Es war schon lange nach Mitternacht, ein Mann hatte es sich auf einem Ledersofa bequem gemacht und trank aus einem Glas mit bernsteinfarbenem Scotch.
Seine blonden Haare hatte er sich im Nacken zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Lucius Malfoy war soeben von einem Auftrag nach Hause gekommen.
Endlich war es leise.
Tagsüber musste er sich mit seiner Frau und deren Kind- er betrachtete es nicht als sein Kind, auch wenn er nicht leugnen konnte, der Vater zu sein.So ein schwaches und verweichlichtes Kind konnte er nicht seinen Sohn, den Erben der Malfoys nennen.
Was jedoch an Narzissa lag. Sie verhätschelte ihn zusehr, das hatte er ihr erst neulich klar gemacht.Draco, Drache. Verächtlich schnaubte er. Der Fünfjährige hatte blonde Haare und sturmgraue Augen, doch anstatt wie sein Vater kalt wie Eis zu sein, war er ein verdammtes kleines Kind.
Wie konnte Narzissa nur so jemanden lieben? Er hatte doch gehört, wie sie ihm Lieder vorgesungen und Schokolade gekauft hatte.
Erbärmlich.
Er schnaubte. Eine einzige Enttäuschung, eines Reinblutes nicht würdig. Dieses Balg konnte nicht sein Sohn sein, das ging einfach nicht, davon war Lucius felsenfest überzeugt.,,Papa?"
Alleine diese hohe, weiche Stimme ekelte ihn an, ungeachtet dessen, dass Draco noch ein Kind war. So konnte ein Mädchen sprechen, nicht aber der Erbe der Malfoys. Was ihn allerdings noch mehr störte war der Name, den Draco ihm gab.Er fuhr herum.
Draco stand im Türrahmen, bettfertig. ,,Was ist los?", herrschte er ihn an und ignorierte, dass der Fünfjährige zurückzuckte.
,,Momma will weggehen. Sie weint und packt ihre Koffer. Kannst du nach ihr sehen? Vielleicht beruhigt sie sich dann."
Draco sprach leise, so dass sein Vater sich vorbeugen musste, um ihn zu verstehen.,,Sag Narzissa, dass sie sich zum Teufel scheren soll. Sie bleibt da", sagte Lucius und stellte das Glas ab. Es war bereits halb leer.
,,Aber... Vater... es geht ihr nicht gut. Bitte schau nach ihr. Sie ist ganz komisch", erwiderte Draco, ,,Ich kenne Mom. Sie würde niemals so sein, wenn es ihr nicht echt schlecht ginge." Der blonde Mann erhob sich schwerfällig.
Ihn umgab eine Geruchswolke aus Alkohol, Schweiß und teuren Parfum. Es war ein Geruch, der bei seinem Sohn noch Jahre später Schweißausbrüche und Angst auslösen würde.
Jetzt bemühte sich dieser jedoch, ruhig im Türrahmen stehen zu bleiben. Sein Vater kam mit wankenden Schritten auf ihn zu.,,Schaust du jetzt nach ihr?", fragte Draco hoffnungsvoll.
Die grauen Augen Lucius, die seinen eigenen sosehr glichen und gleichzeitig das Gegenteil waren, funkelten gefährlich. Manchmal war der Blonde ein guter Vater:
liebevoll und zuvorkommend. Manchmal dachte Draco wirklich, dass er Glück hatte. Aber sobald er etwas trank wurde er zu einem ganz anderen Mann.
Wenn er so schaute, bedeutete das Gefahr.,,Nein. Sag deiner Mutter, dass sie gerne verschwinden kann, von mir aus für immer. Ehrlich gesagt muss ich ihre hässliche Fresse nie wieder sehen. Aber du-", er zeigte auf seinen Sohn, ,,du bleibst schön da. Sag ihr das. Du bleibst da, aber sie kann gehen."
Draco schwieg.
Er war erst fünf Jahre alt, aber er verstand, dass sein Lucius seine Mutter erpresste. Keine Frau, der ihr Kind etwas bedeutete, würde einfach so gehen und es zurücklassen.Der Junge drehte sich um und lief die Treppen nach oben. Seine Schritte hallten auf dem kalten Marmorboden des Anwesens wieder. In ihrem Schlafzimmer saß Narzissa Malfoy.
Ihr Gesicht war gerötet und die Augen verschwollen.
Als ihr Sohn den Raum betrat, wischte sie schnell ihre Tränen weg.
Angst.
Furcht.
Sie wollte nichts mit Schwarzmagie zutun haben. Noch waren ihre Haare vollkommen schwarz und das Gesicht noch nicht mit Falten geprägt, den unvermeidlichen Spuren des Alters.,,Hast du deine Sachen gepackt, Draco? Wir brechen um Mitternacht auf." Energisch stopfte sie einen weiteren schwarzen Pullover in den ledernen Koffer.
Keine Antwort.
,,Draco?",,Mom, Vater lässt mich nicht gehen. Du darfst gehen, aber ich muss bleiben."
Als Hausherr konnte Lucius entsprechende Zauber wirken, dass sein Sohn, so fern der Mann das nicht wollte, das Haus nicht verlassen konnte- nicht apparieren oder durch die Türe spazieren. Das Flohnetzwerk versagte, wenn er es nicht wollte.
Natürlich wusste Narzissa das und in dem Moment verlor sie all ihre Hoffnungen auf ein normales Leben.
Zuvor waren ihre Schultern gestrafft gewesen und ihre Augen funkelten, doch jetzt sank sie in sich zusammen und Tränen liefen aus ihren Augenwinkeln.,,Geh, Mom. Mir geht es gut, aber dir nicht", sprach Draco langsam. Unter Tränen lächelte die Frau. ,,Nein Draco, du verstehst das nich-" ,,Und wie ich es verstehe. Ich kann das nicht ansehen."
Der Junge sah zu Boden.
Er wollte lügen, um seiner Mutter die Flucht zu ermöglichen, obgleich er wusste, dass Lucius seine Wut an ihm auslassen wurde.
Narzissa kannte ihr Kind so gut wie sie sich selbst kannte.Und so fasste sie den Entschluss, zu bleiben und für Draco zu kämpfen. Der dunkle Lord war tot, niemand war in Gefahr.
Auch wenn ihr Ehemann immer noch beunruhigendes Interesse an Dunkler Magie hegte, gab es niemanden mehr, dem man die Treue schwören konnte.Sie öffnete die goldenen Schnallen ihres Koffers und warf ein schwarzes Kleid zurück aufs Bett. Wut packte sie.
Wut auf ihren Ehemann, auf ihre Eltern und auf sich selbst.
Er hatte sie sosehr in der Hand, verdammt.Draco beobachtete sie derweil mit großen Augen. ,,Geh zu deinem Vater und sag ihm, dass ich bleibe",
sagte sie verächtlich und spuckte das Wort Vater aus wie einen Klumpen Schleim. Die Frau konnte nicht leugnen, dass sie Lucius einmal geliebt hatte.
Früher, als das Glas Scotch noch nicht zu seinem Abendritual gehörte, war er ein hübscher und charmanter Mann gelegen.Außerdem war sie eine Reinblüterin.
Eine echte Black.
Erbärmlich, was aus ihr geworden war. Ihre Vorfahren würden sich schämen, wie verweichlicht sie war, und das alles nur wegen einem Sohn. Bella würde sie auslachen und Draco vor ihren Augen töten, um ihr vor Augen zu führen, was dieser Junge mit ihr auslöste.Der blonde Junge blinzelte seine Tränen weg. Warum musste er nur so eine komplizierte Familie haben? ,,Ja, Momma."
Vergeblich wartete er darauf, dass Narzissa ihn umarmte und ihm Sicherheit garantierte, so wie sie es immer tat, wenn Vater so war. Aber das tat sie diesmal nicht.
Sie wandte sich nur wieder dem gepackten Koffer zu.Als er sich sicher war, dass sie ihn mehr umarmen würde und auch nicht beachtete, lief er wieder nach unten.
Seine kleinen, bloßen Füße trippelten über den kalten Marmor und er erschauderte. Noch im Laufen wischte er die Tränen davon.
Sein Vater durfte ihn nicht weinen sehen, das würde Folgen haben.,,Und?"
Lucius Stimme war gelangweilt.
Fies.
Kalt.
Unwillkürlich erschauderte der Fünfjährige. Konnte der Mann denn gar nichts empfinden? Weder Liebe noch Mitleid? Das war mit Sicherheit nicht normal.
Er hatte sich ein neues Glas Scotch eingegossen, zwei Finger viel. Während er die bernsteinfarben Flüßigkeit betrachtete, lächelte er.,,Sie bleibt... Papa, bitte."
,,Geh schlafen, Sohn. Davon verstehst du nichts."Mit einem unterdrückten Schluchzer eilte Draco davon.
Er sah nicht, wie sein Vater berechnend lächelte.Vielleicht war Draco ja doch zu etwas zunutze.
Und wenn auch nur, um Narzissa bei sich behalten zu können, denn sie war sein Eigentum und er verlor sein Eigentum nicht gerne.By:
rose_jeon
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Spring affair ~ Dramione
Fanfictionby: rosewinterlove Jahre lang glaubte ich, ihn zu lieben. Ich stand immer hinter ihm, tat, was er mir sagte und war ein Nichts ohne ihn. Denn wie könnte er mich schon lieben? Jetzt war Ron mit Lavender Brown zusammen. ,,Das ist ja nicht mehr anzus...