1.)

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Wir kehrten in den Gryffindor-Gemeinschaftsraum zurück und ich rieb mir die schmerzende Stelle am Handgelenk, wo er mich gepackt hatte.
,,Sag mal, spinnst du?", fuhr ich ihn an. Ron wich zurück.
Seine braunen Augen funkelten. ,,So ist das also? Du und das Frettchen?"
Es war nur eine Reaktion, ein Impuls, und doch würde ich diese Reaktion vermutlich später bereuen.

Mit einem Klatschen landete meine Hand auf seiner Wange. Sofort zog ich sie zurück und sah ihm schweratmend in die Augen.
Ron seufzte.
,,Gut. Jetzt habe ich ja gesehen, was du von mir hältst."
Er rieb sich nicht die Wange, obwohl sich mein Handabdruck deutlich abzeichnete. ,,Ron, bitte. Du hast dich in meine Angelegenheiten eingemischt. Ich habe nur mit Draco geredet, verdammt!", rief ich.

Meine Augen füllten sich mit Tränen.
,,Jetzt nennst du ihn sogar schon Draco? Erbärmlich."
Wieso war seine Stimme so kalt, so ausdruckslos? Sein Blick hielt meine Augen gefangen, er zwang mich, ihn weiter anzusehen, obwohl ich eigentlich nur zu Boden sinken und weinen wollte.

In dem Moment kam Harry angerannt, Spring Affair in der Hand. Atemlos kam er neben Ron zum Stehen. ,,Was ist denn hier los?", fragte der Dunkelhaarige, während er geschockt den tiefroten Handabdruck betrachtete, ,,Hermine?"
Ich tat nichts, weinte nur.
Endlich konnte ich wegsehen, nur um den Vorwurf in Harrys Augen zu sehen. Ich hatte einen großen Fehler gemacht.

,,Hermine? Das fragst du auch noch! Sieh doch her!", explodierte der Rothaarige, ,,Sie muss mir mit all ihrer Kraft ins Gesicht geschlagen haben, bei Merlin, das tut weh! Wie kommt sie dazu?"
Ich fühlte mich schrecklich. Wollte gehen.
,,Hermine, sag doch auch was", meinte Harry und sah mich direkt an.

,,Ich... Es tut mir leid... Nerven verloren. Ich habe doch nur mit Malfoy geredet!", stammelte ich in dem verzweifelten Versuch, die Lage zu erklären.
,,Du hast was?"
,,Mit Malfoy geredet... er war ganz anders als sonst! Nett..."

,,Das erklärt auch, wieso er mir das hier in die Hand gedrückt hat", seufzte der Dunkelhaarige und fuhr sich nervös durch die Haare. Erst jetzt fiel mir auf, dass er immer noch Spring Affair in der Hand hielt.
Ich streckte die Hand danach aus.
,,Hermine, sag erst 'Entschuldigung'", verlangte er.
Ich seufzte nun ebenfalls. ,,Weshalb denn?" ,,Du hast ihm ins Gesicht geschlagen."

Und ich wusste nicht wieso, doch ich verspürte eine starke Wut gegenüber des Rothaarigen.
,,Darf ich etwa nicht mehr mit dem reden, mit dem ich reden will?", rief ich erzürnt. Ich hatte es so satt, dass mir immer jeder sagte, was ich zu tun hatte.
Und diese Wut machte auch vor meinem Geliebten nicht halt.

,,Er macht sich doch nur Sorgen", begann Harry, doch ich unterbrach ihn: ,,Er macht sich Sorgen? ER MACHT SICH SORGEN? Bin ich denn ein kleines dummes Kind, auf das man aufpassen muss? Ich bin die klügste Hexe Hogwarts, verdammt. Und Ronald meint, dass ER AUF MICH AUFPASSEN MUSS?"
Meine Stimme wurde gefährlich leise, ,,Denn das muss er nicht. Ein Junge, der keinen Accio-Zauber hinkriegt, will auf mich aufpassen? Nie im Leben."

Ich machte einen Satz nach vorne, riss Harry das Buch aus der Hand und rannte anschließend davon, Tränen tropften immer noch aus meinen Augen, nachlässig wischte ich sie weg.
Ich wurde nicht langsamer, ehe ich nicht durch das Porträt der dicken Dame gelassen wurde, die mein tränenverschmiertes Gesicht nur mitleidig musterte und ohne nach dem Passwort zu fragen, zur Seite schwang.

Als ich die Treppen zum Mädchenschlafsaal hinauflief, tuschelten die Mädchen nur.
Verzweifelt warf ich mich auf mein Bett und trommelte auf der Matratze herum, um meinem angestauten Frust freien Lauf zu lassen.
,,Er... ich... WIESO?...", schluchzte ich und barg mein Gesicht an dem weichen Kopfkissen.

In dem Moment betrat Ginny den Schlafraum. ,,Mine? Bist du das?"
Bei dem Klang ihrer liebevollen Stimme fuhr ich vom Bett hoch.
Mein Blick irrte suchend im Raum umher, bis ich schließlich die Rothaarige entdeckte.
,,Haben Ron und Harry dich geschickt?", fragte ich und strich die Haare zurück. Ginny sah zu Boden.
,,Das haben sie, ja."

,,Dann kannst du ja gleich wieder gehen!", ich konnte niemanden weniger gebrauchen als eine weitere Freundin, die versuchte, mir ins Gewissen zu reden.
,,Nein. Genau genommen... hat nur Ron mich gebeten, mit dir zu reden... über eine Sache, die ihm momentan... sehr am Herzen liegt."

Sofort wurde ich hellhörig. Was konnte Ron so unangenehm sein, dass er nicht persönlich mit mir darüber reden wollte? Ich kannte den Jungen, normalerweise nahm er sich kein Blatt vor den Mund und war beinahe unangenehm ehrlich.
Aber Ginny lächelte nur traurig.
,,Ich sehe, dir geht es momentan nicht so gut. Reden wir morgen", sagte sie, drehte sich um und ging in den Schlafsaal der Dritten.

Ungläubig starrte ich ihr hinterher.

,,Was ist denn heute nur los mit den allen...", murmelte ich und griff dann nach dem Buch. Ich öffnete es und ein kleines Stück Pergament fiel heraus, beschrieben mit einer klaren, scharfen Handschrift, die ich nicht kannte.

Neugierig entfaltete ich es.

Liebe Granger!

In der Zeit, als du und das Wiesel Eheprobleme hatten und St. Potter zu dumm war, zu begreifen, habe ich ein wenig aus dem Buch gelesen.
Wow!
So ein Kitsch.
Aber ich verstehe, wieso du sowas liest- vermutlich. Ist es nicht genau das, was Mädchen mögen? Romanzen und Drama und all das.

Nur der Schreibstil ist echt, echt gut. Deswegen will ich dich bitten, mir das Buch zu geben, wenn du es fertig gelesen hast.
Muss ja herausfinden, ob Annemare mit ihrem Tom zusammenkommt.
Gott, ist das schrecklich.
Übrigens habe ich gemerkt, dass du sehr viel liest und wollte dich fragen, ob du Lust hast, einmal mit mir nach Hogsmeade Kaffee trinken zu gehen und ein wenig zu diskutieren.

Dein Draco

Ich lächelte. Während ich das Briefchen gelesen hatte, hatte ich aufgehört zu weinen und sah aus dem Fenster.
Es hatte zu schneien begonnen und die dicken Flocken segelten wie in Zeitlupe zu Boden, nur um dort liegen zu bleiben und die Erde wie eine weiße Schicht aus Watte zu bedecken.
Nachdenklich betrachtete ich jenen kahlen Baum, den ich auch schon vor dem Abstecher in die Bibliothek beobachtet hatte. Er war über und über mit reinem Flaum bedeckt.

,,Ich weiß nicht", flüsterte ich, den Zettel an mich gepresst, während ich mich fühlte, als hätte ich Fieber, so heiß war mir plötzlich. Alles in mir hatte nur einen einzigen Gedanken, alles in mir brannte, wie ein Feuer in meinem Inneren, dass meine Zweifel verbrannte.
,,Was denn so schlimm daran wäre, Ron einmal eins auszuwischen."

~by 

Spring affair ~ DramioneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt