Kapitel 34

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Tessa PoV:


Warum hat Ash das getan? Ich weiß, es tut ihm Leid, aber trotzdem frage ich mich, warum. Für ihn ist das Thema abgehakt, für mich aber nicht. Er ist mein erster Freund, er muss das Ganze etwas langsamer angehen lassen.

Am nächsten Tag traf ich mich mit Calum und Michael am Strand. Ich erzählte ihnen nichts, es ging sie einfach auch nichts an, aber natürlich fragten sie trotzdem ständig nach. Gute Freunde wollen halt eben immer alles ganz genau wissen. Doch diesmal ging es nicht. Stattdessen spielten wir ein wenig Volleyball und legten uns danach in den Sand. Dann gingen wir noch zu Calum. Er wohnte nur ein paar Minuten vom Strand entfernt in einem recht großen Haus. Ich war noch nie bei ihm gewesen und es mag komisch klingen, aber irgendwie war ich gespannt, wie es bei ihm wohl aussehen würde. Wir gingen direkt neben der Haustür eine Treppe hoch und dann durch die dritte Tür links. Calums Zimmer. Calums großes Zimmer. An der Wand hingen drei Gitarren, neben seinem Bett standen zwei Bässe und überall im Zimmer waren Plektren verteilt. Auf seinem Schreibtisch stapelten sich Rock-CD's, die nichtmehr in sein Regal gepasst haben, unter seinem Schreibtisch standen zwei oder drei Verstärker. Ansonsten sah es eigentlich recht ordentlich aus — für ein Jungszimmer. Und vor allem war es sehr musikalisch eingerichtet. Cal machte wohl den ganzen Tag nichts anderes. Wir setzten uns auf sein Sofa und schauten noch zwei, drei Filme, von denen wir jedoch nur die Hälfte mitbekamen, wir hatten ständig Besseres zu tun, als auf den Film zu achten. Wir begannen uns mit Chips zu bewerfen, Michael schüttete seine Cola um, sodass wir den Fußboden noch schrubben konnten und außerdem waren die Filme sowieso langweilig. Zumindest wenn man sie schon kannte, so wie es bei mir war.

„Ich muss langsam mal los...", meinte ich irgendwann. Es waren so um die elf Uhr, „meine Grandma macht sich sonst Sorgen, ihr wisst ja, wie sie ist."

Michael und ich verabschiedeten uns von Calum, dann brachte Mikey mich nach Hause. Er bestand darauf und meinte, dass er es nicht verantworten kann, mich alleine gehen zu lassen, weil Ashton ihm dann etwas antun würde. Achja Ashton...er hatte sich heute noch nicht bei mir gemeldet. Keine SMS, kein Anruf. Nichts. Eigentlich sollte ich mich ja auch melden, aber ich wusste noch nicht so genau, wie ich mich verhalten sollte. Es war mir einfach nur peinlich.

„Bleibst du noch?", fragte ich Michael, als wir vor meinem Haus standen, er nickte. Leise schlichen wir uns in mein Zimmer, meine Grandma schlief bereits. Ich knipste das Licht an und wir setzten uns auf mein Bett. Kurz war es still. Michael überlegte. Was war denn? Vielleicht überlegte er, was er sagen könnte, aber eigentlich redete er doch immer drauf los. Vielleicht bedrückte ihn etwas?

„Alles ok?"

„Das sollte ich dich wohl eher fragen. Ashton ging es gestern echt dreckig, als hättet ihr euch getrennt. Habt ihr euch gestritten?", fragte er und sah mich erwartungsvoll an.

„Nein", meinte ich, „nicht direkt."

„Sondern?"

„Es geht dich nichts an. Und ich will nicht darüber reden", blockte ich ab. Er kann nicht alles wissen, was zwischen mir und Ashton läuft. Auch wenn er mein bester Freund ist.

„Wenn du reden möchtest, ich bin immer für dich da."

„Danke Mikey", antwortete ich lächelnd und umarmte ihn. Er war wirklich mein bester Freund, er verstand sofort, dass es besser war, das Thema zu wechseln. Und er hakte nicht tausendmal nach, das gefiel mir. Er akzeptierte es. Es wurde immer später, wir immer müder. Michael beschloss, einfach zu bleiben, es war viel zu spät, um nach Hause zu gehen. Das letzte Mal, als ich über Nacht mit einem Jungen zusammen war, ist nicht so glücklich geendet. Ich hatte noch nie einen wirklich besten Freund, dafür beste Freundinnen wie Hannah umso mehr. Aber ein Junge hatte noch nie bei mir übernachtet, ich war freundschaftlich noch nie einem Jungen so nah wie Michael. Zuerst beschlossen wir, dass er einfach auf der Couch schliefe. Wir knipsten das Licht aus, er blieb noch ein bisschen in meinem Bett, weil wir noch quatschen wollten, irgendwann schliefen wir so ein. Er und ich. Gemeinsam. In einem Bett. Was würde Ashton sagen, wenn er es wüsste? Ich würde niemals etwas mit Mikey anfangen, aber was denkt Ashton? Oder noch schlimmer: Was macht Grandma, wenn sie mich morgen mit einem Jungen im Bett sieht? Eigentlich wollte ich darüber nicht nachdenken, ich sollte es genießen, so tolle Freunde zu haben und an einem so tollen Ort zu sein. Und vor allem sollte ich niemals darüber nachdenken, wie der Tag sein wird, an dem ich mich von allen verabschieden muss, doch genau das ging mir durch den Kopf, als ich mitten in der Nacht aufwachte und bemerkte, dass Mikey immer noch neben mir lag. Ich will mich von niemandem verabschieden, am liebsten würde ich für immer hier bleiben. Am anderen Ende der Welt. Bei Grandma, Michael und vor allem bei Ash.

You always meet twice - Ashton IrwinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt