblut. Ich weiß nicht, ob du das weißt- nicht viele wissen es, er hat diese Info immer sehr geheim gehalten. Und er hat trotzdem einen- wenn man es so nennen will- sehr guten Stammbaum. Er ist der Enkel von den Gaunts, einer Familie, die direkt mit Slytherin verwandt sind."
Ich nickte leicht.
Das hatte ich mir schon gedacht. Schon seit er in der zweiten hatte dafür sorgen können, dass die Kammer des Schreckens geöffnet wurde, war mir klar gewesen, dass er irgendwie mit dessen Erbauer, Salatar Slytherin verwandt sein musste.

,,Am Besten beginne ich von Anfang an- es gibt kein reines Blut aus solches."
Ich versuchte, mir meine Überraschung und Verständnislosigkeit nicht anmerken zu lassen. Bitte was?
Draco lächelte milde.
,,Es kam so oft vor, dass sich Zauberer in Schlammblüter oder Muggel verliebten, dann Kinder hatten und diese als die Kinder ihrer eigentlichen Ehepartner ausgegeben haben, dass man den Blutsstatus Reinblut darauf beschränkt hat, dass nur mehr ein Elternteil ein volles Reinblut sein muss."

,,Natürlich sagte man das niemandem", mischte sich Pansy überraschenderweise ein und ich sah sie erstaunt an.
,,Ich kann dir nur sagen, dass solche Kinder aus solchen Verbindungen oft als Bastarde oder Minderwertige bezeichnet werden- zum Beispiel ich."
Eine erneute Offenbarung.
Pansy war kein Reinblut?
Ich spürte, wie die schreckliche Übelkeit wiederkam. Der Raum ließ eine Schüssel erscheinen und wieder verschwinden, als ich mich darin übergeben hatte.

,,Wir sind also Bastarde und müssen später einen besonderen Zauberer heiraten, um unser Blut wieder reinzuwaschen. Aber im Prinzip gibt es keine Vollblutzauberer mehr, sie sind ausgestorben und das ist das, was die angeblichen Reinblüter so wütend macht.
Es gibt bisher nicht viele wirklich bekannte Fälle, wo sich ein Zauberer in einen Muggel oder in ein Schlammblut verliebt, nur fünf, die ich jetzt kenne und einer davon ist das bestgehütete Geheimnis der gesamten Zaubererwelt."

,,Diese Paare stehen auf der sogenannten Blacklist:
Draco und Hermine
Severus und Lily
Alexander und Sunia
Tom und Belle
Tom und Merope.
Die meisten Fälle haben sich bereits erledigt- zum Beispiel sind Lily, Alexander, Belle und das letzte Paar bereits tot, was natürlich sehr praktisch für die Vertuscher ist."

Ich hatte noch nie etwas von Sunia und Alexander gehört, noch nie in meinem gesamten Leben.
Auch nicht davon, dass Snape und Harrys Mutter... die Schüssel erschien erneut.
,,Dann soll ich sterben?", flüsterte ich tonlos, die erste Frage, die ich über meine Lippen brachte, die aber nur eine von unzähligen war.

,,Nein, nicht solange du nicht von mir schwanger bist. Man hofft, dass es nie dazu kommen wird und vielleicht", er vermied meinen Blick, ,,wird es auch nie dazu kommen."
Wir waren beide zu jung, um von einer fixen Bindung sprechen zu können, aber mich beängstigte die Vorstellung, welche Auswirkungen dieser kleine Abschnitt meines Lebens auf das spätere haben könnte.
,,Das..."
,,Ich weiß."

,,Belle war dumm, aber sie war hübsch. Sie war einfältig, aber liebte Tom Riddle über alles. Diese Fähigkeit zu lieben war der Grund, weshalb Voldemort so extrem lange leben konnte. Es war eine Art Schutzschild. Seine Tochter lernte den Vater nie kennen, aber als sie sechs wurde, nahm das Jungendamt sie ihr ohne Erklärung weg- sie standen unter dem Imperio- und gaben Sunia, das ist die Tochter, einer weiteren reinblütigen Familie", erzählte Pansy und ihre Stimme war ruhig, aber brüchig geworden, während sie leicht zitterte. Ihre Augen waren groß.
,,Ihr Ziehvater war Abraxas Malfoy, der bereits einen Sohn hatte. Später ging Sunia nach Hogwarts und wurde dort von dessen Sohn weiter unterdrückt. So konnte sie nie jemandem irgendetwas erzählen", sie erschauderte nun.

,,Abraxas Malfoy ist mein Großvater, er half Voldemort am Anfang seiner dunklen Karriere, seinen Ruf unbefleckt zu halten", erzählte Draco weiter, ,,als sie dann zwanzig wurde, sollte sie einen guten Freund der Familie halten und den Namen Snape annehmen."
Ich weitete meine Augen.
Das alles warf ein neues Bild auf die Tochter des Dunklen, die ich mir zuvor noch als Hexe und Abschaum vorgestellt hatte. Widerwillig empfand ich Mitleid für das Mädchen, das so aufgewachsen war.

,,Sie wurde schwanger und man dachte für kurze Zeit, dass Snape der Vater wäre, aber das war er nicht. Die Tochter des Dunklen Lords hatte ebenfalls einen Bastard des Diener Alexanders geboren."
Ich schluckte.
Sie hatte sich also gewehrt und immer noch hallten mir die vorherigen Worte Dracos in mir wider.
Alexander war tot.

,,Und wo ist diese Tochter jetzt? Wo ist die Enkelin des Dunklen Lordes?", drängte ich und ich sah, wie Pansys Augen schmerzerfüllter als zuvor aufblitzten.

,,Die", sagte sie, ,,sitzt vor dir."

Spring affair ~ DramioneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt