Wir Wesen außerhalb des Feenreichs sprechen das Jahr 1997...
Robert warf sich seinen schwarzen Mantel über und schloss die silbernen Knöpfe sorgfältig. Er musste gepflegt aussehen. Am Elbenhof wurde viel Wert auf sein Auftreten gelegt. Viele der Feen am Lichten Hof warfen ihm so schon skeptische Blicke zu, da konnte er sich keine Fehler erlauben.
Er prüfte sein Aussehen ein letztes Mal im Spiegel seines Schlafzimmers, das er mit Maryse im New Yorker Institut bewohnte. Unter seinem Mantel trug er ein dunkelgraues Hemd, dazu eine dunkelblaue Jeans, schwarze Schuhe und einen saphirblauen Schal, der gut seine blauen Augen betonte. Er trug keine Waffen. Die musste er für sein Vorhaben ablegen.
Zufrieden mit seiner Kleidungswahl verließ er das Schlafzimmer, jedoch nicht, ohne vorher einen Blick auf die schlafende Maryse zu werfen. Früher war diese samstagabends um die Uhrzeit noch wach gewesen, doch unter den jetzigen Umständen schlief sie deutlich mehr. Sobald Robert das Zimmer verlassen hatte, musste er besonders achtsam sein. Leise schlich er durchs Institut. Es war schon elf Uhr abends. Um diese Uhrzeit waren die meisten Schattenjäger bei ihren Familien zu Hause, aber er musste dennoch Vorsicht walten lassen. Erleichtert atmete er aus, als er unauffällig nach draußen gelangt war und die Eingangstür hinter sich schloss. Das donnernde Geräusch, das diese dabei machte, konnte ihn nicht mehr aus der Ruhe bringen. Es war nichts Ungewöhnliches daran, dass ein Schattenjäger nach seiner Arbeit das Institut verließ. Es durfte nur niemand erfahren, dass es der Institutsleiter war. Schnell machte er sich auf den Weg zum Central Park. An der kleinen Brücke über dem Fluss angekommen, blickte er hinab ins Wasser. Er war schon oft dort hineingesprungen, trotzdem beunruhigte ihn das tosende Geräusch des Wassers und die scheinbar unendliche Dunkelheit unter der Oberfläche jedes Mal. Er redete sich ein, seine Gänsehaut käme nur von der Kälte. Obwohl es Anfang Juni war, kroch der eisige Nachtwind durch seine Kleidung und er zog seinen Schal enger um seinen Hals. Robert kletterte auf die Mauer, die die Parkbesucher vor dem Hinabfallen ins Wasser schützte. Er nahm einen tiefen Atemzug, schloss die Augen und sprang. Er fiel und fiel. Er spürte, wie er auf dem eisigen Wasser aufkam, doch er ließ die Augen geschlossen und die Arme an seinen Körper gepresst. Als er bemerkte, dass Luft ihn umgab, öffnete er die Augen, und konnte sich gerade noch mit den Händen abfangen, als er auf den harten Grund auftraf. Er rappelte sich auf, nahm sein Elbenlicht und sah sich um. Er war genau dort, wo er das letzte Mal gelandet war. Um ihn herum war Dunkelheit. Das einzige Licht war der weiße Schein, der von dem kühlen Stein in seiner Hand ausging. Wäre er zum ersten Mal hier gewesen, hätte er sich ganz sicher verirrt. Doch mittlerweile kannte er sich im Feenreich aus. Er leuchtete die erdige Höhlenwand an und bog in den dritten Tunnel ab. Ein Kribbeln durchfuhr ihn, als er fast am Ende des Tunnels war. Nun konnte er ein schwaches Licht am Ende des Gangs wahrnehmen, deshalb steckte er den Stein wieder in seine große Manteltasche, wo sich auch seine Stele befand, die die Schattenjäger zum Auftragen ihrer Runen gebrauchten. Sobald er das Ende erreicht hatte, erblickte er das schöne Gesicht, nach dem er Ausschau gehalten hatte. Alilia sah ihn aus ihren dunklen Augen an. Am Anfang hatte er immer geglaubt, sie seien schwarz, doch immer, wenn er sie aus nächster Nähe betrachtete, sah er, dass sie feine dunkelbraune Sprenkel hatten. ,,Ich habe Euch erwartet", sagte die Elfe mit ihrer lieblichen Stimme, die, und das wusste Robert, doch so trügerisch sein konnte. Roberts Pupillen weiteten sich, je näher er an sie herantrat. ,,Deshalb bin ich gekommen." Er legte seine Hand auf ihre schmale Taille und fuhr langsam mit den Fingern auf und ab. ,,Alilia", wisperte er. Seine Lippen waren nun nur noch einige Zentimeter von ihren entfernt und sein warmer Atem traf ihre Nasenspitze. ,,Ich habe diesen Abend ersehnt. Seit wir uns das letzte Mal gesehen haben", raunte Robert ihr zu und zog sie näher an sich, so dass ihr langes, figurbetontes Kleid gegen seine Beine drückte und der zarte Stoff seine Arme streifte. Seine Augen wanderten ihren Körper hinab. Über ihre grazilen Schultern zu ihrem weit ausgeschnittenen Dekolleté, das gegen seine Brust drückte, hinab zu ihren langen starken Beinen, über die das enge altrosafarbene Kleid mit den aufgestickten, leicht glitzernden lavendelfarbenen Blumen fiel. Vielleicht waren es auch echte Blumen, überraschen würde es Robert nicht. Seine Hände fuhren von ihrem Rücken zu ihrer Taille und dann ihren Bauch nach oben. Aprupt stoppte er bei ihren Brüsten. Ihr Bauch fühlte sich nicht an wie sonst. Aber vielleicht bildete er sich das auch nur ein und er hatte schon immer diese leicht rundliche Form gehabt. Vielleicht war er immer so von ihrer Schönheit abgelenkt gewesen, dass er sich nur auf ihre weiche Haut konzentriert hatte, und nicht auf die Größe ihres Bauchs. Er hätte schwören können, er kenne jeden Teil ihres Körpers in und auswendig. Aber vielleicht lag er auch richtig und sie hatte die Form ihres Körpers auch einfach nur mit Magie ein wenig verändert. Wer wusste schon, was die Feen alles mit ihren Fähigkeiten anstellten. Roberts Blick wanderte zu ihrem Gesicht. Dort hatte sich nichts verändert. Sie hatte immer noch die gleichen Augen, dieselbe dünne Nase, die reinste Haut, die er je gesehen hatte, die kantigen Wangen, die dennoch perfekt abgerundet wirkten, und die süßen Lippen. ,,Wollen wir uns nicht lieber zu meinen Gemächern aufmachen?", hauchte Alilia gegen sein Gesicht. Ihre Stimme klang so sanft, aber doch so kalt. Wie ein Eiszapfen, der noch so wunderschön aussah, doch kurz davor war, abzubrechen und herunterzufallen. Ohne auf eine Antwort zu warten, hakte sie sich bei Robert ein und schritt über den kleinen Platz, der, obwohl keine einzige Lichtquelle zu sehen war, hell erleuchtet schien. Nach kurzer Zeit erreichten sie eine Höhle aus dicken Zweigen. Es waren Alilias Gemächer. Robert betrat mit ihr die Höhle. Im Inneren sah sie so ähnlich aus wie ein Zimmer. Die Wände aus Zweigen waren hoch genug zum Stehen und durch die Lücken in den Zweigen schien Licht durch. In der Mitte befand sich ein Lager aus Kissen und Decken. Alilia bwegte sich rückwärts darauf hin und zog sich dabei den dünnen Umhang aus Spinnenseide von den Schultern. Robert fuhr mit den Händen ihren Körper entlang. ,,Robert", sagte Alilia, ,,ich hörte Gerüchte über die Schattenjäger. Andrew Blackthorn, ihr wollt ihn holen kommen, weil ihr nicht einseht, dass er bei den Feen geblieben ist." Sie hauchte ihm einige Küsse auf seinen Hals, jedoch nur so zart, dass er kaum weniger als ihren Atem spürte. ,,Das sind nur Gerüchte", grummelte Robert und keuchte leise auf. ,,An Gerüchten ist immer etwas Wahrheit", erwiderte Alilia und öffnete langsam sein Hemd. ,,Möglicherweise." Robert näherte sich ihren Lippen. Er strich mit seinen Fingern durch ihre glatten schwarzen Haare, die noch dunkler als seine eigenen schienen. ,,Möglicherweise."
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Tanz des Schicksals - Shadowhunters/Malec
Fanfiction[pausiert] Sowohl die Geschwister Alec und Isabelle als auch Clary werden das Gefühl nicht los, nicht das für sie geschaffene Leben zu führen. Die drei Freunde leben am Lichten Hof, wo Gehorsam das oberste Gebot ist. Als plötzlich drei Fremde namens...