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Pansy Parkinson, Voldemorts Enkelin. Es dauerte eine Weile, bis diese Worte zu mir durchsickerten und ich schluckte hörbar.
Sie war eine Freundin von mir geworden, aber sie hatte immer Geheimnisse gehabt- Dinge, die sie niemandem anvertrauen durfte, niemals, unter keinen Umständen, sonst hätte sie mit dem Leben bezahlt.

Aber sobald die Information mein Gehirn erreicht hatte, war auf einmal alles komplett logisch. Auf einmal konnte ich Ähnlichkeiten zwischen ihr und dem Mann auf dem Buchcover finden- waren das nicht ähnliche, fein geschwungene Gesichtszüge?
War es nicht dieselbe Augenfarbe in dem blassen Gesicht? Hätte ich die Augen aufgemacht, wäre es mir früher oder später aufgefallen und ich war froh, dass sie es mir erzählt und ich es nicht selbst herausgefunden hatte.

Das nächste Gefühl war Erleichterung: Ich vertraute Draco und Draco vertraute ihr. Sie war keine Gefahr und ihre Mutter nach allem, was man mir geschildert hatte, ebenfalls nicht.
Aber bedeutete das nicht eigentlich, dass Snape ihr Stiefvater war? Oh Gott...

Wie als hätte sie meine Gedanken gelesen, lächelte sie. ,,Die Heirat zwischen Sunia Parkinson und Severus Snape fand nie statt. Es gab übrigens nie Parkinsons, aber die Malfoys ließen angebliche Familienstammbäume verschmelzen. In Wirklichkeit bin ich ebenfalls eine Nachkommin von Slytherin, da endet die Verwandschaft. Slytherin hatte unzählige Söhne mit sehr vielen Frauen, daher sind wir vielleicht Cousins um zehn Ecken."

Ich nickte schweigend. Mein Kopf schwirrte, was nicht oft vorkam, und ich versuchte, den Überblick zu behalten.
,,Ich wuchs bei den Malfoys auf, deswegen bin ich wie Dracos Schwester. Wir waren nie mehr, falls du das glauben könntest. Er liebt dich von ganzem Herzen."

Ein kleiner Funken der Zweifel flackerte in mir auf und ich musste lachen, weil es so ironisch war. Statt Angst zu haben, war ich auf Voldemorts Nachkommin eifersüchtig.
,,War... war er ein Opa für dich?"
Als sie den Kopf schüttelte, atmete ich erleichtert auf. ,,Ich habe ihn manchmal gesehen, wenn er bei den Malfoys zu Besuch war und vielleicht hat er mich auch erkannt, aber er war so verblendet- er hat mich gehasst, weil ich ein Bastard bin, ohne darauf zu achten, dass seine geliebte Tochter das auch ist. Ich glaube, er dachte, ich sei Schuld, obwohl das absurd ist. Ich habe nie mit ihm geredet."

Auf einmal sprudelten die Fragen beinahe wie von selbst und es gab so viele Dinge, die ich wissen wollte, dass ich von meinem Überschwang selbst erschrocken war.
,,Und dein Vater ist... war... Alexander?"
,,Hermine, Pansy lebt, seit sie acht ist, bei uns. Ja, Alex war ihr Vater und auch mein Onkel in gewisser Hinsicht. Und was passiert ist, erzählen wir dir auch jetzt- es ist sowieso schon egal. Dafür, dass du das weißt, hasst Voldemort doch dann wahrscheinlich fast noch mehr als Potter."

Pansy sah meinen Freund an und ihre Stimme nahm beinahe einen flehenden Unterton an, als sie sagte: ,,Muss das wirklich sein? Ich rede nicht gerne darüber."
Sie strich sich eine dunkelbraune Locke aus dem Gesicht und wischte sich dabei unauffällig die Tränen aus den Augenwinkeln.
,,Pansy. Ich vertraue ihr- und du auch. Außerdem ist es schon so lange her, da kannst du doch sicher darüber reden?"

,,Ja..."
Ich sah sie erwartungsvoll an, nichts konnte mich mehr schocken- dachte ich.

,,Alex war ein Dienstbote... er stand sehr lange unter dem Imperio und Mom liebte ihn heimlich. Sie löste den Fluch... und fand heraus, dass er ebenfalls in sie verliebt war. Deswegen auch das Imperio- Abraxas hatte es irgendwie gemerkt.
Sie waren zusammen und als sie schwanger wurde, war sie verzweifelt.
Mom war da bereits mit Snape zusammen, der sie und den sie nicht liebte- sie sollten heiraten.

Gezwungenermaßen verbrachten sie ab da die Nächte miteinander und... und... Snape dachte am Anfang, dass sie von ihm schwanger sei und so war es vollkommen in Ordnung, dass Mom schwanger war.
Auch als ich geboren wurde, sagte man, dass ich ihm irgendwie ähnlich sah- und deswegen machten sie nichts. Gleichzeitig wollten sie aber nicht mehr heiraten, das Kind war genug und erst, wenn klar war, ob ich magisch war- also wenn ich sechs wa-, sollte die Hochzeit wie geplant stattfinden.

Ich wuchs bei Mom und Alexander auf, denn Snape wollte erst einziehen, wenn sie heiraten würden", Pansy holte tief Luft,
,,kurz gesagt, man sagte mir, dass Alex mein Dad sei, ich aber niemandem etwas sagen solle, weil man Mom und ihm dann sehr wehtun würde und ich hielt dicht, zumal Abraxas gestorben war und Voldemort seine Tochter vergessen zu haben schien. Von dem sagte man mir nichts.

Dann, an meinem sechsten Geburtstag, kamen sie und erwischten die beiden. Danach wurde ein Vaterschaftstest gemacht und Sunia wurde bestraft."
Sie schluckte und ihre Augen glitzerten wieder stärker, als müsse sie erneut die Tränen unterdrücken und würde es diesmal einfach nicht schaffen.
Ihre Schultern bebten, aber weder Draco noch ich fassten sie an, da eine seltsam machtvolle Aura sie umgab, die mir ein wenig mehr Angst machte, als ich zugeben wollte.

,,Alexander wurde vor unseren Augen umgebracht und wir mussten erneut zu den Malfoys ziehen, unseren persönlichen Gefängniswärtern. Lucius kümmerte sich darum, dass Mama nicht mehr in Kontakt mit Männern kam und mir sehr früh eingebläut wurde, sie habe ein Verbrechen begangen."
Ich nickte vorsichtig.
Bedeutete das, dass sie ihr ganzes Leben lang mit Draco verbracht hatte?

Ohne dass ich es recht wollte, stieg Eifersucht in mir auf. Ich versuchte sofort, sie zu unterdrücken, denn es war absurd, eifersüchtig auf dieses gebrochene Geschöpf zu sein.
Und doch... der Gedanke schien nicht abwegig, dass sie sich näher standen, als sie zugeben wollten.
Für diesen Gedanken hasste ich mich.
War ich denn selbstsüchtig, in dieser Situation so etwas zu denken?

Alles, woran ich denken konnte war, dass sie ihre Kindheit zusammen verbracht hatten.
Dass sie diese Geheimnisse für eine solange Zeit bewahrt hatten, sich gegenseitig aufgefangen hatten, wenn sie davor gewesen waren zu stürzen.
Dass sie sich getröstet hatten, ihre Sorgen dem anderen anvertraut hatten.

Es war so ekelhaft von mir- aber könnten Dracos Gefühle zu mir jemals so tief gehen wie es diese innige Verbindung tat?

Spring affair ~ DramioneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt