Kapitel 8

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Zwei Tage später hatte sich immer noch nichts geändert, im Gegenteil: Ashton tauchte nun jeden Morgen bei uns auf, um mich zu fragen, ob ich heute schon etwas vorhätte. Ich wusste, er tat es nur, um mich zu nerven, aber wieso? Grandma machte mittlerweile schon für drei Personen Frühstück, weil sie wusste, er würde kommen. Sie vergisst alles, aber das, was sie meiner Meinung nach gerne vergessen darf, wurde anscheinend in ihr Gehirn tätowiert. Aber nein, ich war ja die 'Böse' und ich sollte netter zu ihm sein...Das lag nur daran, dass Ashton ein Mensch mit zwei Gesichter war. Ein Mensch, den man auf der einen Seite als nett und hilfsbereit bezeichnen konnte, so fern jemand dabei ist, vor dem er sich benehmen musste, andererseits war er dieser arrogante, leicht perverse Idiot. Langsam hatte er mich total verwirrt, denn ich joggte nun sogar gerne, einfach nur um auf andere Gedanken zu kommen, oder darüber nachzudenken, was er mit seinem Verhalten erreichen wollte. Er war ein Rätsel und ich fing langsam an, dieses gerne zu lösen. Leider. Gerade schlenderte ich ein wenig am Strand entlang, als mir plötzlich Ashton entgegenkam. Ich beschloss so zu tun, als wäre er gar nicht da. Er würde eh ein Gespräch beginnen und mit dummen Sprüchen um sich werfen. Er grinste und breitete die Arme aus. Nicht sein Ernst, oder?

„Krieg ich keine Umarmung?“, schmollte er und lachte dann wieder.

„Nein, wofür?“, fragte ich und ging an ihm vorbei. Natürlich musste er mir folgen.

Wir gingen ein paar Meter wortlos nebeneinander her. Er sagte nichts. Er sah auf seine Füße, die durch den Sand schlurften und Staub aufwirbelten. Warum so ruhig? Suchte er nach seinem nächsten Spruch? Er sah langsam wieder auf, starrte auf das Meer, immer noch still. So gingen wir eine gefühlte halbe Stunde nebenher, schweigend. Ich sah nicht ein, mit ihm zu reden, jetzt, wo er schonmal ruhig war. Und jetzt war ich es, die starrte. Und zwar starrte ich ihn an...Seine Augen fanden wieder den Boden und verweilten dort. Als wären wir Freunde, die einfach nur das Wetter und den Strand genossen, so kam es mir gerade vor. Aber wir werden nie Freunde werden! Ich hörte, wie er begann, irgendetwas zu murmeln. Es klang, als würde es leise singen. Dazu klopfte er und seine Hand in einem gleichmäßigen Takt auf seinen Oberschenkel. Und ok, zugegeben: So schrecklich fand ich ihn eigentlich nicht, ich glaube, das war der wahre Ashton. Ruhig, wenn er wusste, dass es besser so wahr. Auf jeden Fall war er nicht der geborene Badboy, der sofort jedes Mädchen flachlegt, obwohl er sich so gibt. Und wahrscheinlich dachte er gerade genau das Selbe von mir. Dass ich eigentlich auch anders bin. Nur warum bin ich das nicht, wenn er in der Nähe ist? Der Frust ist mittlerweile weg. Wir gingen noch ein paar Schritte weiter, dann blieb er stehen und ich tat es ihm gleich.

„Das Wasser scheint warm zu sein“, stellte er fest, als er einen Fuß hineinhielt. Ich zuckte nur mit den Schultern. Zuerst mussten ein paar Kilo runter, ehe ich mich im Bikini an den Strand legte oder schwimmen ging. Und noch dazu, hatte ich heute Unterwäsche, und keinen Bikini, drunter und ein weißes Top an...und wir wissen ja alle wie gut ein nasses, weißes Top die Unterwäsche und den Körper verdeckt – nämlich gar nicht.

„Mir ist langweilig“, stöhnte Ashton nun.

„Dann geh schwimmen“, gab ich zurück. Er grinste und antwortete nur „gute Idee“, dann nahm er mich hoch und lief mit mir ins Wasser.

„Ashton, bist du bescheuert?! Was fällt dir ein?! Lass mich runter“, schrie ich ihn entsetzt an. Erstens war ich zu schwer, dass er mich tragen könnte und zweitens hatte ich, wie schon erwähnt, die absolut falschen Klamotten an. Er ging soweit ins Meer hinein, dass das Wasser ihm bis zur Gürtellinie stand.

„Sicher, dass ich dich runterlassen soll?“, grinste er. Oh Mist! Ich sah nach unten und Sekunden später machte er lachend Anstalten, mich fallen zu lassen. Ich legte meine Hände um seinen Hals und verschränkte meine Finger ineinander.

„Ich würde dich nie fallen lassen, es sei denn...“

„Es sei denn, was?“

„Es sei denn, ich bekomme das Bedürfnis wissen zu wollen, was du drunter trägst“, lachte er. Ich musste ihn dazu bekommen, wieder an den Strand zurück zu laufen. Lange konnte er mich sicherlich nichtmehr halten. Doch gerade tat er so, als wäre ich leicht wie eine Feder. Er war der Erste und mit Sicherheit auch der Einzige, der das tat.

„Ich warne dich! Wenn du das tust, dann...dann...“

„Was ist dann? Was willst du tun?“, lachte er weiter.

„Ich mach dir dein Leben zur Hölle, das kannst du mir glauben, Irwin!“

„Das fände ich aber nicht mal so schlimm, dann würdest du auch freiwillig mal auf mich zu kommen“, sein Grinsen wurde immer breiter.

„Oje“, murmelte er dann und ich sah ihn an.

„Was?!“

„Das Bedürfnis kommt und ich lasse dich fallen in drei, zwei eins...“

Noch bevor ich protestieren oder ihn anschreien konnte, landete ich im Wasser und hörte ihn laut lachen. Super! Der weite Stoff, der meine Kurven verdeckte, lag nun hauteng an. Ich beschloss, mit dem kompletten Oberkörper im Wasser zu bleiben und bis nach Hause zu schwimmen. Von dort aus musste ich ja nur noch ein Stück gerade aus und Ashton sieht kaum etwas. Ich drehte mich von ihm weg und schwamm los.

„Werden wir jetzt schüchtern?“, rief er mir hinterher, bevor ich merkte, dass er dabei war, zu mir zu schwimmen. Na klar, da sage ich mal etwas Positives über ihn und schon bekomme ich die Quittung dafür. Und nein, jetzt war es klar, ich hasste ihn immer noch. Ashton war schließlich schneller als ich und stellte sich mir in den Weg.

„Du bist deswegen eingeschnappt? Sag mal, wie alt bist du? Sechs?“

„Siebzehn. Es ist nur so, dass dein Gehirn wohl erst fünf ist...“, konterte ich.

„Zwanzig, um genau zu sein...“, verbesserte er, „aber ich steh auf jüngere Mädchen und umso mehr, wenn sie auch noch so sexy sind, wie du.“

War das gerade ein Anspielung darauf, dass er auf mich steht? Nein. Nein, nein, nein! Das durfte nicht passieren. Er strich mit seiner Hand durch seine hellen Locken und tauchte komplett unter, dann wieder auf. Ich schwamm weiter, es war ziemlich weit bis nach Hause, und vor allem dann, wenn man vorhatte, den ganzen Weg im Wasser zu bleiben. Aber mir egal, ich hatte ja den ganzen Tag frei. Ashton begleitete mich, machte keine Anstalten, mich alleine zu lassen, damit ich aus dem Wasser gehen konnte. Ich weiß nicht, wie lange es dauerte, bis wir Zuhause ankamen, vielleicht zwei, drei Stunden. Dann blieb ich im Wasser hocken und sah, wie er mich anstarrte und wieder grinste.

„Wehe du guckst!“, meinte ich, was ihn wieder zum Lachen brachte.

„Denkst du, ich bin den ganzen Weg umsonst mitgekommen?“

„Natürlich nicht“, antwortete ich und irgendwie brachte es mich auch zum Lachen.

„Also was ist jetzt, ich kann dich auch gerne nach Hause tragen.“ Ja klar, gerne, wenn ich ihm dabei die Augen zuhalten konnte. Ich verdonnerte ihn dazu, keinen Fuß aus dem Wasser zu bewegen, bis ich wieder hier war. Er würde mich so nur von hinten sehen und das war wirklich angenehmer, als zu wissen, dass gerade jemand dort hinguckt, wo seine Augen niemals hingehörten.

„Ok, Deal: Ich warte hier und gucke nicht, dafür schnappst du dir einen Bikini und kommst wieder raus, wenn du dich umgezogen hast. Ganz einfach.“

„Deal“, entgegnete ich und rannte aus dem Wasser. Pff, als ob ich nochmal wiederkommen würde, spinnt der? Ich war mir sogar sicher, dass er, genau wie ich, sein Versprechen nicht einlösen würde. Und so war es auch.

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Soo, ein neues Chapi :) Vielen Dank, an alle, die mir Rückmeldung geben :) Ich liebe euch :) Ich denke, dass ich auch öfter update, je mehr Kommis ich erhalte :P Und denkt an die Widmungen :)

Danke für's Lesen :)

You always meet twice - Ashton IrwinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt