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Zwei Wochen später.
Kalte Wochen, in denen wenig geschah und die auch ansonsten eher durch Langeweile geprägt war, die ansonsten eher selten in Hogwarts zu finden war.
Ich hatte inzwischen häufiger mit Ron geredet, aber wir schwiegen die Sache mit Lavender tot. Auch diese verhielt sich ruhig.
Da ich davon ausgegangen war, dass Lavender erkannt hatte, dass ich mehr als Freundschaft für Ron empfand, wunderte es mich, dass sie nicht unglaublich mit dem Kuss angab.

Vielleicht war es ja auch nur ein Kuss gewesen und am schlimmsten war die Hoffnung, die ich schöpfte.

Dieses Wochenende war das erste Hogsmeade-wochenende. Viele Schüler nutzen diese Gelegenheit, um Dinge zu besorgen, die sie sich nicht ohne weiteres von den Eltern schicken lassen konnten.
Dementsprechend war es im Schloss wie leergefegt.

Plötzlich gab es einen Knall. Ich fuhr herum. Eine graue Schleiereule war gegen das Fenster geflogen, sie war mir unbekannt.
Neugierig öffnete ich das Fenster, um sie herein zu lassen.
Von wem sie wohl war?
 Ich bekam nicht oft Eulen-Post, da ich außer Ron und Harry nicht wirklich viele Freunde hatte. Die meisten sahen in mir eine besserwisserische Streberin und zugegebenermaßen stimmte das auch manchmal. Doch wenn ich klug war, und die Antwort wusste, wieso sollte ich das denn nicht zeigen? Nur weil die anderen es nicht wussten? 
Sicher nicht.

Kalte Luft und Schneeflocken schlugen mir entgegen, ich zitterte. Wieder einmal verfluchte ich den Winter für seine Eiseskälte.
 ,,Jetzt komm schon herein, es ist echt verdammt  kalt, Eule." 
Der Vogel legte den Kopf schief und hüpfte nach drinnen in den Mädchen-Schlafsaal. Schnell erkannte ich, dass es ein Weibchen war.
Sie sah sich um. 
,,Deine Federn sind ja ganz nass. Warte, ich wische sie trocken, sonst tropfst du mir noch die Arbeiten für Zaubertränke an und ich denke nicht, dass Snape davon allzu begeistert wäre." 

Irgendwie hatte ich das Gefühl, sie würde jedes Wort verstehen, was ich sprach. Das war zwar schon unheimlich, allerdings waren Eulen auch verdammt intelligente Tiere und so war es eigentlich gar nicht so abwegig, dass dieses Tier mich verstand. 
Auf ihrem Fuß war ein Zettel festgebunden.
Auffordernd hob sie das Bein. 
,,Wer hat dich denn überhaupt geschickt?", 
meine Stimme war leise und warm. Sie war ein ausgesprochen schönes Tier, mit Sicherheit keine Schuleule, das wüsste ich. 
Mit ein wenig Pergament wischte ich ihr Gefieder ab und lauschte ihrem leisen Gurren. 
,,Du bist ja ganz eine liebesbedürftige Kleine, kann das sei- Au!"

Noch ehe ich den Satz beenden konnte, hatte sie mir in den Finger gezwickt. 
Es tat nicht wirklich weh und ich musste leise lachen.
Eine kleine Zicke, also. 
,,Ich verstehe schon." 

Vorsichtig öffnete ich den Knoten, mit dem man den Brief an ihrem Bein befestigt hatte. Das Papier war schwer und edel, nicht die Sorte billiges Pergament, die man in jedem Laden um einen sehr geringen Preis erwerben konnte und die ich für meine Arbeiten benutze. 
Wer würde schon solches Papier benutzen, um mir einen Brief zu schreiben?

Nun, diese Frage konnte ich mir dann auch selbst beantworten.

Natürlich.

Malfoy.

Ohne, dass ich es so recht wollte, huschte ein Lächeln über mein Gesicht. 
Ich hatte ihm ja erst neulich zu einem Treffen in Hogsmeade zugesagt. 
Nähere Details? Hoffentlich.

Sehr geehrte Miss Granger! 

Ich wollte Sie fragen, ob Sie gewillt wären, mich am nächsten Hogsmeade-Wochenende ins Drei Besen zu begleiten. Natürlich komme ich für die Kosten auf.

Ok und jetzt ohne Spaß- ich habe mich sehr gefreut, dass du mit mir kommen willst und ja. 
Treffen wir uns dann direkt nach dem Unterricht in der Bibliothek? 
Natürlich ist das kein Date oder so, aber wenn du willst, sieh es als solches.
Ich will dich einfach nur kennenlernen.
Ohne Potter und das Wiesel, einfach nur dich.

Oh und natürlich will ich mit dir über Spring Affair sprechen!

Dein Draco

PS.: Die Eule heißt Molly und gehört mir. Benutz sie, wenn du mir dringend etwas mitteilen möchtest, aber wenn sie dann zurückkommt, musst du ihr Zuckerplätzchen geben, die hat sie am liebsten, sonst ist sie beleidigt. 

PPS.: Wenn du nicht kannst oder nicht willst, gib mir einfach Bescheid. Ich kann schon verstehen, dass du Zweifel an meiner Aufrichtigkeit hast, aber denk daran, ich bin auch nur ein Mensch, wenn auch ein ziemlich perfekter.

Und so endete der Brief. 
Aber selbst wenn Draco nicht aufrichtig wäre und er mich nur ausnutzen würde, ich würde trotzdem freundlich zu ihm sein. Das war mein Plan.
Sollte Ron auch nur irgendetwas für mich empfinden, würde es ihn rasend machen, zu erfahren, dass ich mit seinem größten Feind auf Dates ging. 
Das ist doch albern, schalt mich eine Stimme in meinem Inneren, die ich aber schnell verdrängte. 

Wahrscheinlich meinte es Draco genauso wenig ernst wie ich.

Ein weiterer Zwicker in meinen Finger unterbrach meine Gedanken. 
Ach ja, Molly war ja auch noch da. ,,Ich hab leider keine Zuckerkekse für dich, tut mir echt leid", sagte ich leise, 
,,ich hatte ja nicht mit deinem Besuch gerechnet." 
Ich könnte wetten, sie würde mich verstehen, denn im nächsten Moment biss sie mich erneut und stakste dann beleidigt zum Fenster.

,,Schön, geh doch! Ich wollte dir ja etwas von Hedwigs Eulenkeksen geben, aber wenn du nicht willst, ist das auch okay!", rief ich und wandte mich ab. 
Ich hörte lautes Flügelschlagen und als ich mich erneut umdrehte, war Molly verschwunden. Seufzend schloss ich das Fenster.
Der Brief. 
Ich war keine Menschen-Kennerin und konnte demnach auch nicht beurteilen, wie ehrlich Malfoy das alles meinte. Wieso sollte er mich jetzt auf einmal kennenlernen wollen?

Erst vor wenigen Tagen war ich der Meinung gewesen, Menschen könnten sich verändern, aber ich war auch ziemlich leichtgläubig. 
Eigentlich hatte Draco nichts großartig getan, außer einmal freundlich zu sein... und gut auszusehen. Verdammt, war ich denn jetzt auch schon so ein Mädchen, welches kreischte, wenn ein Junge auch nur halbwegs gut aussah? 
Das musste aufhören.
Mit allen Mitteln musste ich es verhindern.

Aber zu spät- wie eine Blume im Frühling wuchsen in mir neue Gefühle, teils gute, teils schlechte. 

Den Brief zerknüllte ich und zündete ihn schnell an. Nicht auszudenken, wenn Ginny oder- noch schlimmer- Lavender oder Parvati es lesen würden.
Wie schnell ich wohl zum Gespött aller Gryffindors würde?
Nein, das hier musste mein Geheimnis bleiben und das um jeden Preis, zumindest, bis ich wusste, wie all das hier endete.

Es gab nur eine Regel in diesem Spiel: Verlieb dich nicht in Draco Malfoy. 

Wer von euch hätte Lust auf zwei Kapitel pro Woche?

By:
rose_jeon

Spring affair ~ DramioneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt